Todesstoß / Thriller
Platz wirkte. Er war schon einmal hier gewesen, aber sie kannte seinen Namen nicht und konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was er am liebsten trank.
Sie setzte ihr Barkeeper-Lächeln auf. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich glaube, es geht eher darum, was ich für Sie tun kann. Mein Name ist Dr. Carleton Pierce. Ich bin Psychologe.«
Eine dumpfe Vorahnung prickelte in ihrem Nacken. »Sehr erfreut«, sagte sie, als er ein Blatt Papier auf den Tresen legte. Darauf stand ihr eigener Name. »Das Exposé für meine Arbeit.«
»Ich arbeite mit Noah Websters Team zusammen. Heute habe ich eine interessante Geschichte über eine vertrauliche Quelle gehört. Webster weigerte sich beharrlich, den Namen der Person preiszugeben. Er hatte Sorge, dass ich sie melden könnte. Und ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich nichts dergleichen vorhabe.«
Eve stieß den Atem aus. »Tut mir leid. Aber ich kann Ihnen nicht folgen.«
Er lächelte freundlich. »Ich will Ihnen wirklich helfen. Ich habe wenige Minuten gebraucht, um in der Online-Bibliothek der Universität alles über Ihre Diplomarbeit zu finden. Shadowland als Übungswerkzeug einzusetzen, hat erstaunlich therapeutisches Potenzial. Aber Ihre Studie hat das Interesse eines gefährlichen Menschen geweckt. Ich war gestern dort, im Haus Ihrer Freundin. Ich war erschüttert. Und bin es noch.«
Ein eisiger Schauder rann Eve über den Rücken. Sie dachte an Christy, die am Strick hing, an ihre Augen … »Da müssen Sie mit Detective Webster sprechen. Er hat alle Informationen.«
»Weil Sie sie ihm gegeben haben«, sagte Pierce sanft. »Das war sehr mutig, Eve. Wahrscheinlich wird eine Disziplinarstrafe auf Sie zukommen, weil Sie gegen die Regeln verstoßen haben, aber möglichweise kann ich eingreifen. Ich kenne Dr. Donners Chef, Dekan Jacoby. Wir sind alte Freunde. Ich kann vielleicht ein gutes Wort für Sie einlegen.«
Sie betrachtete ihn einen Weile nachdenklich. »Warum?«, fragte sie schließlich.
»Jeder ist auf andere angewiesen, Eve. Auf Kollegen, Mentoren. Sie haben getan, was richtig war. Ich fände es schrecklich, wenn man Sie dafür bestrafte. Sie haben noch eine große Karriere vor sich. Es wäre doch der reine Hohn, wenn Sie alles verlieren, bevor Sie überhaupt loslegen können.«
Er nahm eine Visitenkarte aus der Tasche seines teuren Anzugs und schob sie ihr über den Tresen zu. Einen Moment lang starrte Eve die Karte an, bevor sie sie schließlich einsteckte. Dann erinnerte sie sich wieder an ihre gute Erziehung. »Danke. Ich werde darauf zurückkommen.«
Er nickte knapp. »Gut.« Er wandte sich ab, um seinen Mantel und seine Handschuhe anzuziehen.
»Dr. Pierce, weiß Detective Webster, dass Sie herkommen wollten?«
»Nein. Aber wie ich schon sagte: Ich brauchte weniger als fünf Minuten, um die Studie mit Ihrem Namen in Verbindung zu bringen. Das ist bald kein Geheimnis mehr, aber ich denke, das wussten Sie auch vorher.«
»Ja«, murmelte sie, und er nickte.
»Rufen Sie mich an, wenn Sie möchten, dass ich mit dem Dekan spreche. Aber ich würde nicht zu lange warten.«
Sie spielte mit der Visitenkarte in ihrer Tasche, als er davonging, und sog scharf die Luft ein, als Sal plötzlich neben ihr stand. »Wer war das?«, fragte ihr Chef barsch.
»Ein Psychologe«, antwortete Eve. »Arbeitet für die Hat Squad. Er wollte etwas zu meiner Diplomarbeit wissen.«
»Aha«, sagte Sal brüsk, und Eve wandte sich zu ihm um. Er sah verärgert aus und … gekränkt.
Er hatte gelauscht. Wie immer. »Schieß los. Was hast du gehört?«
»Disziplinarstrafe. Und gestern Abend warst du mit den Jungs unterwegs. Was ist hier los?«
Eve senkte die Stimme. »Jemand missbraucht das Projekt meiner Diplomarbeit, um anderen Menschen zu schaden. Aber ich darf dir nicht mehr sagen. Tut mir leid.«
»Ja, schon gut«, sagte er mürrisch. »Und was hat es mit der Disziplinarstrafe auf sich?«
»Ich habe Informationen besorgt, aber … nicht auf legalem Weg.«
Er begegnete ihrem Blick, und wieder unterzog man sie einer genauen Prüfung. Aber das hier war etwas anderes – jetzt war es Sal. »Würdest du es wieder tun?«, fragte er leise.
»Sofort«, sagte sie ohne zu zögern. »Schneller als sofort.«
»Das ist gut«, sagte er, dann wurde sein Blick verschlagen. »Und was war das mit dem Kuss?«
Eve blickte zur Decke. »Um Himmels willen.«
»Ich wusste es«, sagte Sal selbstzufrieden und rieb sich die Hände. »Ich habe gewonnen.«
Eve starrte
Weitere Kostenlose Bücher