Todesstoß / Thriller
wütend geworden sein und alles geleugnet haben.« Sie wedelte mit dem Finger vor seiner Nase herum. »Es gehört sich nicht, auf eine Frage mit einer Gegenfrage zu antworten. Also – kennen Sie einen solchen Professor nun, ja oder nein?«
»Vielleicht«, sagte Noah. »Sobald wir die Angaben bestätigt haben, bekommen Sie Ihr Exklusiv-Interview. Halten Sie das Material, das Ihr Kameramann gerade filmt, noch zurück, okay?«
Forest musterte ihn erneut. »Okay. Hauen Sie mich nur nicht übers Ohr, ja?«
»Nie und immer«, murmelte Noah, als ein weiterer Wagen mit quietschenden Reifen hinter den Ü-Wagen des Senders zum Stehen kam. Zwei Männer sprangen heraus, einer davon mit Kamera.
»Detective Webster?« Der Mann ohne Kamera kam im Laufschritt auf sie zu. »Was können Sie uns zum Selbstmordversuch Ihres Partners Jack Phelps und dem Mord an seiner Freundin sagen?«
Noahs Augen blitzten warnend auf. »Kein Kommentar«, sagte er leise.
»Ich würde sagen, Sie
haben
mich gerade übers Ohr gehauen«, sagte Forest genauso leise und bedeutete ihrem Kameramann, das Gerät laufen zu lassen.
Man konnte dem anderen Reporter ansehen, dass er sich am liebsten selbst getreten hätte. »Nelson Weaver vom
Mirror.
Ist es wahr, dass Jack Phelps seine Freundin getötet und sich danach mit Alkohol und Tabletten abgefüllt hat?«
»Kein Kommentar«, wiederholte Abbott drohend.
Forests Lippen verzogen sich, diesmal verächtlich. »Nelson, kommen Sie, ich glaube wir sollten ein bisschen plaudern.« Und damit zog sie den verwirrten Nachrichtenmann mit sich.
»Verdammt«, murmelte Abbott. »So viel zu Jacks Privatsphäre.«
»Aber wir wissen jetzt, wer die fünf Frauen umgebracht hat«, sagte Noah. Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren seltsam leidenschaftslos. »Ich nehme Donner fest.«
Abbott wandte sich langsam zu Noahs Wagen um, als fiele ihm erst jetzt wieder ein, dass Eve darin saß. »Ich schicke einen Streifenwagen zu Donners Haus, damit er nicht verschwindet, dann nehme
ich
ihn fest. Sie bringen Eve zu Sal, bevor Sie mich bei Donner treffen.«
Nun, das war allerdings auch interessant,
dachte Dell, der das Geschehen wieder durch sein Zoomobjektiv beobachtet hatte. Den Kerl vom
Mirror
hatte er erwartet, da er ihn schließlich selbst angerufen hatte, doch die Tante von den Fernsehnachrichten hatte ihn überrascht. Tja, Phelps schien heute einen richtigen Publicity-Schub zu erhalten.
Vielleicht stirbt er ja doch noch,
dachte er optimistisch. Aber selbst wenn nicht, bald würde Phelps’ Gesicht landesweit bekannt sein. Ein Cop, der seine Freundin umgebracht und versucht hatte, sich selbst ins Nirwana zu befördern, war auch für CNN interessant genug. Hier in den Twin Cities hatte jeder den MSP -Artikel gelesen und Phelps wie einen Gott gefeiert. Nun würde jeder erfahren, dass er in Wahrheit ein Mörder und ein Feigling war.
»Und jetzt zu dir, Webster«, sagte er mit einem breiten Grinsen. Er wusste, wo er Webster empfindlich treffen konnte. Der Kerl hing an seiner Familie.
Mittwoch, 24. Februar, 22.15 Uhr
Noah umklammerte das Lenkrad, als sie vom Haus der Bolyards wegfuhren. »Was war da eben mit dir und Abbott?«
»Er will mich aus dem Weg haben, damit ich dich nicht ablenke. Ich habe gesagt, dass ich seiner Bitte nachkomme.«
Noah versuchte, seinen Zorn einzudämmen, aber es fiel ihm nicht leicht. »Indem du ins Sal’s gehst?«
»Ich bin davon ausgegangen, dass Sal schon einverstanden ist. Abbott wollte mich persönlich ins sichere Haus fahren, und das konnte ich nicht zulassen.« Sie sog bebend die Luft ein. »Noah, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Er warf ihr einen Blick zu. »Wozu?«
»Diese Leute, die Bolyards … Sie wurden getötet, als wir gerade …« Sie brach ab und hob hilflos die Schultern.
»Ich weiß. Aber du selbst hast gesagt, dass Jack eine schlechte Wahl getroffen hat, indem er diese Frau in sein Bett geholt hat. Und die Bolyards haben ebenfalls eine schlechte Wahl getroffen. Sie hätten uns am Telefon sagen können, was sie wussten, und wir hätten uns Donner geschnappt, bevor er ihnen eine Kugel verpasst hat. Aber sie haben es nicht getan. Sie wollten unbedingt für einen kurzen Moment berühmt sein.«
»Tja, jetzt sind sie es wohl«, sagte sie traurig. »Aber zurück zu dir. Abbott hat recht. Ich bin für dich im Moment nur eine Ablenkung. Setz mich im Sal’s ab. Ich gehe mit Callie nach Hause und bitte einen der Cops in der Bar, uns hinterherzufahren. Ich
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