Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Rußfahnen an der Außenwand, die der Rauch aus dem Fenster hinterlassen hat. Aber das zersplitterte Glas am Boden unterhalb des Fensters ist unverrußt. Daraus lässt sich schließen, dass die Flammen dieses Glas nicht berührt haben.«
»Ja, ich verstehe.«
»Selbst von hier sehe ich Werkzeugspuren am Fensterrahmen«, sagte Downie. »Vielleicht sollten Sie nachprüfen, ob sich die Feuerwehrleute auf diesem Weg Zugang verschafft haben.«
»Das haben sie nicht. Sie sind durch die Tür rein.«
»Gut.« Downie drehte sich um und sah sie an. »Schade um die Schuhabdrücke.«
»Welche Schuhabdrücke?«
»Ganz genau.«
Fry blickte auf den Boden. Sie standen in einem schlammigen
Chaos, das mit zerdrückter Vegetation bedeckt und von Stiefeln Größe fünfundvierzig zertrampelt war.
»Scheiße.«
Downie zuckte mit den Schultern. »Sie haben Glück, dass Sie überhaupt so viel bekommen. Bei der Tatortsicherung am Schauplatz eines Brandes ist es eine echte Herausforderung, sich an die Prinzipien zu halten.«
»Falls das Labor Butan in Ihren Proben findet, habe ich sowieso keinen Einfluss mehr darauf – Glück hin oder her«, sagte Fry. »Dann wird eine Morduntersuchung daraus.«
»Ich weiß, ich weiß.«
Fry spürte Wut in sich aufwallen. »In diesem Feuer sind drei Menschen ums Leben gekommen. Die Beweise dürfen nicht beschädigt werden.«
»Ich kann Ihnen versichern, Sergeant Fry, dass ich streng nach Vorschrift arbeiten werde.«
Fry warf einen Blick auf die übrigen Häuser in der Straße. Ein paar Nachbarn hatten sich an der Absperrung versammelt. Nach Vorschrift? Das hatte ihr gerade noch gefehlt, dass ihr ein Ziviler einen Vortrag über das Prozedere hielt. Sie wusste, was »nach Vorschrift« hieß.
Sie wusste auch, auf welche Prinzipien Downie angespielt hatte: sichern, protokollieren, bergen. Kriminaltechnikern zufolge kam es in der Regel erst nach der Absperrung eines Tatorts zu wirklicher Verunreinigung. Alles, was davor passierte, war normales Vorgehen.
Doch in diesem Fall hatte zum Vorgehen gehört, dass Türen eingetreten worden waren und man das Haus unter Wasser gesetzt hatte, und anschließend waren Feuerwehrmänner mit großen Stiefeln hineingeschickt worden, um die durchnässten Beweise zu zertrampeln. Tja, die Prinzipien galten trotzdem, solange der Schaden protokolliert und Gründe genannt wurden.
»Übrigens«, sagte Downie, als er auf dem Weg zu seinem
Wagen am Sammelpunkt vorbeiging, »eigentlich heißt es, man soll einen Rauchmelder nicht in der Küche montieren. Dort kann er zu leicht von Wasserdampf und Kochdünsten ausgelöst werden. In einem zweigeschossigen Haus wie diesem ist der beste Platz unten bei der Treppe. Außerdem sollte man als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme noch einen zweiten oben im Korridor installieren.«
»Ich werde das Mr. Mullen wissen lassen«, sagte Fry.
»Wen?«
»Den Hausbesitzer. Den Ehemann der Frau, die ums Leben gekommen ist. Den Vater der beiden toten Kinder. Er liegt zwar zurzeit im Krankenhaus, aber er wird sich bestimmt freuen, wenn er erfährt, dass er den Rauchmelder an der falschen Stelle montiert hat. Ich wette, das ist genau die Information, auf die er schon gewartet hat.«
Downie machte ein finsteres Gesicht, und es hatte den Anschein, als würde er jeden Moment die Beherrschung verlieren. »Ich mache nur meinen Job«, fauchte er.
»Das sagten Sie bereits.«
Sie sah ihm nach, als er in seinem Schutzanzug davonstapfte wie eine wütende Papiertüte.
Ein großer moralischer Sieg war das allerdings nicht. Fry war sich darüber im Klaren, wie sehr sie von Leuten wie Downie abhängig war, wenn sie sich an die Vorschriften halten wollte. Wenn sie vor Gericht keine hieb- und stichfesten Beweise hatte, konnte das die ganze Anklage ins Wackeln bringen.
Inzwischen tummelten sich immer mehr Leute am Schauplatz des Brandes. Die Spurensicherung hatte ein paar Mitarbeiter zugeteilt, die darauf gewartet hatten, dass Downie vom Labor in Chorley kam. Und die beiden Männer in Zivil, die sich der äußeren Absperrung näherten, sahen aus wie Versicherungsgutachter. Großartig.
Fry gab sich Mühe, zuversichtlich zu sein. Das würde sich
bei ihrer nächsten Beurteilung positiv auswirken. In diesem Fall war echtes Teamwork gefragt.
Brian Mullens Hände waren noch immer bandagiert, und er hatte leichte Schwierigkeiten, seinen Radio-Kopfhörer abzunehmen, als er seine Besucherin kommen sah. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, glaubte Fry,
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