Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
egal?«
»Jetzt krieg dich mal wieder ein, Ern.«
»Ich hatte ein Recht, es zu erfahren.«
»Da widerspreche ich dir auch nicht, aber wir können uns jetzt nicht davon beeinflussen lassen. Es steht zu viel auf dem Spiel für uns.«
»Das darf doch verdammt noch mal nicht wahr sein.«
»Das ist kein Zufall, Ern. Siehst du nicht, dass das nur gestellt ist? Die wollen auf den Busch klopfen und uns hervorlocken. Ist doch alles nur Quatsch.«
»Ich kann’s einfach nicht fassen.«
»Das ist eine Falle. Sie benutzen Amber als Köder. Das weißt du ganz genau.«
»Ja, ich weiß. Scheiße. Das kotzt mich wirklich an.«
»Was kannst du schon groß machen? Glaubst du wirklich, Janey empfängt dich mit offenen Armen, wenn du plötzlich in ihr Leben trittst? Sie kennt dich bisher nur aus dem Fernsehen, und was da in letzter Zeit kam, war nicht gerade schmeichelhaft. Überleg doch mal, Ern. Du hast dich damals aus Ambers Leben verabschiedet. Sie wollte sich scheiden lassen und du warst einverstanden. Da müsstest du eigentlich wissen, dass Janey nie einen Platz in deinem Leben haben wird. Mach jetzt bloß nicht alles kaputt, wofür wir so hart gearbeitet haben.«
Ernie nickte nur stumm.
Leonard ging in die Küche und holte sich ein Glas Wasser. Auf dem Bildschirm konnte man sehen, wie Breckensen die Pressekonferenz allmählich zu Ende brachte. Leonard beobachtete seinen Bruder genau. Der Mann war ein Wrack. Er konnte jedochnicht umhin, das FBI zu bewundern. Das war wirklich ein genialer Trick. Aber er funktionierte nur, wenn Ernie anbiss.
Leonard ließ sich seine eigenen Optionen durch den Kopf gehen. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, sich von seinem Bruder abzusetzen. Er musste es aber vorsichtig anstellen, damit es nicht auffiel. Er hatte keine Lust, wegen dieser Scheiße alles zu verlieren. Und schon gar nicht hatte er vor, wegen einer lange verschollenen Nichte, die er nicht einmal kannte und für die er sich auch nicht sonderlich interessierte, im Todestrakt eines Gefängnisses zu enden. Wenn Ernie deswegen zu einem Klotz am Bein wurde, war es besser, wenn sich ihre Wege trennten.
Er ging wieder ins Fernsehzimmer. »Vielleicht sollten wir etwas Gas geben, was unsere Pläne angeht. Kann ich dich für ein paar Stunden allein lassen? Ich hole unser Geld aus Quincy. Wir werden es brauchen. Den Hauptvorrat holen wir uns auf dem Weg nach Kanada.«
»Soll ich mitkommen?«
»Es ist besser, du bleibst hier. Man sollte uns nicht zusammen sehen, auch nicht in Verkleidung.« Er trat an Ernie heran und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich weiß, dass dir momentan viel durch den Kopf geht. Ich bin spätestens bis Sonnenuntergang zurück. Geh nicht gleich vom Schlimmsten aus, wenn du bis dahin nichts von mir hörst, sondern mach dich auf den Weg nach Norden zu unserem vereinbarten Treffpunkt. Wie lange reicht der Akku von deinem Handy noch?«
»Ich weiß nicht, vielleicht ein paar Stunden.«
»Meiner auch. Es kann sein, dass ich nicht mehr anrufe. Kommt ganz auf die Situation an. Behalte einen kühlen Kopf.«
»Mach ich.«
Leonard sah Ernie in die Augen. »Ich weiß, dass du Amber anrufen willst. Ich versuche gar nicht erst, es dir auszureden. Aber pass dabei auf. Sag ihr, sie soll dich von einem Münztelefon auf deinem Handy anrufen. Benutz auf keinen Fall das Telefon hier und rede nicht länger als dreißig Sekunden. Unternimm nichts, bevor wir uns einen Plan zurechtgelegt haben. Ich meine es ernst,bleib wo du bist. Wenn du einen kühlen Kopf bewahrst, wird alles gut. Wir sehen uns in ein paar Stunden.«
Ernie nickte.
»Ach ja, noch was.«
»Was?«
»Wenn die Eigentümer von dieser Hütte auftauchen, bring sie nicht um.«
»Ja, ja, schon gut.«
Als Leonard losfuhr, blickte er in den Rückspiegel und fragte sich, ob er seinen Bruder jemals wiedersehen würde.
KAPITEL 20
Anstatt sich Essen aufs Zimmer zu bestellen, beschlossen Nathan und Harv, nach unten in Dawson’s American Bistro zu gehen, ein nettes Restaurant mit gehobener Atmosphäre. Die Empfangsdame wies ihnen einen Tisch in der Ecke zu. Es waren nicht viele Gäste anwesend, lediglich ein paar Pärchen, die sich leise unterhielten.
Nathan und Harv war nicht wirklich zum Reden zumute, und das aus gutem Grund. Beide waren emotional zutiefst aufgewühlt. Nathan trank einen Schluck Eistee und fragte sich zum wiederholten Mal, warum Frank Ortega ihnen nicht die Wahrheit gesagt hatte. Anscheinend hatte er gedacht, dass sie dann den Auftrag nicht
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