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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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eigentlich der Fall ist. Der Patient glaubt beispielsweise, seine Kopfschmerzen würden durch einen Hirntumor anstatt durch Stress oder Migräne verursacht. Schmerzen in der Brust werden als drohender Herzinfarkt anstatt als Symptom einer Muskelentzündung aufgefasst, und das gesamte Unwohlsein wird als Bestätigung einer lebensbedrohenden Krebserkrankung angesehen.«
    In einem Artikel aus einer englischen Ärztezeitschrift steht unter anderem, dass zu den Risikofaktoren für Hypochondrie psychische Krankheiten wie Depressionen, Angstzustände, Persönlichkeitsstörungen sowie körperlicher, sexueller oder psychischer Missbrauch in der Kindheit zählen, und nicht zuletzt: dass es eine familienbedingte Veranlagung der Hypochondrie gäbe. Des Weiteren geht aus dem Artikel hervor, dass Hypochonder sehr oft, sogar mehrmals am Tag, zum Arzt gehen, fortwährend unter denselben Symptomen leiden und zur Bestätigung ihrer Befürchtungen mehr und mehr Spezialisten aufsuchen. Es gäbe Fälle, bei denen sich Ärzte auf unlautere Weise bereichert hätten. Der Patient neige dazu, sich stark abzukapseln und zurückzuziehen, was mich an Ragna Ármannsdóttirs Beschreibung von Ásdís Björk erinnert.
    Hypochondrie sei heilbar, aber dies könne lange dauern, und einige Fälle seien hoffnungslos. Manchmal sei eine medikamentöse Behandlung hilfreich, vor allem mit Antidepressiva, ebenso könne eine Psychotherapie zur Heilung beitragen. Viele Spezialisten sind offenbar der Meinung, das Befinden und die Zwangshandlungen von Hypochondern seien eine unbewusste Reaktion auf Stresssituationen.
    Das ist alles sehr aufschlussreich. Nun weiß ich allerlei über Hypochondrie. Aber ich habe keine Ahnung, wie sich Ásdís Björk Guðmundsdóttir fühlte. Und ich weiß noch viel weniger, wohin mich das alles führen wird und was ich tun soll. Darauf gibt mir das Internet keine Antwort.
     
    Ich habe den Eindruck, dass es Hauptkommissar Ólafur Gísli Kristjánsson ganz ähnlich ergeht.
    »Diese Schwachköpfe sind immerhin so schlau, alles abzustreiten«, erzählt er mir, als wir abends miteinander telefonieren. »Das haben sie offenbar vorher abgesprochen. Sich eine gemeinsame Lügengeschichte zurechtgelegt. Sie behaupten, sie wären bei dieser Party rausgeschmissen worden und hätten sich dann in der Stadt betrunken, wüssten aber nicht mehr, wo.«
    »Aber glaubst du nicht, dass zumindest einer von ihnen unter dem Druck der Polizei gestanden hätte, wenn sie wirklich etwas mit Skarphéðinns Tod zu tun haben sollten? Dieser Garðar Jónsson scheint mir beispielsweise ziemlich begriffsstutzig zu sein.«
    »Garðar? Völlig hirnlos.«
    »Aber warum hast du sie nicht länger in U-Haft behalten? Du hattest doch noch ein paar Tage?«
    »Ja, hatte ich. Der Hauptgrund ist, dass sich gestern Abend ein Zeuge gemeldet hat, der angeblich zwischen drei und acht Uhr in der Nacht auf Gründonnerstag mit diesen Deppen zusammen war.«
    »Und wer war das?«
    »Kein anderer als unser alter Bekannter Ólafur Einarsson.«
    »Aha. Da hat er sich aber ganz schön angestrengt, sich doch noch an etwas zu erinnern.«
    »Allerdings. Er behauptet, ihm sei plötzlich wieder eingefallen, dass er die Jungs nach Verlassen der Party irgendwo in der Stadt getroffen hätte, sie hätten ihn mit dem Auto aufgegabelt, und er hätte sie zu sich nach Hause zu einer Art Privatbesäufnis eingeladen. Sie hätten genug Stoff dabeigehabt, wie er es nannte.«
    »Findest du das denn glaubwürdig? Dieser Ólafur wirkte auf mich wie ein bekiffter Hohlkopf.«
    »Auf mich auch. Aber das Problem ist, dass er im Keller bei seinen Eltern wohnt, und seine Mutter, die aus Sorge um ihren Sohn fast umkommt, immer am Küchenfenster hängt, bis er zu Hause ist.«
    »Und die bestätigt seine Aussage?«
    »Nicht nur das. Sie hat die ganze Nacht wach gelegen, aus Sorge und wegen der lauten Musik und dem Lärm aus dem Keller. Gegen acht Uhr morgens hat sie ihren Mann geweckt. Der ist wutentbrannt in den Keller gerannt und hat die mehr oder weniger weggetretenen Typen rausgeschmissen.«
    »Hat der Vater das bestätigt?«
    »Ja. Die Eltern haben Ólafur zu der Aussage veranlasst. Und somit hatten wir gegen die drei nichts mehr in der Hand.«
    »Haben sie denn irgendwas über ihre Begegnung mit Skarphéðinn am besagten Abend erzählt?«
    »Nur, dass er sie bei der Party beschimpft und diesen Kroaten blöd angemacht hätte.«
    »Das kommt mir komisch vor. Was ich bis jetzt über Skarphéðinn gehört habe,

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