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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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…«
    »Super«, sagt er und unterbricht mich erneut. Nervtötender kleiner Scheißer. Offenbar ist er der selbst ernannte Anführer dieser Gruppe, der mir eine Audienz gewährt hat (wie offenbar allen neuen »Rekruten«). Wir sitzen in der Kabine eines zerbeulten Transit-Transporters, nur er und ich. Die Hitze ist unerträglich. Er hat die Türen aufgerissen.
    »Hören Sie, ich …«, setze ich an.

    »Und, was haben Sie so getrieben, Danny?«, fragt er und vervollständigt damit seinen Hattrick der Unterbrechungen.
    »Was?«
    »Seit der Krieg angefangen hat. Was haben Sie aus sich gemacht?«
    Ist das eine Fangfrage? Ich habe gekämpft, wann immer sich die Gelegenheit bot, und getan, was ich konnte, um möglichst viele Unveränderte auszuschalten. Glaubt der Typ etwa, ich wäre ein Faulpelz, der hier draußen abwartet, bis der Krieg zu Ende ist?
    »Gekämpft.«
    »Gut. Allein?«
    »Meistens war ich allein unterwegs und habe mit anderen zusammen gekämpft, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergeben hat. Hören Sie, was soll das alles?«
    »Haben Sie viele getötet?«
    Jetzt geht er mir allmählich auf die Nerven. Idiot. Ich hätte nicht übel Lust, einfach wegzugehen. Bei seinen Fragen fühle ich mich unwohl, fast unzulänglich. Ich glaube nicht, dass ich erbitterter hätte kämpfen können, aber wie sieht es im Vergleich mit anderen aus? Zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass ich gar nicht weiß, wie »gut« ich als Kämpfer eigentlich bin. Ist die Zahl meiner Opfer höher oder niedriger als der Durchschnitt? Spielt das eine Rolle? Solange wir alle töten, kümmert es da einen, wie schnell, enthusiastisch oder effektiv wir es machen? Plötzlich fühle ich mich wie bei einer dieser sinnlosen Leistungsbewertungen, denen ich mich während der Arbeit unterziehen musste. Habe ich das festgelegte Unveränderten-Soll für diesen Monat erfüllt?
    »Ja«, antworte ich, »aber ich habe nicht Buch geführt.«
    »Zu viele, um den Überblick zu behalten, was?« Er grinst. Überhebliches Arschloch.
    »So was in der Art.«
    »Ist Ihnen aufgefallen, dass ihre Anzahl abnimmt? Dass es immer weniger zum Töten gibt?«
    »Ja.«
    »Und wissen Sie, warum?«
    Ich zucke die Achseln. »Das könnte viele Gründe haben«, antworte ich und fühle mich plötzlich wie ein kleiner Junge, der in der Schule an die Tafel gehen muss. Ich antworte absichtlich vage, damit ich diesem Clown keine Gelegenheit gebe, mich dumm dastehen zu lassen. »Ich weiß, es liegt nicht daran, dass wir alle getötet haben.«
    »Wenn dem nur so wäre. Der wahre Grund ist jedoch, dass sie sich sammeln und völlig aus Gegenden wie dieser zurückziehen. Sagen Sie, haben Sie je von Chris Ankin gehört?«
    Ich denke nach. Der Name kommt mir bekannt vor. Dann fällt es mir ein: Chris Ankin war der Politiker, der die Botschaft aufzeichnete, die ich kurz nach Ausbruch des Krieges gehört habe. Als ich in jener Nacht aus dem Schlachthaus entkommen war, erklärte mir seine Stimme im Rundfunk schließlich, was mit mir passierte, und warum. Ich hatte eine Kopie dieser Botschaft auf einem Handy, das ich gefunden hatte, und spielte sie immer wieder ab, bis die Batterie leer war und ich es wegwarf.
    »Ich kenne ihn. Ich dachte, er wäre tot.«
    »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er das nicht.«
    »Und wann war das?«
    »Vor etwa zehn Tagen. Haben Sie seine Botschaften verfolgt?«

    »Ich habe seit Wochen nichts mehr gehört.«
    Preston dreht sich um und sucht etwas hinter sich. Unter einem der Sitze zieht er einen Laptop hervor und schaltet ihn ein. Ich verfolge, wie das Gerät hochfährt, und betrachte die Meldungen und den Startbildschirm wie einen Blockbuster aus Hollywood. Ich fühle mich unerwartet nostalgisch und leer und erinnere mich an Dinge, an die ich nicht mehr gedacht habe, seit mein altes Leben zu Ende ging. Nach mehreren Minuten ist die Maschine bereit. Mit dem Tempo einer computerphoben Zweifingertippse loggt Preston sich ein und öffnet eine Videodatei. Am unteren Bildschirmrand taucht eine Reihe kleiner Symbole und Meldungen auf und verschwindet wieder, da Programme über Netzwerke, die nicht mehr existieren, vergeblich nach Aktualisierungen suchen. Ein hageres und übermüdetes, verpixeltes Gesicht (Chris Ankin, vermute ich) erscheint in einem kleinen Fenster, das Preston unter inbrünstigem Fluchen schließlich zum Vollbild vergrößern kann. Als er mir den Laptop reicht, ist der Politiker schon mitten in seiner Ansprache. Durch die blechernen

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