Todestanz
schreiben sie denn?«
»Dass Ihre Gang Unit nach ihren eigenen Regeln spielt.«
»Was bleibt einem anderes übrig, wenn die Gegner keine Regeln kennen?«
»Wir treffen uns später«, schloss Clare.
»Heute Nachmittag«, sagte Riedwaan.
»Wo finde ich Sie?«
»Kennen Sie das Bo-Kaap? Signal Street 17. Ich rufe Sie an. Dann treffen wir uns dort.«
»Okay. Und je eher ich mit diesem Zeug anfange, desto besser. Es wird eine Weile dauern, bis wir anhand der Fotos, die ich von Shazia bekommen habe, Yasmins Profil aufgebaut haben.«
»Wie geht es ihr?«, wollte Riedwaan wissen.
»Sie hält sich tapfer, finde ich. Latisha van Rensburg ist bei ihr. Aber sie schwankt zwischen Zorn und Panik hin und her. Sie ist überzeugt, dass Sie Yasmin entführt haben, Riedwaan.«
»Wären Sie das an ihrer Stelle nicht auch?« Riedwaan zog seinen Helm über. »In Anbetracht der Alternativen?«
Zweiundzwanzig
Voëltjie Ahrend hatte seinem Namen alle Ehre gemacht. Das Vögelchen war inzwischen zum Adler herangewachsen und so hoch geflogen, dass es seinen Horst im obersten Stock eines feudalen Wohnblocks unten am Meer gebaut hatte. Riedwaan bog an dem dicht beim Hafen kauernden Block ab. Ein Portier starrte durch die gläserne Eingangstür, als Riedwaan an ihm vorbei und in eine schmale Durchfahrt fuhr. Dort reihten sich die Mülltonnen, alle randvoll bis auf die mit der Nummer eins. Das Penthouse. Er klappte den Deckel auf. Leer.
Er sah in der Garage nach, die mit überteuerten Autos vollgestellt war. Weit und breit kein blauer Maserati zu sehen.
Riedwaan klopfte an die Tür des Hausmeisters.
»Sir?« Vor ihm stand ein geschniegelter Mann in dunkelblauer Uniform und mit knisterndem Funkgerät am Gürtel.
»Goodman«, sagte Riedwaan. »Wie gehtâs der Familie in Harare?«
»Danke, Captain â die ist inzwischen auch hier, Sir. Kinder sind in der Schule.«
»Die Papiere sind in Ordnung?«
»Für die muss man in Zimbabwe eine Menge hinblättern, Sir. Und in Südafrika noch mehr. Zum Glück haben Sie mir gesagt, mit wem ich reden soll.«
»Aber es geht Ihnen nicht schlecht.« Riedwaans Blick lag auf den schneeweiÃen Pumas des Mannes. »Sie möchten in nächster Zeit doch bestimmt keine Botschaft von mir an Mugabe überbringen.«
»Nein, Sir.«
»Dann stört es Sie sicher nicht, wenn ich einen Blick auf Ihre Computerprotokolle werfe, oder?«
»Nein, Sir.« Die Miene des Mannes blieb ausdruckslos. »Das darf mich nicht stören.«
Der Hausmeister wich in sein Büro zurück. Detaillierte Computerprotokolle und eine ganze Phalanx von Ãberwachungskameras, die sämtliche Eingänge abfilmten. Auf einem Bildschirm war Riedwaans Motorrad in der Durchfahrt zu sehen.
»Was brauchen Sie, Sir?«
»Das Penthouse«, antwortete Riedwaan.
»Da ist im Moment niemand.« Goodman deutete auf die Bildschirme: ein leerer Aufzug, eine geschlossene Apartmenttür, ein leerer Balkon, verriegelte Fenster und Türen.
»Wann war das letzte Mal jemand oben?«, wollte Riedwaan wissen.
Goodman tippte das Kennzeichen ein, das Riedwaan ihm nannte. Schüttelte den Kopf. »Vor einer Woche«, sagte er. »Aber gestern Abend kam er vorbei, blieb ein paar Stunden und verschwand wieder.«
»War er allein?«
»Er ist nie allein.« Goodman sah Riedwaan an. »Er hatte seine Männer dabei, insgesamt fünf. Sie kamen mit einem BMW, fuhren alle zusammen hoch und alle zusammen wieder ab.«
»Und seither war niemand mehr hier?«
»Niemand«, bestätigte Goodman. Er tippte eine Anfrage in den Computer. »Sehen Sie, Sir? Niemand hat die Tür geöffnet. Jedes Mal, wenn die Vorder- oder Hintertür geöffnet wird, springt die Kamera an, und die Uhrzeit wird vermerkt. Das ist der letzte Eintrag.« Er rief die Bilder ab. Voëltjie Ahrend in seinem weiÃen Anzug, hinter ihm drei Männer aus seinem FuÃvolk, die Hosen auf Halbmast und nicht einmal bemüht, die dicken Beulen zu verbergen, die ihre Waffen warfen.
»Sonst nichts?«, fragte Riedwaan. »Vom Dach aus kann man nicht in die Wohnung?«
»Jeder muss an mir vorbei, es sei denn, er hat einen Helikopter«, bekräftigte Goodman.
»Wenn Sie lügen, Goodman â¦Â«
»Wonach suchen Sie denn?«
»Nach meiner Tochter«, erklärte Riedwaan.
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