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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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Fischmaul. Bolivianische Soldaten mit geschulterten Gewehren waren dabei, jede Menge Holzkisten in das Flugzeug zu laden. Waren sie auf der Flucht vor den Kampfhandlungen? Ein Soldat fuhr mit einem kleinen, gelben Gabelstapler in das Flugzeug hinein. Andere, die auf einer Art Gerüst am Heck standen, schienen Wartungsarbeiten durchzuführen. Sie arbeiteten hastig.
    »Ist das Flugzeug kaputt, Papa?«, fragte Estrella.
    Das Ganze gefiel ihm überhaupt nicht.
    Rubens betrachtete die hohen Bäume am Ende der unbefestigten Landebahn. Die Landebahn ist zu kurz, dachte er, während ihm tausend Fragen durch den Kopf gingen. Ist das eine Schießerei mit Drogenhändlern da draußen? Oder mit Rebellen?
    »Los, Beeilung! Wir müssen hier raus!«, rief eine Stimme auf Englisch. Rubens entdeckte einen Zivilisten, der die Soldaten befehligte, ein bulliger Schwarzer in einem geblümten Hemd, das über dem Bauch spannte, Shorts, knöchelhohen Turnschuhen und einer Mütze der Boston Red Sox.
    Der Mann – der Pilot, wie sich später herausstellte – schrie einen bolivianischen Offizier an:
    »Wenn der Regen runterkommt, wird das hier in null Komma nichts zu einer Schlammpiste!«
    Weitere Explosionen, diesmal viel näher, erleuchteten den Himmel. Dann begann es zu donnern, und im Süden zuckten Blitze.
    »Warten Sie hier«, sagte Guillermo und ging auf den Schwarzen zu. Im Licht von tragbaren Scheinwerfern sah Rubens Guillermo aufgeregt gestikulieren und immer wieder in seine Richtung zeigen. Josepha hatte also doch keine Flüge für sie organisiert. Sie hatte ihn angelogen. Und jetzt versuchte Guillermo, den Mann dazu zu überreden, dass er sie mitnahm.
    Hier gibt es kein einziges Gebäude, nur die Landebahn. Was mag sich in den Kisten befinden?
    Der Offizier herrschte seine Soldaten an: »Die Landebahn wird sich in Treibsand verwandeln!«
    Guillermo und der Pilot stritten sich. Schließlich drückte Guillermo dem Schwarzen ein Bündel Geldscheine in die Hand und kam grinsend zu Rubens zurück.
    »Ich fürchte, Sie müssen mir Ihre Pistole aushändigen. Die können Sie nicht in ein Yankee-Flugzeug mitnehmen, mein Freund.«
    Rubens griff nach seiner Pistole. Einige Soldaten beobachteten ihn. Sie hatten ihre Gewehre entsichert.
    »Wenn Sie mir die Waffe nicht geben, schießen sie. Und wenn Sie versuchen zu fliehen, schießen sie auch.«
    Als die ersten Regentropfen fielen, fuhr Guillermo mit Rubens’ Beretta davon. Jetzt war Rubens völlig hilflos. Der Pilot stand vor ihm und sprach ihn auf Spanisch an. Er wirkte nicht zornig, nur in Eile. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen, wo Sie sitzen können.«
    Estrella war noch nie mit einem Flugzeug geflogen. Dieses ähnelte einer riesigen Höhle, der Rumpf bildete einen langen, hohen Tunnel mit stählernen Schienen in der Mitte. Zwei Gabelstapler standen im Laderaum, und auf den Schienen türmten sich Kisten, die man auf Paletten gestapelt hatte. Die Kisten waren mit breiten, schwarzen Klebestreifen bedeckt, die sich jedoch in der schwülen Hitze teilweise gelöst hatten.
    Die Schüsse kamen näher.
    Ich hätte in der Stadt auf den Bus warten sollen.
    Rubens runzelte die Stirn, als er an einer Stelle, wo das Klebeband von einer Kiste abgegangen war, das Logo erkannte, das darunter zum Vorschein kam. Es war dasselbe, das er auf Honor Evans’ Papieren gesehen hatte: ein Spatenblatt mit einem Kreuz in der Mitte. Rubens erinnerte sich daran, was Evans am Tag zuvor im Auto gesagt hatte: »Da könnte man ganz Manhattan verstecken.« An den Wänden entlang stapelten sich noch mehr Kisten, die mit Gurten gesichert waren.
    Es gab keine Sitze in dem Flugzeug.
    Der Pilot mit der Red-Sox-Mütze hatte ihnen geholfen, sich lederne Geschirre anzulegen, und ihnen gezeigt, wie man diese mit Karabinerhaken an elastischen Gurten befestigte. »Halten Sie sich an den Netzen fest, wenn wir starten, sonst fliegen Sie durch die Gegend.«
    Rubens fragte den Mann auf Spanisch: »Wer kämpft da gegen wen?«
    »Sorgen Sie dafür, dass Sie angeschnallt sind.«
    Draußen donnerte es. Das Flugzeug vibrierte, obwohl es sich noch nicht bewegte.
    »Wir werden ungefähr fünf Stunden in der Luft sein. Da oben ist es sehr kalt. Hier haben Sie ein paar Decken. Ich bringe Ihnen ein Sandwich. Die Toiletten befinden sich dort drüben.«
    Rubens musste an das letzte Mal denken, als er in Richtung Norden gereist war. Damals war er von Rio Branco aus mit einer Varig 737 nach São Paulo und von dort mit einer Boeing der American Airlines

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