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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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Jeansjacke und schwarzem T-Shirt mit der Aufschrift
Born To Be Wild
. Sein langes, blondes Haar trägt er diesmal nicht in einem Zopf; es steht in alle Richtungen ab. Er lacht und sagt zu seinem Kumpel, den ich noch nie gesehen habe: »Diese Idioten. Denen haben wir’s gezeigt.«
    Als er Jóa und mich erblickt, bleibt er abrupt stehen, so dass seine Begleiter gegen seine Schultern prallen. Der dunklere ist Ivo Batorac, in schwarzer Jeans, schwarzem T-Shirt und schwarzer Lederjacke, er ist kurzbeinig, untersetzt und hat einen rasierten Schädel. Er trägt einen Ohrring und hat ein pfannkuchenrundes, vernarbtes Gesicht und große, bläuliche Hände mit Wurstfingern. Garðar Jónsson wirkt älter als die beiden anderen, vielleicht fünfundzwanzig, hat ein brutales Gesicht und eine unvorteilhafte, schlaksige Figur, er trägt Bluejeans und ein weißes T-Shirt mit der schwarzen Aufschrift
White Revolution – The Only Solution!
Wie Ivo hat er einen rasierten Schädel.
    »Da ist ja schon die internationale Presse«, grinst Agnar durch seine großen, gelben Schneidezähne. »Das ist ja wohl auch das mindeste.«
    »Hallo, Agnar«, sage ich. »Können wir ein kurzes Interview und ein Foto machen?«
    Agnar Hansen kommt langsam mit seinen beiden Kumpanen im Schlepptau auf uns zu. Das Grinsen weicht nicht aus seinem übel zugerichteten Gesicht, und sein Auftreten wirkt bedrohlich.
    »Was meint ihr, Jungs?«, fragt er seine Kumpane. »Sollen wir sie verprügeln oder mit ihnen reden?«
    »Wir killen sie«, sagt Batorac. Er hat einen starken, harten Akzent.
    »Ob das so vernünftig wäre?«, sage ich. »Ausgerechnet jetzt, wo ihr gerade aus dem Knast entlassen seid? Ihr würdet direkt rückwärts wieder reinwandern. Fragt sich nur, ob ihr dann wieder so schnell rauskämt.«
    Agnar tritt ganz nah an mich heran, so dass die Spitzen meiner abgetretenen Schuhe seine silberverzierten Stiefel berühren. Er starrt mich mit eiskaltem Blick an.
    »Du kannst schreiben«, sagt er so nah an meinem Gesicht, dass mich sein übler Mundgeruch umgibt, »dass die Bullen hier in Akureyri eine Horde idiotischer Idioten sind …«
    »Idiotische Idioten – ist das nicht doppelt gemoppelt?«, unterbricht ihn Jóa. Es ist ungewöhnlich, dass sie sich einmischt, aber ihr verächtlicher Gesichtsausdruck spricht Bände und wird sogar von Agnar bemerkt.
    Er geht zu ihr und stellt sich dicht an ihrem Gesicht, wieder in Positur. Diese Pose hat er aus einem Actionfilm mit amerikanischen Streetkids kopiert. »Doppelt?«, flüstert er. »Bist du eigentlich doppelt zu haben oder nur eine kleine, geile, frigide Lesbe?«
    Jóa lässt sich davon nicht beirren, zumal sie wesentlich stämmiger und kräftiger ist als er. »Wie soll ich denn gleichzeitig geil und frigide sein?«
    Agnar verzieht das Gesicht, findet aber keine Antwort.
    »Und außerdem«, fügt sie hinzu, »wird jeder frigide bei deinem widerlichen Mundgeruch. Gibt’s in der Wache keine Zahnbürsten?«
    Gleich eskaliert es, denke ich und gehe freundlich lächelnd auf Agnar zu. »Aber, aber, Jóa. Die Jungs waren doch in Isolationshaft. Hör zu, Agnar, würdet ihr nicht gern kurz eure Verhaftung und Freilassung beschreiben?«
    Er beruhigt sich wieder, geht zu seinen Freunden, baut sich zwischen ihnen auf und legt ihnen die Arme um die Schultern.
    »Dann mach schon ein Foto von uns, Lesbenschlampe. Und du, Motherfucker«, sagt er zu mir, »kannst schreiben, dass die Bullen unschuldige Männer vom Lande, die sich in Akureyri ein bisschen amüsieren wollten, gewaltsam festgehalten haben. Wir haben nichts verbrochen. Wir haben noch nie was verbrochen.«
    Daraufhin klopft er seinen Kumpanen auf den Rücken und lacht. Die beiden stimmen wie ferngesteuert mit ein. Im selben Moment drückt Jóa auf den Auslöser.
    »Also, Jungs«, sagt Agnar. »Let’s celebrate. Gehen wir einen saufen, und dann besorgen wir uns was zum Vögeln.«
    Sie gehen gackernd zu einem nagelneuen schwarzen Honda auf dem Parkplatz. Es ist derselbe, den ich schon in jener schicksalhaften Nacht zum Gründonnerstag in der Strandgata gesehen habe.
»Sein neues Ross ist eine Honda …«,
hieß es in
Ritter der Straße
.
    Garðar Jónsson setzt sich hinters Steuer, Batorac auf den Beifahrersitz und Agnar wie ein feiner Herr mit Chauffeur und Leibwächter auf den Rücksitz. Als sie an uns vorbeifahren, kurbelt Agnar die Fensterscheibe herunter und ruft: »Ich wollte immer schon mal eine Scheißlesbe vergewaltigen. Bis bald!«
    Jóa und ich

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