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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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unsäglich hässlichen neongrünen Badehose bekleidet, die Füße gen leuchtend blauen Himmel gereckt, auf meinem superbequemen Liegestuhl. Im Getränkehalter stand sogar eine noch halb volle Dose Bier. Der einzige Nachteil an dieser Idylle waren die grellen Tatortfotos, die mir aus der offenen Fallakte auf meinem Schoß entgegenstarrten.
    Ich starrte zurück, zwang mich, erneut die Überreste von Paulina Dulcine unter die Lupe zu nehmen. Die Gerichtsmedizin hatte gesagt, dem Opfer seien die Zähne mit einer Zange gezogen worden. Aus Emilys Aufzeichnungen wusste ich, dass Joel David Rifkin an seinem ersten Opfer Anfang der Neunziger die gleiche Gräueltat begangen hatte. Ich warf den Ordner auf den Picknicktisch neben mir und stieß den Atem aus. Carl Apt war, wenn überhaupt, ein Pedant.
    Als wäre ich nicht schon deprimiert genug, hatte mir einer meiner Kollegen eine Nachricht zum letzten Gerücht geschickt, demzufolge Chief McGinnis mit mir und Emily eine persönliche »Wer, was, wann, wo, wie und warum«-Sitzung zum Mord an Paulina Dulcine anberaumen wollte. Damit auch er uns zurechtstutzen konnte. Klang spaßig, wenn nicht gar produktiv. Ich konnte es kaum erwarten.
    Ich hatte gerade mein Bier leer getrunken und begann einen Blinzelwettbewerb mit einer finster dreinblickenden Möwe, die auf meiner rostigen Regenrinne saß, als mein Telefon klingelte. Lächelnd blickte ich auf die Nummer. Es war meine eigene. Jemand im Haus machte einen Witz auf meine Kosten.
    »Detective Bennett, NYPD. Wer ist da? Wer stiehlt mir meine Zeit?«, bellte ich wie ein harter Polizist.
    »Ja, also, hallo, Detective«, meldete sich Eddie mit tiefer, schlecht verstellter Stimme. »Ich würde gerne ein Verbrechen melden.«
    Ich hatte ihnen ausdrücklich gesagt, Daddy müsse arbeiten und brauche seine Ruhe, doch die Eingeborenen wurden unruhig. Konnte ich ihnen nicht verübeln. In letzter Zeit war ich nicht oft hier gewesen.
    Ich wollte gerade wieder auflegen, doch ich besann mich eines Besseren, als mir auffiel, was noch auf dem Picknicktisch lag.
    »Nun, da sind Sie bei mir genau an der richtigen Stelle, Sir.« Ich erhob mich leise, während ich sprach, nahm die monströse Wasserpistole vom Tisch und ging die Terrassenstufen hinunter. »Name des Täters, bitte.«
    »Also, es geht um eine Entführung«, sagte Eddie, während ich seitlich ums Haus huschte. Dort füllte ich am Gartenschlauch die Pistole mit Wasser, bevor ich über das Geländer der vorderen Veranda sprang.
    »Entführung? Also …« Ich spähte durchs Fliegengitter auf Eddie und den sich vor Lachen krümmenden Trent, die mit dem Rücken zu mir in der Küche telefonierten. »Das ist ein schlimmes Verbrechen. Wie heißt das Opfer?«
    »Hose«, antwortete Eddie, ohne zu zögern. »Vorname Unter.«
    Trent lachte schallend, boxte Eddie aber kräftig ans Bein. Ich musste mein eigenes Lachen unterdrücken. Eddie war ein lustiges Kind. Maeve und ich hatten immer gesagt, wir hätten ihn mit Zweitnamen Murphy nennen sollen. Die beiden schienen viel bessere Laune zu haben, seit dieser kleine Flaherty an die Leine genommen worden war.
    »Mr. Hose. Ich verstehe.« Leise öffnete ich die Fliegentür. »In welcher Beziehung steht er zu Ihnen?«
    »Also, eigentlich ist er mein Vater«, antwortete Eddie. »Wir haben ihn seit ein paar Tagen nicht gesehen. Das passt gar nicht zu ihm. Ach, eigentlich doch. Wir glauben, er ist süchtig. Nach Arbeit.«
    »Sie haben Glück, Sir. Ich glaube, ich weiß den Aufenthaltsort von Mr. Hose«, flüsterte ich, als ich von der Küchentür aus zielte.
    »Und wo ist er?«, wollte Eddie wissen.
    Trent, der sich vor Lachen gebogen hatte, richtete sich auf, den Kopf leicht zur Seite geneigt wie ein Hirsch, der das Knacken eines Astes gehört hat.
    »Gleich hinter Ihnen!«, rief ich, so laut ich konnte.
    Eddie ließ das Telefon fallen, als Trent losschrie. Bevor sie noch einmal Luft holen konnten, zeigte ich es ihnen.
    »Oh, tut mir leid. Macht ihr gerade eure Hosen nass?« Trent bekam bei Weitem den größten Teil ab. Er sah aus, als hätte ich einen Eimer Wasser über ihm ausgekippt. Endlich schaffte er es, sich kreischend in Deckung zu begeben.
    »Was, in Herrgotts Namen, ist hier los?«, schimpfte Mary Catherine, die von oben heruntergerannt war.
    »Diesmal haben sie angefangen, ich schwör’s«, sagte ich, die Wasserpistole sicher hinter meinem Rücken versteckt.

84
    Nachdem ich die Küche durchgewischt hatte, beschloss ich, den Tod erst einmal auf Eis

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