Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
gerunzelter Stirn setzte er seine Pilotenbrille auf, drückte den Knopf zum Schließen des Verdecks und schaltete die Klimaanlage auf Hochtouren.
    Warum hatte er die Sache auf die Spitze getrieben?, überlegte er. Er wusste, er hätte den Wagen schon längst verschwinden lassen müssen.
    Er stützte den Kopf in seine Hände. Gott, war er erschöpft. Die Sonne stach wie ein Eispickel in seine Augen. Seit vier Uhr morgens, als er durch ein Gitter auf der Seite der 70th Street von Bergers Wohnhaus aus dem Kellerloch gestiegen war, litt er an unerträglichen Kopfschmerzen.
    Was würde er nicht alles geben, um noch ein letztes Mal in seinem Penthouse ein Bad nehmen zu können!
    Nun saß er hier im Stau fest und blickte die Autofahrer um sich herum an. Eine Menge Range Rover und Limousinen. Wie hatte Lawrence die vorlauten, protzigen Leute von Long Island noch genannt? LIT – Long-Island-Trottel.
    Nach ein paar Minuten begann drei Wagen hinter ihm eine Gruppe ladegehemmter Jugendlicher mit gegeltem Haar, freien Oberkörpern und mit Selbstbräuner traktierter Haut, Lärm zu machen. Aus den Lautsprechern ihres geklauten Mustang-Cabrio drang das nervtötende Stampfen von Rap-Musik.
    »Anywhere, anywhere, woo-whooo, woo-whooo« ,sangen sie den Sommerhit von The Show mit. Ein fettes Mädchen in Bikinioberteil und sehr kurzer Hose stand auf dem Beifahrersitz, warf die Hände über ihren Kopf und wackelte mit den Hüften.
    »Real slow, real slow, woo-whooo, woo-whooo« ,stimmten ihre trotteligen Freunde ein.
    Ein Schweißtropfen glitt an Carls Schläfe hinab, während er die Jugendlichen im Rückspiegel beobachtete und den Drang spürte, seine Steyr-AUG-Maschinenpistole unter der Decke im Fußraum des Beifahrersitzes herauszuziehen und alle dreißig 5.56-Nato-Geschosse in den Wagen zu jagen. Sich aus dem Auto fallen lassen, die Waffe an die Schulter legen und bei eingeschalteter Automatik voll loslegen. Dem Itaker am Steuer das Haar mit seinem eigenen Blut gelen, dann der Nutte die tätowierte Wirbelsäule durchlöchern, um ihre Karriere als Stangentänzerin zu beenden und dafür zu sorgen, dass sie für den Rest ihres elenden Lebens in einen Beutel pinkeln musste.
    Aber warum es dabei bewenden lassen? Er könnte außer den Insassen des Mustang noch locker dreißig oder vierzig Menschen mehr töten, bevor die Polizisten weiter vorne herausgefunden hätten, wie sie reagieren sollten. Den Long Island Expressway in einen langen Todesstreifen verwandeln. Klang nach einem Plan.
    Stattdessen stieß er die Luft aus und schluckte eine Vitamin S. Der Verkehr setzte sich wieder in Bewegung. Nach einer weiteren Minute entdeckte er eine Lücke im Mittelwall, durch die er sich zwängte, um in die entgegengesetzte Richtung zurückzufahren.
    Er nahm die nächste Abfahrt, hinter der sich Einkaufszentren und riesige Supermärkte aneinanderreihten. In Riverhead bog er in den Roanoke Plaza und fuhr auf einem Parkplatz mit Leitsystem die Wege hin und her. Als er einen älteren Buick entdeckte, fuhr er ein paar hundert Meter weiter und stellte seinen Mercedes hinter einem kleinen, schmuddeligen Einkaufszentrum neben einem Müllcontainer ab.
    Er stieg aus, schloss den Wagen ab und ging zu Fuß zum Parkplatz zurück. Auf halbem Weg besorgte er sich in einem Werkzeugladen ein Starterkabel, eine Dose Feuerzeugbenzin und den größten Schraubendreher, den er finden konnte.
    »Das macht neunzehn neunundneunzig zuzüglich Verpackung und Versand«, sagte der Blödmann in roter Weste an der Kasse.
    Carl blickte den LIT wortlos an.
    »War nur ein Witz.« Der Angestellte reichte ihm verlegen das Wechselgeld.
    Als Carl den Buick erreichte, rammte er den Schraubendreher in den Spalt zwischen Holm und Scheibe und brach das Fenster so leise auf, wie er konnte. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, betätigte er den Hebel für die Motorhaube. Mit dem Überbrückungskabel stellte er eine Verbindung vom positiven Batteriepol zur roten Spule an der Rückseite des Motors her.
    Nun war das Armaturenbrett mit Strom versorgt. Er kniete sich vor die geöffnete Fahrerseite, wo er die Plastikverkleidung der Lenksäule mit dem Schraubendreher abmontierte. Mit dem Metallende des Schraubenziehers verband er die freigelegten Anschlüsse der Zylinderspule und der Batterie. Der Motor hustete kurz, bevor er zum Leben erwachte.
    Carl wischte die Glasscherben vom Sitz, stieg ein und fuhr aus der Parkbucht.
    Nun ging es zurück zum Mercedes. Dort holte er seine Tasche und sein

Weitere Kostenlose Bücher