Todesstoß / Thriller
rufe dich an, wenn ich dort bin, damit du weißt, dass bei mir alles okay ist.«
»Ich habe eine Idee, die mir besser gefällt. Ich bringe dich zu Brock und Trina«, sagte er und blinzelte verdattert, als sie heftig den Kopf schüttelte.
»Nein! Sie haben Kinder. Hinterher führe ich Dell zu ihnen. Dann lieber das sichere Haus.«
Sein Herz zog sich fest zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich weigern würde, aber nun, da er darüber nachdachte, erstaunte es ihn nicht. »Sie haben die Kinder bereits zu Brocks Vater gebracht«, erkärte er. »Er ist ebenfalls Ex-Polizist und kann nachvollziehen, was im Augenblick passiert. Ich habe Brock angerufen, während ich im Haus der Bolyards war, und er hat eingewilligt.« Er zog eine Braue hoch und hoffte, dass es unbekümmert aussah. »Trina kocht übrigens verdammt gut.«
»Ich will ihnen nicht zur Last fallen. Was ist mit Callie?«
»Ich kann sie auch zu Brock bringen lassen. Dann könnte ihr einen Mädelsabend machen, Nägel lackieren, Haare färben …«
Sie lachte kopfschüttelnd. »Und dann bist du nicht mehr abgelenkt?«
»Richtig.«
»Okay, dann tue ich es. Ich danke dir, dass du eine Alternative gefunden hast.« Sie betrachtete sein Profil in der Dunkelheit. »Glaubst du wirklich, dass Donald Donner die fünf Frauen umgebracht hat?«
Er warf ihr einen Blick zu. »Du?«
Sie wedelte mit dem Finger wie die Forest vom Fernsehen es getan hatte. »Es gehört sich nicht, mit einer Gegenfrage zu antworten.« Dann zuckte sie mit den Schultern. »Nein, eigentlich nicht. Er ist vielleicht ein grantiger Mann, aber er ist auch ziemlich vergesslich. Im Seminar bricht er manchmal mitten im Satz ab und starrt ins Leere. Er vergisst, was er uns aufgegeben hat. Er ist besessen davon, unter seinem Namen zu veröffentlichen. Ich glaube nicht, dass er den strukturierten Geist hat, der für eine derartig ausgefeilte Planung nötig ist. Und er hat auch nicht die Kraft. Er ist schon ziemlich gebrechlich.«
Noah nickte nachdenklich. »Das sehe ich auch so.«
»Aber du nimmst ihn trotzdem fest.«
»O ja«, erwiderte er grimmig.
»Ich nehme an, dass die Bolyards Martha im Bistro gesehen haben«, sagte Eve, »denn dorthin geht Donner immer zum Lunch. Ob er allerdings aus Samstagabends dort isst? Keine Ahnung.«
»Hoffen wir, dass die Überwachungskameras vom Bistro uns weiterhelfen können.« Er warf einen Blick auf den Computer auf ihrem Schoß. »Kannte Donner sich mit Shadowland aus? Ich meine, hat er selbst gespielt?«
»Hm, immer, wenn wir uns unterhalten haben, musste ich ihm das Spiel erklären. Falls er seine Vergesslichkeit nur vorgetäuscht hat, dann tat er das verflixt gut.«
»Allerdings. Hast du deine kritischen Fälle überprüft? Sind sie da, wo sie sein sollen?«
»Ja.« Sie drückte seine Hand. »Es tut mir leid wegen der Bolyards. Und wegen Jack. Und allem anderen.«
»Nichts davon ist deine Schuld.«
»Das meine ich auch nicht. Ich entschuldige mich nicht dafür. Es bereitet mir nur … Kummer. Kummer, dass du soviel Schlimmes und Trauriges siehst und das verarbeiten musst.«
Erschöpfung, Freude … all das wallte mit einer Macht in ihm auf, dass es ihm einen Moment lang die Kehle zuzog. Das war es, was er so viele Jahre vermisst hatte. Was er nun wollte. Und brauchte. Da er seiner Stimme nicht traute, legte er ihre Hand an seine Wange und hielt sie dort fest.
Mittwoch, 24. Februar, 22.30 Uhr
Die Bolyards hatten ihre Hintertür nicht abgeschlossen, aber Donner war offensichtlich umsichtiger.
Er zerschmetterte eine Glasscheibe in der Kellertür, griff hinein und drehte den Türknauf von innen. Ein rascher Rundgang erbrachte, dass Donner und seine Frau nicht zu Hause waren.
Verflucht.
Donner hätte heute Abend hier sein müssen. Sie hatten eine Verabredung.
Der Bastard hat mich versetzt.
Ich hätte ihn mir vor den Bolyards schnappen sollen.
Nun würde es schwieriger werden. Er konnte nur hoffen, dass Donners Alibi, wo immer der Mann sich gerade aufhielt, so wenig handfest blieb, wie es bisher gewesen war.
Allerdings blieb ihm nun erspart, Mrs. Donner umzubringen. Leute zu töten, die nicht zu seinem ursprünglichen Plan gehörten, belastete ihn, und den Tod der Bolyards hatte er mental noch nicht verarbeitet.
Ich wäre besser vor dem Bistro geblieben, wie ich es auch bei den anderen gemacht habe.
Aber am Abend der Verabredung mit Martha war es so verdammt kalt gewesen. Er hätte mehr Aufsehen erregt, wenn er draußen im Wagen
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