Todesglocken für John Sinclair
zerschmettern und töten. Wir haben es noch nicht getan, weil wir uns an den Auftrag gebunden fühlten. Zwei Aufpasser hatten wir zurückgelassen. Du konntest sie überwinden, sonst wärst du nicht hier. Bisher war alles Spiel«, sagte er drohend. »Jetzt wird die Lage ernst. Die Glocke hat geläutet. Sie hat uns gerufen und auch andere. Es war das Startzeichen des Teufels, auch du wirst dich daran gewöhnen müssen. Deshalb mach keinen Ärger.«
Schon einmal hatte ich mich gegen sie behaupten können. Nun, das war von ihnen gewollt. Jetzt wurde es noch ernster für mich, und abermals dachte ich nicht daran, aufzugeben, auch wenn es den Anschein hatte, denn ich hob wie resignierend die Schultern und senkte auch den Kopf.
»Gut, daß du…«
Die nächsten Worte blieben dem Rothaarigen im Hals stecken, denn ich war gestartet.
In Windeseile hatte ich die Distanz zu ihm überwunden. Mich interessierte auch Gwendolyn nicht mehr. Ich rammte sie zur Seite, und bevor die anderen noch eingreifen konnten, hatte ich ihren Anführer gepackt, meinen linken Arm um seine Kehle geschlungen und ihn zurückgedrückt, wobei er gleichzeitig mein Knie in seinem Rücken spürte und die kalte Mündung der Beretta an seiner rechten Schläfenseite. Ich hatte ihn zudem zurückgezogen, damit er weg aus der unmittelbaren Nähe seiner Kumpane kam.
Ein jeder hörte meine Stimme und wußte Bescheid. »Nun wird nach meiner Musik getanzt, Freunde…«
***
Es wurde still.
Allerdings nur für Sekunden, dann unterbrach das pfeifende Atmen des Rothaarigen die Stille, und seine nachfolgenden Worte sollten mir die Angst einjagen. »Das schaffst du nie, Bulle. Du hattest deine Chance gehabt. Jetzt nicht mehr. Vorbei…«
Wahrscheinlich mußte er so reden, weil er irgendwie unsicher war. Er hatte gesehen, wie hart ich reagieren konnte und daß ich mich auch von ihm und seinen Kumpanen nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ. Zudem spürte er den harten Druck der Beretta-Mündung an der Stirn. Dieser alte Transportaufzug befand sich hinter mir. Ihn mußte ich unbedingt erreichen, um diesem verdammten Schacht zu entfliehen. Zudem konnte ich mir vorstellen, daß dieser Magic Man schon in der verrückten Hexen-Disco gelandet war und dort Panik hervorrief. Ich ging zurück. Der Rothaarige machte sich in meinem Griff steif und stemmte mir so seinen passiven Widerstand entgegen. Okay, er wollte es nicht anders, so verstärkte ich den Druck und zischte in sein Ohr.
»Wenn du dich dumm anstellst und irgendwelche Tricks versuchst, ist es aus. Ich würde an deiner Stelle ruhig sein.«
»Schießt du wirklich, Bulle?«
»Ja.«
Meine Antwort mußte auf ihn sehr überzeugend geklungen haben, denn in den folgenden Sekunden versteifte er seine Haltung nicht mehr, sondern unterstützte mich sogar bei meinen Bemühungen.
»So kommen wir schon zurecht!« lobte ich ihn. »Sag mal, wie heißt du eigentlich?«
»Killing Jo.«
»Toller Name. Hast du dir den Namen verdient?«
»Und wie.«
»Wir werden sehen.«
Die anderen neun waren vorsichtig geworden. Sie hatten meine Unterhaltung mit ihrem Chef verstanden und auch den Ernst aus meiner Stimme gehört. Aber sie folgten mir. Ging ich mit meiner Geisel einen Schritt zurück, so schoben sie sich um die gleiche Distanz vor. Der Zwischenraum blieb immer gleich.
Ihre Gesichter waren hart, die Augen funkelten tückisch. Ich durfte mir keine Blöße geben, daraufwarteten sie nur. Wenn das geschah, würden sie über mich herfallen wie Taiga-Wölfe über ein Opfer und mich regelrecht zerreißen. Auch Gwen befand sich bei ihnen. Im Gegensatz zu den Zombies schritt sie unnatürlich steif, als würde sie an Fäden hängen und von einem anderen geführt werden.
Sie hatte ihre Hexenmaske nicht erst aufzusetzen brauchen. Auch so war ihr Gesicht entstellt genug, da ihr durch den Biß des Magic Man Vampirhauer gewachsen waren, die wie kleine Säbel aus dem Oberkiefer hervorstachen. Über ihr Gesicht zuckte ebenfalls der Fackelschein und machte es zu einer bleichen, gleichzeitig mit einem Muster aus Licht und Schatten versehenen Fratze.
Der in die Tiefe führende Aufzug mußte sich links von mir befinden. Immer wieder verdrehte ich die Augen und schielte dorthin, aber noch konnte ich ihn nicht erkennen und mußte weitergehen. Auch Killing Jo hatte erkannt, wie ernst es mir war. Er sagte auch nichts mehr, nur sein scharfes Atmen vernahm ich. Er stank außerdem nach Fett und Schweiß, denn mit irgendeinem Zeug mußte er sich
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