Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
erwähnte. Schon wieder hatte sie jemand benutzt. Wut kochte in ihr hoch. »Das hat er mir nicht erzählt. Hat er wohl vergessen.«
»Er ist so gut wie tot.«
»Ja.« Sie lachte bitter, als sie sich die ganze Geschichte zusammenreimte. »Er hat mich verarscht. Sie haben mich alle verarscht. Diese Pressekonferenz, die Frage zu Janey. Das war doch alles nur ein abgekartetes Spiel. Die totale Verarschung.«
»Und du warst so blöd und hast ihnen geglaubt?«
»Ich brauche das Geld.«
»Welches Geld?«
»McBride hat mir welches angeboten, wenn ich auf der Pressekonferenz erscheine.«
»Wie viel?«
»Zehntausend«, log sie.
Ernie lachte am anderen Ende. »So, so. Zehntausend.«
»Das ist ’ne Menge Geld. Im Augenblick schwimme ich nämlich nicht gerade in Dollarscheinen, Ern.«
»Das sind doch nur Peanuts.«
»Peanuts? Für wen hältst du dich eigentlich? Denkst du, du bist Donald Trump?«
»Verdammt, von mir könntest du das Zehnfache bekommen, und zwar in bar.«
»Wie ich dich kenne, machst du nichts umsonst. Was willst du dafür?«
»Ich will Nathan McBride zu Tode foltern.«
»Na, dann viel Glück. Mit dem würde ich mich nicht anlegen. Genau dasselbe will er mit dir machen. Ich soll ihn sogar gleich anrufen, wenn ich mit dir fertig bin. Er hat mir seine Handynummer gegeben.«
»Gib sie mir.«
»Es ist deine Beerdigung.« Sie zog die zusammengefaltete Serviette aus ihrer Jeans und las die Nummer herunter. »Er freut sich bestimmt, von dir zu hören. Und jetzt tschüss.«
»Warte, ich sag dir noch schnell, was du tun musst.«
»Scheiß drauf. Für dich mach ich keinen müden Finger mehr krumm.«
Ernie schwieg einen Augenblick. Amber wusste, dass sie eigentlich auflegen sollte, tat es aber nicht.
»Das mit dem Geld meine ich ernst«, sagte Ernie. »Leonard und ich wollen abhauen. Wir haben nicht viel Zeit. Wenn du die Kohle willst, dann hör zu, was du tun musst.«
»Auf dein schmutziges Geld kann ich verzichten.«
»Es ist nicht für dich, sondern für Janey.«
»Klar doch. Als ob sie dich interessieren würde.«
»Es gibt genau zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass du dir zusammen mit Janey ein schönes Leben machen kannst. Die andere wäre, dass du gar nicht mehr lebst.«
»Untersteh dich, mir zu drohen.«
»Das ist keine Drohung, meine liebe Amber, sondern ein Versprechen, und du weißt, dass ich es halten werde. Wie sieht das Arschloch aus?«
Amber gab ihm Nathans Beschreibung. »An deiner Stelle würde ich ihm aus dem Weg gehen.«
»Ja, schon gut. Jetzt halt die Fresse und hör mir gut zu. Ich sag dir jetzt, was du McBride erzählen wirst.«
Nathan konnte erst dann einen Plan zu Ernies Ergreifung ausarbeiten, wenn Amber ihn angerufen hatte – vorausgesetzt, dasssie das überhaupt tat. Solange er nicht wusste, ob Ernie angebissen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Nathan hasste diese Warterei. Sie war genauso lästig wie Kopfschmerzen. Früher, als er und Harv ein Scharfschützenteam gebildet hatten, waren sie Meister darin gewesen, oft tagelang zu warten, bis ihr Ziel auf der Bildfläche erschien. Aber das hier fühlte sich anders an.
Er kannte Harv gut genug, um zu wissen, dass sein Partner sich während Wartezeiten gerne beschäftigt hielt. Momentan hatte Harv ihre gesamte Ausrüstung auf dem Hotelbett ausgebreitet und checkte jeden Gegenstand gründlich auf seine Funktionstüchtigkeit. Er hatte die Sig-Sauer-Pistolen zerlegt und die beweglichen Teile gereinigt und geölt. Außerdem hatte er die Batterien in den Nachtsichtgeräten, dem Radiofrequenzdetektor, den Wärmebildsensoren und Funkgeräten ausgewechselt. Als Nächstes reinigte er die Ferngläser mit einem dafür vorgesehenen Tuch. Obwohl es nicht notwendig war, überprüfte er die Predator-Messer auf ihre Schärfe, trug eine dünne Schicht Waffenöl auf die Klingenoberflächen auf und steckte sie zurück in die Scheiden.
Nathan starrte nur vor sich hin.
»Was ist?«, fragte Harv.
»Ich hab nichts gesagt.«
»Ich will nur sicherstellen, dass alles einsatzbereit ist.«
Plötzlich klingelte Nathans Handy. Er kannte die Nummer nicht und hielt Harv das Display hin, doch der schüttelte den Kopf. Nathan nahm das Gespräch an. »Hallo?«
»Sieh mal einer an, wenn das nicht unser altes Narbengesicht persönlich ist.«
»Spreche ich mit der größten Knastschwuchtel aus Zellenblock D?«
»Fick dich, McBride.«
»Mensch, Ernie, fällt dir kein originellerer Spruch ein? Sei so gut und gib mir
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