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Todesstoß / Thriller

Todesstoß / Thriller

Titel: Todesstoß / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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mal wieder ausgegangen und hatte mit einem Menschen und Fleisch und Blut einen Kaffee getrunken. Anschließend würde sie allein nach Hause gehen. Wie immer.
     
    Endlich. Er hatte schon geglaubt, dass sie nie gehen würde. Er sah zu, wie Christy Lewis davonfuhr, dann bog er auf ihre Auffahrt ein. Sie wohnte ziemlich weit draußen auf dem Land, und das nächste Haus befand sich gut vierhundert Meter weit entfernt. Logistisch gesehen lag ihr Haus nicht besonders günstig, aber wenn sie nachher gemeinsam zurückkamen, musste er ihr nicht wie den anderen den Mund zukleben. Sie konnte so lange und so laut schreien, wie sie wollte.
    Und schreien würde sie. Vielleicht fürchtete sie sich auch so sehr, dass sie vollkommen verstummte. Man konnte nie vorhersagen, wie die Menschen reagierten, wenn man sie mit ihren ärgsten Ängsten konfrontierte. In jedem Fall machte er sich berechtigte Hoffnungen auf ein sehr intensives Erlebnis.
    Mit einem Lächeln sah er sich um. Christy Lewis’ größte Angst befand sich auf seinem Rücksitz, sicher in einem Metallbehälter mit Luftlöchern im Deckel untergebracht. Man konnte schließlich nicht zu vorsichtig sein. Er selbst hatte zwar keine Angst, aber er war auch kein Narr. Er würde die Kiste ins Haus stellen, wo sie und ihr Bewohner sich ein wenig aufwärmen konnten, denn dieses Geschöpf mochte die Kälte nicht und hielt zu dieser Jahreszeit Winterschlaf. Doch bis er und Christy zurückkehrten, sollte es sich wohlfühlen und … mobiler geworden sein.
    Er packte die Kiste am Griff und spürte, wie sich etwas darin regte. Wundervoll. Christys größte Angst erwachte. Und sie würde Hunger haben, diese Angst. Natürlich hatte er auch für diesen Fall vorgesorgt. Er nahm den kleinen Käfig vom Boden, in dem es aufgeregt piepste.
    Er schauderte vor Wonne. An das Erlebnis würde er sich sicher noch lange erinnern.

Montag, 22. Februar, 2.40 Uhr
    Brock fuhr sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Besser?«
    Noah lehnte sich keuchend gegen die Seile. Er war vollkommen ausgepumpt. Vor Jahren hatten sie in Brocks Keller eine Art Mini-Sportstudio mit Boxring, Hanteln und Sandsack eingerichtet. Es gab zwar im Präsidium einen polizeieigenen Fitnessraum, aber der Keller hatte Noah die Möglichkeit geboten, sich ohne die störenden Blicke der anderen Cops aus dem Sumpf der Alkoholsucht freizuboxen.
    Und er hatte sich hier schon öfter ausgetobt, als er zählen konnte. Die körperliche Anstrengung half ihm, die nagende Gier nach einem Drink zu bekämpfen, bevor sie unbezähmbar wurde. Manchmal reichte ein Punching-Ball oder ein Sandsack, aber manchmal, wenn es richtig schlimm war, dann brauchte er jemanden, der zurückschlug.
    Und Brock hatte schon mehr Hiebe von Noah abgefangen, als
er
zählen konnte.
    Noah atmete langsam aus und horchte in sich hinein. Das Bedürfnis war noch zu spüren, aber das Schlimmste war vorbei. »Ich glaube schon.«
    »Na, Gott sei Dank«, murrte Brock. Er spuckte den Mundschutz aus, streckte sich stöhnend und wackelte mit dem Unterkiefer. »Der letzte hat echt gesessen.«
    Normalerweise waren Brock und er ungefähr gleich stark, aber in dieser Nacht war die Sehnsucht besonders heftig gewesen. Der Traum hatte ihn aus dem Schlaf gerissen, und er hatte eine Weile lang zitternd wie ein verängstigtes Kind im Bett gelegen. Dann war das Verlangen wie ein gewaltiger Güterzug aus der Dunkelheit hervorgedonnert. Noah hatte schon lange nicht mehr so kurz davor gestanden, der Sucht nachzugeben.
    Noah zog mit den Zähnen an den Handschuhen und zuckte zusammen, als er sich seinen Cousin genauer ansah. »Dein Auge habe ich auch erwischt. Oje, Brock, es tut mir wirklich leid.«
    »Schon okay.« Brock versuchte ebenfalls, sich seine Handschuhe mit Hilfe der Zähne auszuziehen, verzog aber das Gesicht, als ihm der Schmerz in den Kiefer fuhr. »Ich hab schon Schlimmeres abgekriegt. Zwar schon lange nicht mehr, aber dennoch.«
    »Du musst eben an deiner Deckung arbeiten.« Trina, Brocks Frau, erhob sich. Sie hatte auf der Kellertreppe gesessen. Nun griff sie über die Seile, um ihrem Mann mit den Handschuhen zu helfen. »Eines Tages knockt er dich aus.«
    Brock sah sie finster an. »Wie wär’s mit etwas Mitgefühl?«
    Ungerührt begegnete sie seinem Blick. »Ich habe dir einen Eisbeutel vorbereitet.«
    Noah hätte fast gegrinst. Trina war ihm einer der liebsten Menschen auf dieser Welt. Sie waren zusammen auf die Polizeiakademie gegangen, und er hatte sie Brock vorgestellt und

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