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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Generationen. Man hat von Schizophrenie betroffene Familien untersucht und herausgefunden, dass Mitglieder dieser Familien
mit jeder Generation früher und schwerer von der Krankheit betroffen waren.«
    »Und deine Schlussfolgerung, Doktor...?«
    Matt drückte ein paar Tasten, und der Laserdrucker erwachte mit einem Surren zum Leben. Er drehte sich um und sah seinen Bruder an.
    »Meine Schlussfolgerung ist, dass meine Kinder ein achtmal höheres Risiko haben, Schizophrenie zu bekommen, als andere Menschen.«
    Ben schüttelte den Kopf. »Das ist trotzdem noch ein geringes Risiko, Matt. Man hat uns gesagt, dass einer von hundert Menschen unter Schizophrenie leidet. Selbst wenn du die Vererbbarkeit einrechnest, beträgt die Wahrscheinlichkeit höchstens, wie viel... acht Prozent?«
    »Das ist zugegebenermaßen etwas geringer als unser Risiko.«
    »Unseres?«
    »Deines und meines, kleiner Bruder. Bei den Kindern und Geschwistern von Schizophreniekranken beträgt die Wahrscheinlichkeit bis zu dreizehn Prozent, dass sie die Krankheit bekommen.«
    Matt nahm einige Seiten aus dem Drucker, stapelte sie aufeinander und hielt sie seinem Bruder hin. Ben nahm sie nicht.
    »Glaubst du dieses ganze Zeug tatsächlich?«
    »Schau es dir bitte an, ja?«
    Doch Ben schüttelte den Kopf und setzte sich wieder auf die Sessellehne. Meg stöhnte und sah ihn mit einem Auge müde und vorwurfsvoll an. Sie war ein Hund, der Frieden mochte. In ihrem Schlafbereich die Stimme zu heben gehörte sich einfach nicht.
    Matt hielt ihm die Seiten abermals hin. »Man vermutet, dass einigen Familien möglicherweise der genetische Code fehlt, der die Krankheit bekämpft. Weißt du, ich frage mich, ob Grandma vielleicht schizophrene Neigungen hatte. Sie
hatte ein paar seltsame Angewohnheiten – erinnerst du dich? Aber alle in der Familie haben so getan, als wäre sie nur ein bisschen exzentrisch gewesen.«
    »Ich erinnere mich, dass sie etwas merkwürdig war, aber das hat gar nichts zu bedeuten. Es bedeutet ganz bestimmt nicht, dass du den Mädchen irgendwas vererbt hast.«
    »Weiß du, ich versuche, es mir auszumalen«, sagte Matt. »Ich sehe mich selbst, wie ich bei Amy und Josie immer nach irgendwelchen frühen Warnzeichen Ausschau halte. In gewisser Weise wäre das auch vernünftig – bei frühem Eingreifen und Behandeln ist die Prognose am besten. Aber welche Auswirkungen hätte es für die Mädchen, wenn wir die ganze Zeit nach verräterischen Anzeichen suchen würden?«
    Ben war sich nicht sicher, mit wem sein Bruder gerade sprach. Er hätte ebenso gut allein mit seinem Hund im Büro sein können.
    »Manchmal bin ich wie gelähmt bei dem Gedanken, dass einem der Mädchen einmal dasselbe Schicksal wie Mum drohen könnte. Vielleicht muss ich irgendwann mal Angst vor meiner eigenen Tochter haben. Dann wieder stelle ich mir vor, welche Erleichterung es wäre, wenn sich herausstellen sollte, dass meine Kinder irgendein anderes Problem als Schizophrenie haben. Ich habe das Gefühl, ich wäre vielleicht sogar in der Lage, eine Art Abmachung mit Gott zu treffen.«
    »Du glaubst nicht an Gott, Matt«, sagte Ben.
    »Nein, das tue ich nicht. Aber das hält mich nicht davon ab. Es ist die Vorstellung, mich auf einen Handel einzulassen, das Spiel mit Prozentsätzen. Ich gehe die Zahlen in Gedanken immer und immer wieder durch. Aller Wahrscheinlichkeit nach, sage ich mir, werden beide Mädchen gesund bleiben. Und Gene sind nicht der einzige Faktor. Schizophrenie ist nur zu etwa siebzig Prozent ererbt – was bedeutet, dass Umweltfaktoren dreißig Prozent ausmachen, richtig?«
    »Ja.«

    »Wenn wir also wüssten, welche anderen Faktoren einen Einfluss haben... Wenn wir das wüssten, könnten wir vielleicht eine andere Umwelt erschaffen, damit der genetische Schalter nicht umgelegt wird.«
    »Matt, du machst dir viel zu viele Gedanken wegen dieser Sache. Du hast doch selbst gesagt, dass das meiste im Internet Müll ist.«
    »›Mist‹, habe ich gesagt. Ein dampfender Haufen Kuhmist, wenn du möchtest. Aber das hier nicht. Du weißt, dass das kein Müll ist, Ben.«
    »Du machst dir umsonst Sorgen. Mit deinen Kindern ist alles in Ordnung.«
    Eine Bewegung im Freien erregte Bens Aufmerksamkeit. Das Fenster ging zum schmalen Garten und dem dahinter liegenden Farmhof hinaus. Auf der Trennmauer saß seine jüngste Nichte Josie.
    »Das ist der Grund, warum ich mir Sorgen mache«, sagte Matt.
    Ben klopfte an die Fensterscheibe, und als Josie aufsah, winkte er.
    Sie

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