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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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vergesse ich so schnell nicht. Ich heiße Einar, Reporter beim
Abendblatt

    Unser Händedruck ist feuchtkalt.
    Rúnar sagt zunächst nichts, schaut mich nur unter seinen dichten, zusammengewachsenen Augenbrauen merkwürdig an.
    Dann sagt er leise: »Danke.«
    »Ich hab ein paar Tage vor seinem Tod in Hólar ein Interview mit Skarphéðinn gemacht. Wegen der Aufführung von
Loftur, der Magier

    Er schweigt und geht in Richtung Tür.
    Ich folge ihm. Als wir im Flur stehen, fasse ich mir ein Herz und sage: »Du weißt ja, dass dein Bruder durch seinen Tod zu einer öffentlichen Person geworden ist, weil in einem Verbrechen ermittelt wird.«
    Er bleibt abrupt stehen und schaut niedergeschlagen auf den Fußboden.
    Ich habe den Eindruck, dass er etwas sagen möchte, und warte einen Moment.
    »Skarphéðinn war fest entschlossen, eine öffentliche Person, wie du es nennst, zu werden«, sagt er langsam.
    Ich nicke. »Aber nicht auf diese Art?«
    »Nein.«
    Irgendwie macht er auf mich den Eindruck eines verunsicherten, verletzten Jugendlichen. Aber andererseits wirkt er viel reifer als sechzehn.
    »Ich bin beauftragt worden, Informationen über deinen Bruder zu sammeln, um einen Artikel über ihn und sein Leben zu schreiben«, erkläre ich ruhig. »Und ich hab schon mit verschiedenen Leuten gesprochen, die ihn kannten. Aber ich sage dir ganz ehrlich: Es ist mir nicht gelungen, mir ein richtiges Bild von ihm zu machen.«
    Rúnar schaut in Richtung Aula.
    »Ich wollte dich und deine Familie bislang nicht belästigen. Und eigentlich finde ich es unpassend, dich hier festzunageln. Aber wärst du vielleicht bereit, dich mit mir zu treffen? Irgendwann später? Wir könnten uns ein bisschen unterhalten. Ich werde dich nicht zitieren, wenn du das nicht möchtest, aber ich brauche verlässliche Informationen.«
    Er steht einen Moment zusammengesunken da und sagt dann: »Okay. Aber ruf nicht bei uns zu Hause an.«
    Ich notiere mir seine Handynummer und verspreche, ihn erst in ein paar Tagen anzurufen. Dann ist er im Saal verschwunden, wo er versuchen wird, die Trauerfeier seines Bruders zu überleben.
    DREI MÄNNER IM AKUREYRI - FALL IN U- HAFT
    Drei junge Männer, alle wohnhaft in Reyðargerði, wurden im Zuge der Ermittlungen des Todes von Skarphéðinn Valgarðsson, Schüler aus Akureyri, in Untersuchungshaft genommen …
    Nachdem ich die Meldung mit diesem Anfangssatz geschrieben habe, ist mein Gewissen nicht mehr rein – am Ende stehen die Namen der drei Männer. Ich betone, dass ihre Beteiligung an dem Fall unklar und die U-Haft nur kurz angesetzt sei. Ich habe kein reines Gewissen, aber es könnte noch schlimmer sein. Kein einziges Wort über politische Machenschaften.
    Um sicherzugehen, dass die Meldung mit genau diesem Wortlaut ins Blatt kommt und nicht mit irgendwelchen Zusätzen oder Ausführungen des Ressortleiters versehen wird, bitte ich Hannes, die Sache mitzuverfolgen. Er verspricht es mir. Und er verspricht mir auch, dass ich mich weiterhin auf den Artikel über den Verstorbenen konzentrieren darf.
    Ich habe Ásbjörn gebeten, seinen Blutsbruder, Hauptkommissar Ólafur Gísli, über diesen Beschluss in Kenntnis zu setzen.
    Ásbjörn war nur auf dem Handy zu erreichen. Sein Festnetzanschluss scheint außer Betrieb zu sein.
    »Óligísli wird dazu nicht Stellung nehmen«, erklärt Ásbjörn, während er am Türrahmen meines Schranks lehnt. »Er meint, wir tragen sowieso die Verantwortung für alle unsere Veröffentlichungen.«
    »Hattest du den Eindruck, dass er glaubt, die Richtigen eingelocht zu haben?«
    Ásbjörn reibt sich am Türrahmen wie ein Pferd, dem der Rücken juckt. Sein verquollenes Gesicht ist so gerötet und müde, dass es schon ins Bläuliche übergeht. »Kommt mir nicht so vor. Aber ich glaube, die drei haben irgendwas ausgeplaudert. Er wollte mir nicht mehr darüber sagen.«
    »Nicht zum jetzigen Stand der Ermittlungen?«
    »Nein, nicht zum jetzigen Stand der Ermittlungen.«
    Ich mustere ihn. »Hör mal, Ásbjörn, du siehst nicht besonders gut aus. Eigentlich erinnerst du mich an meine eigene Visage montags morgens im Spiegel.«
    Er schüttelt den schmierigen, verschwitzten Kopf. »Gut möglich. Vielleicht sollte ich anfangen zu trinken, so wie du früher. Dann wär’s vielleicht erträglicher.«
    »Was ist los?«, frage ich und stehe auf.
    »Ich glaube, Karó dreht völlig durch«, sagt er und zittert am ganzen Körper. »Sie ist vollkommen mit den Nerven runter. Sie schläft nicht mehr und

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