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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verkauft werden kann. Auch mir ist es verboten, so etwas zu erwerben. Deshalb schmuggeln es die Russen mit dem Schiff hierher, schmelzen es ein, gießen neue Barren und verkaufen es uns.«
    »Uns? Sie meinen der Treasury?«
    »Sicher. Die US Treasury kauft alles Gold, was ihr angeboten wird, gleich, wie viel es ist, und wir bezahlen mehr als jedes andere Land auf der Welt. Nur russisches Gold rühren wir nicht an – vorausgesetzt, wir können es als russisch identifizieren. Erst neulich haben wir eine Ladung abgefangen. Haben Sie nicht davon gelesen? Über zwei Millionen Dollar in russischem Metall auf einem schwedischen Ozeandampfer. Der Zoll ist darauf gestoßen. Ich habe die Schweden weggejagt. Das Schiff ist wieder auf See und bringt das russische Gold nach Hause.«
    »Mr. Houston, Sie sollten das Schiff lieber zurückholen.«
    »Wozu?«
    »Klassisches Täuschungsmanöver«, erwiderte Littlemore. »Der schwedische Dampfer ist mit einer Ladung Gold aus New York ausgelaufen – mit Ihrer Genehmigung. Aber vielleicht verbirgt sich unter einigen Barren russischem Metall etwas ganz anderes: Ihr Gold, das gestohlen wurde.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Holen Sie das Schiff zurück, Mr. Houston. Dann haben wir Gewissheit.«
    »Ich kann unmöglich ein Schiff auf hoher See abfangen und es zur Rückfahrt nach New York zwingen.«
    »Warum nicht? Schicken Sie ein paar Kreuzer hin. Im Krieg haben wir das doch ständig gemacht.«

    »Wir sind aber nicht mehr im Krieg, Littlemore. Heutzutage ist so etwas sehr heikel. Die Situation ist ohnehin angespannt. Einen internationalen Vorfall können wir uns auf keinen Fall leisten.«
    »Dann gehen Sie einfach an Bord, Mr. Houston. Öffnen Sie die Goldkisten. Überprüfen Sie die Barren, damit Sie sicher sein können, dass sie russischer Herkunft sind. Mehr ist nicht nötig.«
    »Erzählen Sie mir nicht, wie ich meine Arbeit machen muss.« Houstons Ton wurde schärfer. »Wir haben es hier mit einem Passagierdampfer zu tun. Tausend Menschen sind an Bord. Alle Zeitungen der Welt würden davon berichten, wenn es ein Irrtum wäre. Und was soll ich auf die Frage antworten, wonach ich suche? Gestohlenes Gold aus dem Schatzamt — damit alle Bescheid wissen?«
    »Sie müssen gar nichts antworten. Die Leute werden denken, dass Sie nach Waffen oder Ähnlichem suchen.«
    »Das ist doch reine Spekulation. Ich kann nicht die Verantwortung dafür übernehmen, dass sich die US-Marine auf so ein Abenteuer einlässt.« Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Was wollte Fall von Ihnen?«
    »Dass ich ihn informiere, wenn ich Beweise für einen Zusammenhang des Raubs mit Russland finde.«
    »Das könnte ihm so passen«, knurrte Houston voller Verachtung. »Kriegstreiber.«
     
    B undesbeamte genossen das Privileg, dass sie bei Fernverbindungen gegenüber normalen Bürgern bevorzugt behandelt wurden. Beispielsweise konnte ein Agent, der von der Treasury in Washington nach New York telefonierte, seinen Gesprächspartner meistens innerhalb einer Viertelstunde
erreichen. Wichtiger noch, seit die Bundesregierung 1918 die Kontrolle über die Telefongesellschaften des Landes übernommen hatte und die Tarife diktierte, waren diese Gespräche praktisch kostenlos.
    Diesen Umstand machte sich Littlemore zunutze, um bei der American Society for Psychical Research anzurufen. Kurz darauf meldete sich eine Telefonistin, und Dr. Walter Prince war am Apparat.
    »Ich hätte eine Frage an Sie, Doctor«, begann Littlemore. »Haben Sie nach dem Treffen mit mir zufällig mit Ed Fischer geredet?«
    »Selbstverständlich.« Dr. Prince’ Stimme drang nur schwach durch das statische Prasseln von dreihundert Kilometern Telefonkabel. »Ich habe ihn noch am selben Tag im Sanatorium besucht.«
    »Haben Sie ihn darauf hingewiesen, dass ich ihn fragen wollte, wann er zuerst von dem Bombenanschlag Wind bekommen hatte?«
    »Ich habe erwähnt, dass sich ein Polizist für diese Einzelheit interessiert, ja.«
    »Ich hätte es wissen müssen«, bemerkte Littlemore. »Ich dachte schon, das ist wieder einer von seinen Zaubertricks. Danke, Dr. Prince. Das ist alles.«
    »Ich habe den Eindruck, dass Sie Mr. Fischers Gaben mit einer gewissen Skepsis betrachten, Captain.«
    »Warum sollte ich skeptisch sein bei einem Burschen, der sich für einen Geheimagenten hält und meint, dass die Popen es auf ihn abgesehen haben?«
    »Die Begabten fühlen sich oft verfolgt, Captain. Sie sind häufig labil. Aber das ändert nichts

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