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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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metallischen Pulver. Der wichtigste Bestandteil, das Schwarzpulver, stammt aus einem Modellbauladen in Notting Hill – genauer gesagt, aus den Motoren von Modellraketen, die sorgfältig auseinandergenommen wurden, um den Treibstoff zu sichern.
    Fackeln tanzen über die Wiese, kleinere Feuerwerkskörper werden gezündet: Raketen, Bengalisches Feuer, Chrysanthemen-oder Knistersterne und Goldregen. Kinder malen mit Wunderkerzen in die Luft, jeder Hund Londons bellt, und gemeinsam halten sie alle Babys wach. Ich frage mich, ob die Zwillinge darunter sind. Vielleicht sind sie noch zu klein, um vor dem Lärm zu erschrecken.

    Ich hake mich bei Bada unter, und wir sehen zu, wie Samira und Hari ein schweres Plastikrohr in den Boden rammen. Samira hat ihren langen Rock zwischen den Beinen hindurchgezogen und um die Hüften gewickelt. Ihr Kopftuch ist in ihren Mantelkragen gestopft.
    »Wer um Himmels willen bringt ihm so etwas bei?«, fragt Bada. »Er wird sich in die Luft sprengen.«
    »Ihm passiert schon nichts.«
    Hari war schon immer der Liebling unter Gleichen. Als Jüngster hatte er meine Eltern in den vergangenen sechs Jahren für sich. Manchmal denke ich, dass er die letzte Verbindung zu ihren mittleren Jahren ist.
    Samira hockt auf dem Boden und schirmt mit der Hand eine kleine, spitz zulaufende Kerze ab. Ein oder zwei Sekunden vergehen, dann saust eine Rakete in die Luft und verschwindet, bevor sie weitere zwei, drei Sekunden später hoch über uns explodiert und Sterne ausschüttet, die mit der Dunkelheit verschmelzen. Die Rakete ist höher, heller und lauter als alle Feuerwerkskörper, die wir bisher gesehen haben. Die Leute unterbrechen ihre eigenen Feuerwerke, um zuzusehen.
    Hari skandiert die Namen – Dragon’s Breath, Golden Phoenix, Glitter Palm, Exploding Apples –, während Samira sich unaufgeregt zwischen den verschiedenen Abschussröhren bewegt. Derweil sprüht Bodenfeuerwerk Funkensäulen um sie herum, die sich in ihren dunklen Augen spiegeln.
    Haris Whistling Chaser markiert das Finale. Samira überlässt ihm die Zündung. Er schießt heulend himmelwärts, bis nur noch ein winziger Lichtpunkt zu sehen ist, der plötzlich in einem riesigen weißen Kreis aufgeht wie eine Pusteblume. Als diese verblasst, explodiert in ihrer Mitte eine rote Kugel mit einem Knall, der die Scheiben in der Nachbarschaft zittern lässt und diverse Autoalarmanlagen auslöst. Die Menge applaudiert. Hari verbeugt sich. Samira sammelt bereits die verkohlten Pappröhren und Papierfetzen ein und packt sie in die alte Munitionskiste.

    Hari ist euphorisch. »Wir sollten feiern«, sagt er zu Samira. »Ich führe dich aus.«
    »Aus?«
    »Ja.«
    »Wo ist aus?«
    »Ich weiß nicht. Wir könnten was trinken gehen oder uns eine Band anhören.«
    »Ich trinke nicht.«
    »Du könntest doch einen Saft oder so was trinken.«
    »Ich kann nicht mit dir ausgehen. Es ist nicht gut, wenn ein Mädchen mit einem Jungen alleine ist.«
    »Wir sind bestimmt nicht allein. Der Pub ist immer rammelvoll. «
    »Sie meint, ohne Anstandsdame«, erkläre ich ihm.
    »Ah. Klar.«
    Manchmal frage ich mich, warum Hari als der intelligenteste meiner Brüder gilt. Er wirkt schwer geknickt.
    »Es ist eine religiöse Sache, Hari.«
    »Aber ich bin doch gar nicht religiös.«
    Ich gebe ihm einen Klaps hinter die Ohren.
    Ich habe Samira immer noch nicht erzählt, was bei Shawcrofts Vernehmung geschehen oder – wichtiger – nicht geschehen ist. Der Wohlfahrtsmanager hat gar nichts preisgegeben. Forbes musste ihn laufen lassen.
    Wie soll ich jemandem die Regeln der Stichhaltigkeit und die Idee der Beweislast erklären, der den Luxus von Justiz und Gerechtigkeit nie gekannt hat?
    Auf dem Heimweg lassen wir uns ein Stück zurückfallen, und ich hake mich bei Samira unter.
    »Aber er hat all diese Dinge getan «, sagt sie und sieht mich an. »Ohne ihn wäre das alles nicht passiert. Hasan und Zala wären noch da. So viele Menschen sind tot.« Sie schlägt den Blick nieder. »Vielleicht sind sie ja auch die, die Glück gehabt haben.«

    »So etwas darfst du nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Zwillinge eine Mutter brauchen werden.«
    Sie unterbricht mich mit einem Handkantenschlag in die Luft. »Ich werde nie ihre Mutter sein!«
    Ihre Miene ist mit einem Mal verzerrt, und ich habe das Gefühl, ein zweites, gefährliches Gesicht hinter dem ersten zu sehen. Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde – lange genug, um mich zu beunruhigen. Sie blinzelt, und das

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