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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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während er sich duckte und mit beiden Händen seine Waffe in Anschlag brachte. »Du bist nicht der Erste, der uns beschimpft und zur Hölle wünscht. Komm einfach da raus, ja? Ich meine, der ganze Dampf da kann doch nicht gut für dich sein. Willst du dir etwa die Lunge kaputtmachen? Oder soll ich das für dich erledigen, was? Jetzt mach’ schon, ich hab’ gesagt, du sollst da rauskommen! «
    Er erhielt keine Antwort. Nur ein plötzlicher Luftzug ließ den Nebel durcheinander wirbeln und in sich zusammenfallen, als habe jemand inmitten der Dunstschleier eine Decke ausgeschüttelt oder eine Tür zugeschlagen. Innerhalb weniger Augenblicke verzog sich der Dunst und schlug sich als feucht glänzender Film auf dem Pflaster nieder.
    Vor den Beamten erstreckte sich kahl und dunkel, von nichts unterbrochen, die Mauer. Weder gab es eine Öffnung zu einer Seitenstraße noch eine Tür, die zu einer Waschküche führte. Und es war auch niemand da ...
    In Bonnyrigg war Trevor Jordan erwacht. Ein Albtraum, an den er sich schon nicht mehr zu erinnern vermochte, hatte ihn in seiner Dachkammer schwer atmend und schweißgebadet aus dem Schlaf gerissen. Jetzt strich er durch die Flure und Zimmer des alten Hauses am Fluss und knipste alle Lichter an. Seine Nerven waren gespannt wie Drahtseile, als er hinter zugezogenen Vorhängen in die Nacht hinausspähte. Er konnte nicht genau sagen, was seine Unruhe ausgelöst hatte, aber er spürte, dass sich etwas zusammenbraute, auf der Lauer lag, wartete. Etwas Furchtbares, das vorerst noch seine Kräfte schonte, aber Böses im Sinn hatte.
    Er fragte sich, ob seine Befürchtungen etwas mit Harry zu tun hatten. War es wegen des Wesens, zu dem Harry sich viel zu schnell entwickelte? Schon möglich. Machte er sich vielleicht Sorgen darüber, was aus Harry wurde, falls – wenn – das E-Dezernat schließlich zuschlug? Nun ja, gut, das auch. Oder galt seine Sorge etwa der Frage, was aus ihm selbst würde, wenn er dann immer noch mit dem Necroscopen zusammen war? Hatte Yulian Bodescu sich auch so gefühlt an jenem Abend damals in Devon, in Hartley House, als das Dezernat das Netz um ihn zugezogen hatte, um ihn zu vernichten? Bestimmt ganz ähnlich, dessen war Jordan sich sicher.
    Für ihn wurde es Zeit, zu gehen, das war ihm klar. Harry endgültig zu verlassen und wieder das gewöhnliche Leben eines Durchschnittsmenschen zu führen. Gut, der Telepath wusste, dass es für ihn nie mehr einen gewöhnlichen Alltag geben würde, denn er hatte die andere Seite gesehen und war wieder zurückgekehrt. Aber er konnte es versuchen. Er konnte daran arbeiten, sich einleben, allmählich vergessen, dass er ... Guter Gott! Er wagte noch immer nicht, auch nur an das Wort zu denken! – Dass er nicht mehr am Leben gewesen war, und irgendwann würde er wieder ein ganz normaler, wenn auch übersinnlich begabter Mensch sein. Und wenn Harry auf und davon und in diese andere Welt geflohen war, die Jordan sich kaum vorzustellen vermochte, könnte er vielleicht sogar wieder beim Dezernat anfangen. Wenn sie ihn nehmen würden. Natürlich mussten sie seiner erst sicher sein. Sie würden überprüfen wollen, ob er tatsächlich derjenige war, der er zu sein vorgab.
    Das Dumme daran war nur (jetzt war Jordan klar, was seinen Albtraum ausgelöst hatte): Er konnte ja gar nicht sicher sein, dass er auch wirklich derselbe sein würde. Denn wenn es mit Harrys schrecklicher Verwandlung in diesem Tempo weiterging ...
    Harry!
    Jordan rang keuchend um Atem, als die Präsenz des Necroscopen sein Bewusstsein überschwemmte, als habe ihn jemand in eiskaltes Wasser getaucht. Er zitterte am ganzen Körper. Harry war irgendwo da draußen, auf der anderen Seite des Flusses. Harry las in seinen Gedanken, belauschte ihn. Doch wie lange schon?
    Tatsächlich erst seit ein, zwei Minuten; und er hatte auch nicht gelauscht, sondern telepathisch die Umgebung des Hauses überprüft. Allerdings hatte er etwas von Jordans Befürchtungen mitbekommen, was nicht unbedingt dazu beitrug, die Bestie in ihm zu besänftigen. Sie tobte, weil er sie daran gehindert hatte, ihrer Natur zu folgen, als er vor den beiden Polizisten, die Johnny Founds Wohnung überwachten, geflohen war.
    Es gab einen einfachen Grund dafür, warum Harry nicht das Haus, sondern das Gesträuch jenseits des Flusses gewählt hatte, um aus dem Möbius-Kontinuum aufzutauchen. In Darlington hatte er in den Gedanken der beiden Zivilbeamten klar und deutlich gelesen, dass sie mit ihm gerechnet

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