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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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an einem anderen Ort als am Fundort gestorben ist?«
    »Hast du schon mal von jemandem gehört, der bei einem Unfall oder aus freiem Willen stirbt und seine Leiche anschließend an einen anderen Ort transportiert, wo er sie dann versucht zu verbrennen?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sage ich und ertappe mich dabei, wie ich in diesem unpassenden Moment grinse.
     
    Es fällt mir nicht leicht, eine neue Meldung über die Ermittlungen des Verschwindens und Ablebens von Skarphéðinn Valgarðsson zu schreiben. Den Auskünften meines Informanten zufolge ist mir klar, dass viele innerhalb der Polizei, die Techniker und Fachleute, sowie die Angehörigen des Verstorbenen das wissen, was ich jetzt weiß. Und bestimmt noch mehr. Trotzdem ist es nicht leicht, sich um die Fallgruben herumzuhangeln. Die Fortsetzung meiner Berichterstattung hängt von vorsichtigen Formulierungen ab, die es unmöglich machen, den Informationskanal aufzudecken und, nicht zuletzt, von einem taktvollen Umgang mit Skarphéðinns Familie.
    Nach einer Stunde Bastelei bin ich mit meiner Arbeit zufrieden und schicke den Text ab.
    Trotz der Kälte öffne ich das Schrankfenster und zünde mir eine Zigarette an.
    Da klingelt das Telefon.
    In Erwartung irgendeiner Nörgelei von Trausti Löve nehme ich vorsichtig den Hörer und sage:
    »Dies ist der automatische Anrufbeantworter von Einar beim
Abendblatt
. Zur Zeit bin ich mit wichtigen Recherchen bei Modenschauen und Hochzeitsfeiern für den Ressortleiter Trausti Löve beschäftigt. Wenn du mir eine Nachricht …«
    »Hi, Papa. Was soll denn das?«
    »Gunnsa! Hallo, willkommen zu Hause! Bist du gerade gelandet?«
    »Ja, ich rufe vom Handy aus an. Wir sind auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt.«
    »Und wie war’s?«
    »Su-per-cool.«
    »Schön zu hören. Ich dachte schon, du hättest dich zu Tode gelangweilt.«
    »Hab sogar jede Menge dänische Häuser gesehen.«
    »Ach ja?«
    Im Hintergrund höre ich ein undeutliches Gespräch zwischen Rúna und Raggi und irgendeinem Mistkerl.
    »Alles Weitere erzähle ich dir morgen. Wie war’s bei dir?«
    »Bei mir ist es immer supercool. Erzähle dir bei nächster Gelegenheit mehr davon.«
    »Okay, dann bis morgen!«
    Der Himmel über Akureyri, Island, Skandinavien, Europa, der Welt, dem Universum klart auf.
     
    Als ich mich gegen elf todmüde mit Snælda zur Ruhe begebe, muss ich aus irgendeinem Grund an einen anderen Elternteil und eine andere Tochter denken: Gunnhildur Bjargmundsdóttir und Ásdís Björk Guðmundsdóttir.

[home]
12
    Mittwoch
    D ie letzten Stunden von Skarphéðinn Valgarðssons Erdenleben?
    An diesem nasskalten Morgen auf dem Weg in die Innenstadt fällt mir nichts Besseres ein, als in die Fußstapfen der Polizei zu treten.
    »Was meinst du?«, frage ich Ásbjörn, als wir in der kleinen Küche im Büro des
Abendblatts
sitzen.
    Er nippt laut schlürfend an der schwarzen Brühe und verzieht das Gesicht. »Ich verstehe nicht, warum du mich danach fragst. Ich hab nichts mehr mit den Nachrichten zu tun.«
    »Also, ich frage unter anderem, weil dein Kontakt zu Ólafur Gísli der Schlüssel zur Fortsetzung unserer Vorreiterrolle in der Sache ist. Ich meine, glaubst du, er macht einen Rückzieher, wenn ich versuche, über seinen Kopf hinweg an Informationen zu kommen? Glaubst du, er erwartet, dass ich nett und ruhig abwarte, bis er es für unbedenklich hält, mir etwas über den Verlauf der Ermittlungen zu erzählen?«
    »Er weiß genau, wie du bist. Wie du arbeitest.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, dass du einfach das tun solltest, was du für richtig hältst.« Er zögert und sagt dann: »Aber es könnte wichtig sein, dass du mich über deine Recherchen auf dem Laufenden hältst. Dann kann ich Ólafur Gísli notfalls informieren. Es zahlt sich immer aus, wenn so ein Austausch beidseitig ist.«
    »Oder reziprok, wie man heutzutage sagt. Aber ich wage es zu bezweifeln, dass ich irgendwas rausfinde, was die Polizei nicht schon längst weiß. Die sind natürlich einen oder mehrere Schritte voraus; das liegt in der Natur der Sache.«
    »Das wird sich zeigen«, entgegnet Ásbjörn. Er ist heute ungewöhnlich forsch.
    Ich beuge mich vor und nehme mir eine Zigarette, zünde sie aber nicht an. »Vermisst du deinen Job als Ressortleiter, Ásbjörn?«
    Er zeigt aufgebracht auf die Zigarette. »Du zündest diesen Mist hier nicht an. Ich weiß sehr wohl, dass du in deinem Büro qualmst. Und du weißt ganz genau, dass ich das überhaupt nicht vertragen kann.

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