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Todesstoß / Thriller

Todesstoß / Thriller

Titel: Todesstoß / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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reichte es Brock. »Wenn sie wieder anruft, gehst du ran.«
    Brock warf ihm einen entnervten Blick zu. »Dafür schmeißen sie dich raus.«
    »Nicht, wenn ich es schaffe.« Er dachte an Eve und Liza und jede der Frauen, die Pierce an ihrer Schlafzimmerdecke aufgeknüpft hatte. An Virginias leere Augenhöhlen. »Wenn ich es nicht schaffe, ist nichts mehr wichtig.«

Donnerstag, 25. Februar, 15.15 Uhr
    Hab keine Angst. Zuck nicht zusammen. Selbst wenn es wehtut.
Sie roch das Metall der Klinge, hörte, wie sie über ihr Haut schabte. Über die Narbe an ihrer Wange, wie sie plötzlich begriff. Die Wange, die sie seit sechs Jahren nicht mehr spürte. Sie roch ihr eigenes Blut. Und wusste, dass er sie geritzt hatte.
    Panik stieg in ihr auf, aber sie unterdrückte sie. Wie tief hatte er geschnitten?
Egal, egal.
Noah hatte sie schon wahrgenommen, bevor der plastische Chirurg sein Werk geleistet hatte. Und wenn es ihm doch etwas ausmachte …
Wenn ich dann noch am Leben bin und mir darüber Sorgen machen kann, dann habe ich keinen Grund zu jammern.
    Pierce grunzte, endlich überzeugt. »Also gut«, flüsterte er. »Du bist wirklich bewusstlos.«
    Sie konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen, als er das Seil durchschnitt, mit dem ihre Arme ans Bett gefesselt gewesen waren. Die Handgelenke waren noch immer zusammengebunden.
Verdammt. Meine Hände sind nicht frei.
    Er nahm ihre Hände, führte sie über den Kopf und legte sie ihr auf den Bauch. Und wartete.
Er beobachtete mich. Wartet.
Sie atmete ruhig weiter. Hielt die Augen geschlossen.
     
    Noah ließ den Wagen lautlos ausrollen, bis er schräg vor der offenen Garage hielt. Darin stand der Lincoln Navigator, ein schwarzer BMW und ein brauner Civic, dessen Kofferraum offen stand.
    Mit heftig hämmernden Herzen zog er die Waffe, stieg aus und bewegte sich behutsam auf die Wagen zu. Brock folgte ihm. Im Kofferraum lag eine Gestalt in eine Decke eingewickelt.
Sei Eve. Und bitte sei am Leben.
Er zog die Decke zurück und stieß den Atem aus. Das Mädchen, das er am Vorabend in Tom Hunters Begleitung gesehen hatte. Sie war nackt, gefesselt, und geknebelt und starrte verzweifelt zu ihm auf. Die Haut wurde vor Kälte bereits bläulich.
    Er zog vorsichtig das Klebeband von ihrem Mund. »Schnell«, flüsterte sie mit klappernden Zähnen. »Eve ist im Keller. Er hat ein Messer.«
    Noah zog ihr die Decke bis zum Kinn und streifte seinen Mantel ab, um sie darin einzuwickeln. Bei den Temperaturen konnte sie leicht erfrieren. »Wie viele Türen zum Keller?«
    »Nur eine. In der Küche.«
    »Bleib bei ihr«, sagte er zu Brock und rannte bereits los, ohne auf den eindringlichen Befehl seines Cousins zu hören, er solle auf Verstärkung warten. Das Haus wirkte menschenleer, aber der Fernseher lief. Es war Nachrichtensender eingestellt: Abbott hatte gerade seine Pressekonferenz beendet.
    Er konnte also davon ausgehen, dass Pierce wusste, dass er ein gesuchter Mann war. Er konnte davon ausgehen, dass Pierce alles tun würde, um sich zu retten, denn er hatte nichts mehr zu verlieren. Noah hatte die Tür zum Keller erreicht, als er ein fürchterliches Krachen hörte. Es klang, als sei eine Wand eingestürzt. Er rannte los.
     
    Eve setzte sich schwer atmend auf und blinzelte, um klarer sehen zu können. Ihr Bein schmerzte, aber was sie sah, war viel besser, als sie gehofft hatte. Wenn das nicht eine echte Ironie des Schicksals war! Die beiden Regale, auf denen die Schuhe gestanden hatten, waren umgekippt. Sie hatte gewartet, bis Pierce sich über sie gebeugt hatte, um ihr die Fußfesseln zu durchtrennen, war dann die Liege herabgerutscht, bis sie die Knie anziehen konnte, und hatte ihn mit voller Wucht gegen die Brust getreten. Derart überrumpelt war er rückwärts gegen die Wand geprallt und hatte die gesamte Konstruktion der miteinder verbundenen Regale heruntergerissen.
    Eins der hölzernen Bretter hatte seinen Schädel getroffen, und er war augenscheinlich bewusstlos. Lediglich seine Füße ragten unter den Regalteilen und Schuhen hervor. Eve musste absurderweise an die gestreiften Strümpfe der Bösen Hexe aus dem
Zauberer von Oz
denken.
    »Eve!«
    Benommen blickte Eve die Treppe hoch. Der Raum um sie herum schwankte. Noah kam, immer vier Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinuntergestürmt. Und dann war er an ihrer Seite, leichenblass, und steckte die Waffe zurück ins Holster.
Weißer Ritter,
dachte sie, als er das Messer vom Boden aufhob und den Strick um ihre Füße

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