Todesinstinkt
warf einen schwachen Schein auf die Steinplatten. Younger breitete die Arme aus und winkte Gruber heran.
Der Motor des Wagens brüllte auf. Younger stapfte auf ihn zu. Mit einem Ruck schoss das Automobil nach vorn, und Younger begann zu laufen. Gruber beschleunigte, Younger rannte. Unmittelbar vor dem Zusammenstoß in der Mitte des Platzes sprang Younger hoch in die Luft, und die Kühlerhaube jagte unter ihm vorbei. Den Kopf hinter dem Arm geschützt krachte er mit der Schulter gegen die Windschutzscheibe.
Das Glas zerbarst, messerscharfe Scherben flogen Gruber ins Gesicht, und der Wagen rutschte führerlos zur Seite. Als Younger aufprallte, wurde der Beifahrersitz aus der Verankerung gerissen und rammte einen der Kerle hinten, der vor Schmerz aufschrie, weil seine Beine eingekeilt oder sogar gebrochen waren.
Neben diesem Mann, der unbewaffnet war, saß Colette. »Stratham?«
»Nicht bewegen«, zischte er.
Grubers zweiter Kumpan auf der anderen Seite von Colette hatte ihre Pistole in der Hand und wollte damit auf Younger anlegen, als das Automobil schlitternd zum Stehen kam. Younger packte diese Hand und drückte seinen Daumen auf den Abzugsfinger des Mannes, so dass die ersten zwei Schüsse harmlos durch die Luft peitschten. Dann zerrte er den Arm des Schützen über Colettes Brust, bis sich die Waffe direkt in die Rippen des eingekeilten Mannes bohrte. Younger gab drei Schüsse ab. Danach faltete er den Arm mit der Pistole zurück, bis diese auf die Schläfe des Schützen zielte. Auf dem Gesicht des Kerls malte sich Fassungslosigkeit. Offenbar war ihm unbegreiflich, wie sich eine Waffe, die er selbst in der Hand hielt, gegen ihn richten konnte. Younger presste die Finger zusammen, bis die Pistole feuerte.
Vorn auf dem Fahrersitz hatte sich Gruber verzweifelt die Scherben aus dem Gesicht gewischt. Beim Knall der Schüsse krallte er blind nach der Tür, konnte aber den Riegel nicht finden. Schließlich machte er sich daran, hinauszuklettern.
Younger packte Gruber an den Fußgelenken und stellte sich auf den Fahrersitz. Mit dem Kopf nach unten hängend scharrte Gruber über die Steinplatten wie ein Nagetier, das sich in die Erde graben wollte. Younger hob ihn einen Meter hoch und ließ ihn dann mit dem Gesicht voran auf den Boden fallen.
Der Aufprall machte Gruber benommen, raubte ihm aber nicht das Bewusstsein. Auf dem Armaturenbrett entdeckte Younger die Stahlstrebe, die die beiden Teile der Windschutzscheibe getrennt hatte. Er packte sie und sprang mit einem Satz über die Tür. Nachdem er Gruber hochgezerrt hatte, drückte er ihn gegen den Wagen. Das Gesicht
des Mannes war blutig, in seinen Augen glänzte die Angst. Colette löste sich von den beiden Toten und kletterte ebenfalls heraus.
»Ich nehme an, die Verlobung ist gelöst«, bemerkte Younger.
»Er war nicht mein Verlobter«, erwiderte sie, »er ...«
»Ich weiß, wer das ist«, knurrte Younger.
»Nein, er ...«
»Ich weiß es.«
»Luc«, rief Colette. Der Junge stand wenige Schritte entfernt im Licht der Scheinwerfer.
Younger wandte sich wieder Hans Gruber zu und redete ihn mit einer Stimme an, die fast nur ein Hauch war. »Ich überlege, ob es einen Grund geben könnte, dich am Leben zu lassen.«
»Ich war es nicht«, jammerte Gruber. »Es waren alle. Alle haben es getan.«
»Das ist kein Grund«, antwortete Younger mit der gleichen stimmlosen Stimme.
»Wir haben doch nur unsere Befehle befolgt.«
»Das glaube ich nicht.«
»Stratham ...« Colette stockte.
»Das Einzige, was mir einfällt, ist deine Feigheit.« Younger fixierte Grubers flehendes Gesicht und dachte nach. Dann kam er zu einem Entschluss. »Aber das ist auch kein Grund.«
Mit einem unbarmherzigen Stoß bohrte Younger die Stahlstrebe durch die Unterseite von Hans Grubers Kinn bis hinauf in den Schädel. Die blauen Augen erstarrten. Einen langen Moment blickte Younger tief in diese Augen, dann ließ er den Toten zu Boden sinken.
»Wir nehmen seinen Wagen«, sagte Younger.
Younger zerrte die anderen zwei Leichen heraus und warf sie über Gruber. Luc starrte auf die toten Männer. Dann nahm er seine Schwester an der Hand und stieg mit ihr in das Automobil. Als sie in dem Fahrzeug ohne Windschutzscheibe die Moldau überquerten, begannen Sirenen und Alarmglocken zu schrillen.
M ehrere Stunden später öffnete Younger ein Schlafabteil in einem ratternden Zug. Eine einzige Kerze spendete unstetes Licht. Auf dem unteren Bett lagen Luc und Colette. Der Junge
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