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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sonne hatte wie ein Zehn-Pfund Hammer auf seinen verbrannten Rücken und Nacken niedergeknallt.
    Er zitterte heftig, und sein Körper brach für einen Augenblick in Schweiß aus. Der Kopfschmerz pochte bedrohlich hinter seinen Augen - wie einfach wäre es, jetzt die Leine loszulassen.
    Er blickte kurz zu Olson hinüber. Olson war immer noch da. Seine Zunge wurde allmählich schwarz. Sein Gesicht war schmutzig, und seine Augen starrten blind geradeaus. Ich bin nicht so wie er, lieber Gott, laß mich nicht so wie er werden. Ich möchte nicht so aus der Welt gehen wie Olson.
    »Das wird uns allen die Kraft rauben«, bemerkte Baker düster. »Wir schaffen es nie bis New Hampshire, darauf würde ich mein Geld verwetten.«
    »Vor zwei Jahren hatten sie Schneeregen«, erzählte Abraham. »Sie haben es bis zur Grenze geschafft. Jedenfalls vier von ihnen.« .
    »Ja, aber das ist auch etwas anderes«, mischte Jensen sich ein. »Wenn einem kalt ist, braucht man nur ein bißchen schneller zu gehen, um sich wieder aufzuwärmen. Wenn einem zu heiß ist, geht man langsamer - und erfriert. Was will man machen?«
    »Es gibt keine Gerechtigkeit«, sagte Parker böse. »Warum können wir diesen verdammten Marsch nicht in Illinois abhalten? Da ist der Boden wenigstens flach.«
    »Ich mag Maine«, näselte Scramm. »Warum fluchst du soviel. Parker?«
    »Warum mußt du dir so viel Rotz aus der Nase wischen?« fragte Parker zurück.
    »Weil ich nun mal So bin, darum. Hast du was dagegen?«
    Garraty sah auf seine Uhr, aber sie war um 10.16 Uhr stehengeblieben. Er hatte vergessen, sie aufzuziehen. »Weiß jemand, wie spät es ist?« fragte er.
    »Laß mich sehen.« Pearson blickte mit zusammengekniffenen Augen auf seine Armbanduhr. »Genau eine halbe Stunde nach einem Arschloch, Garraty.«
    Alle lachten. »Nun mach schon«, sagte er. »Meine Uhr ist stehengeblieben.«
    Pearson sah noch mal hin. »Es ist zwei Minuten nach zwei.« Er blickte zum Himmel hoch. »Die Sonne wird noch lange nicht untergehen.«
    Die Sonne glühte verderblich über dem Waldrand. Ihre Strahlen waren noch nicht schräg genug, um wenigstens ein bißchen Schatten auf die Straße zu werfen, und es würde bis dahin noch gut zwei Stunden dauern. Garraty glaubte, ganz weit im Süden ein paar rosa Flecken am Himmel zu entdek-ken, die Gewitterwolken oder auch nur Wunschdenken sein konnten.
    Abraham und Collie Parker unterhielten sich lustlos über die Vorteile von Zweistufenvergasern. Auch sonst schien niemand große Lust zum Reden zu haben, also marschierte Garraty allein am Straßenrand und winkte gelegentlich den Leuten zu, ohne es sich zur Regel zu machen.
    Die Teilnehmer liefen jetzt nicht mehr so verstreut wie vorher; die Vorhut war wieder zu sehen: zwei große, braungebrannte Jungen mit schwarzen, um die Hüften gebundenen Lederjacken. Es wurde behauptet, daß die beiden schwul wären, aber Garraty glaubte das genausowenig wie das Märchen, daß der Mond aus grünem Käse bestehe. Sie wirkten überhaupt nicht weibisch, sondern eher sehr nett; das mußte aber nicht unbedingt etwas mit Schwulsein zu tun haben. Außerdem ging es ihn gar nichts an, wenn sie es doch wären. Aber...
    Barkovitch ging hinter den beiden, gefolgt von McVries, der ihm wieder angespannt in den Rücken starrte. Die gelbe Regenkappe wippte immer noch in Barkovitchs hinterer Hosentasche, und er wirkte ganz und gar nicht angeknackst auf Garraty. Im Gegenteil, dachte er mit einem schmerzlichen Stich, McVries war derjenige, der ziemlich erledigt aussah.
    Hinter McVries und Barkovitch befand sich ein zusammengewürfelter Haufen, dessen Zusammensetzung sich im Lauf des Marsches immer wieder verändert hatte. Zwischen alten und neuen Mitgliedern herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Dahinter lief noch eine kleinere Gruppe und dann kamen Scramm, Pearson, Baker, Abraham, Parker und Jensen, seine Leute. Am Start waren es noch mehr gewesen, aber jetzt konnte er sich kaum noch an ihre Namen erinnern.
    Es folgten noch zwei Gruppen hinter ihnen, und in diesem ganzen Wirrwarr liefen, wie Pfeffer und Salz verstreut, die Einzelgänger. Ein paar von ihnen waren wie Olson in sich zurückgezogen, wie eingeschlossen, andere schienen wie Steb-bins ihre eigene Gesellschaft vorzuziehen. Doch alle hatten sie einen starren, ängstlichen Gesichtsausdruck, den Garraty inzwischen nur zu gut kannte.
    Die Gewehre kamen wieder in Sicht und zielten auf einen der Einzelgänger, mit denen er sich gerade beschäftigte. Es war ein

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