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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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Während Jóa die fragwürdige Schandtat der fragwürdigen Gewalttäter ablichtet, gehe ich zur Bedienung, die fachmännisch Gläser poliert.
    »Du bist neu hier«, sagt sie spitzbübisch.
    Ich stelle mich wieder vor und erzähle, warum ich in Reyðargerði bin.
    Sie sagt, sie heiße Elín und habe ihr ganzes Leben lang hier gewohnt. »Wollte mich gerade aus dem Staub machen und in die Stadt ziehen, als auf einmal das ganze Geld auftauchte.«
    »Du bleibst also in Reyðargerði?«
    »Ich will hier nicht versauern«, antwortet Elín, »aber auch nicht mit leeren Händen weggehen.«
    »Take the money and run?«
    Sie lächelt mir verheißungsvoll zu. »Du sagst es. Willst du ein Bier aufs Haus?«
    Ich bin irritiert. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich das Angebot angenommen und mit dem Gedanken gespielt, ob nicht noch ein bisschen mehr drin wäre.
    Aber jetzt reizt mich das nicht. »Nein, danke. Bei der Arbeit sollte man sich zurückhalten.« Ich zeige auf die gutausgestatteten Flaschenregale hinter ihr. »Ist dir bestimmt nicht fremd, oder?«
    Sie nickt und poliert weiter Gläser.
    »Es ist nicht ganz einfach, rauszufinden, was eigentlich passiert ist«, sage ich dann. »Kannst du mir vielleicht dabei helfen?«
    Sie zögert nicht. »Nur die üblichen Spielchen von Aggi, sturzbetrunken, wie üblich. Wahrscheinlich hatte er auch ein paar Joints intus und sich eine Line gezogen. Er und zwei Kumpels haben ein portugiesisches Paar drangsaliert und die Frau angemacht. Der Mann wollte, dass sie gehen und sie in Ruhe lassen. Daraufhin sind sie noch aufdringlicher geworden, und die Frau hat angefangen zu weinen. Drei Polen vom Nachbartisch haben sich eingemischt, und dann ging die Post ab.«
    »Es ging also gar nicht um rassistische Übergriffe, Ausländerhass oder so?«
    »Am Rande vielleicht schon, obwohl einer von Aggis Kumpeln auch Ausländer ist. Ich kenne Aggi von klein auf. Er war ein netter, liebenswürdiger Junge, aber als Jugendlicher hatte er es schwer. Die Kinder von einflussreichen Leuten werden leicht zu Opfern. Er ist wegen seiner Zähne und wegen seines Vaters gehänselt worden. Sie haben ihn den Hansenhasen genannt. Aggi hat schon mit fünfzehn angefangen, Drogen zu nehmen. Im Grunde kommt er einfach mit sich selbst nicht klar.«
     
    Mit alldem, was ich gehört habe, und mit den Äußerungen von Höskuldur Pétursson im Kopf versuche ich, einen verantwortungsvollen, aber dennoch ungeschönten Artikel über die »Unruhen in Reyðargerði« zu schreiben. Ich sitze mit freundlicher Erlaubnis des Hotelchefs in dessen Büro und hangele mich auf dem Bildschirm vor und zurück, ändere hier den Tonfall, schwäche dort etwas ab. Abends um kurz vor acht setzte ich den letzten Punkt. Die Schlagzeile lautet:
    SCHWIERIGE ZEITEN IN REY Ð ARGER ÐI
    berichtet Hauptkommissar. Sieben Männer verbrachten am Wochenende nach einer Kneipenschlägerei die Nacht in Polizeigewahrsam.
    Ich maile den Artikel mit Jóas Fotos in die Hauptstadt. Als ich gerade anfange, mich vor der vierstündigen Rückfahrt über Stock und Stein in der Dunkelheit zu fürchten, fällt mir die Frau, die in die Vestari Jökulsá gestürzt ist, wieder ein.
    Ich rufe beim Krankenhaus in Akureyri an. Dort wird mir mitgeteilt, sie sei immer noch bewusstlos. Angeblich wurde sie trotz des Sicherheitshelms durch einen schweren Schlag am Kopf verletzt und prallte beim Sturz in den Fluss frontal auf einen Felsen. Über ihre Genesungschancen kann keine Auskunft erteilt werden, aber ich erfahre, ihr Mann sei kurz nach dem Unfall wieder zu Bewusstsein gekommen, aus dem Krankenhaus entlassen worden, und es gehe ihm den Umständen entsprechend. Er säße am Krankenbett seiner Frau.
    Mit Hilfe modernster Technik schicken wir einen Bericht mit Text und Fotos von dem Adventuretrip nach Reykjavík. Dann machen Jóa und ich uns endlich auf zu einem ebensolchen.

[home]
4
    Montag
    I ch sitze in meinem Schrank, die Beine auf dem Schreibtisch, und döse. Plötzlich werde ich abrupt aus dem Schlaf gerissen. Jemand schüttelt mich und schreit mich an. Was ist denn los? Geht die Welt endlich unter?
    Ich drehe mich auf dem Stuhl um. Vor mir steht Ásbjörn, sein aufgedunsenes Gesicht kreideweiß vor Aufregung.
    Ich bin immer noch verwirrt.
    Haben Terroristen eine Air-Iceland-Maschine entführt und steuern auf die beiden Türme der Kirche von Akureyri zu?
    »Snúlli ist verschwunden! Einar! Snúlli ist weg!«
    Ich reibe mir die Augen. Bin vollkommen erschlagen. Jóa und ich sind

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