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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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dass der Fotograf sie aufrief.
    Ein Blumenmädchen kam über den Rasen gerannt und stieß mit Pearl zusammen.
    Â»Was ist denn los?« Sie wollte wissen, was das Kind in ihre Beine katapultiert hatte.
    Â»Meine Mommy hat gesagt, ich soll meine große Schwester suchen gehen.« Das Mädchen keuchte vor Angst und Zorn. »Und dann hat sie sich versteckt, und ich hab Angst bekommen. Und dann habe ich sie gesehen und sie gerufen, aber sie ist einfach weggelaufen. Sie hat gar nicht auf mich gewartet. Und dann habe ich den Mann gesehen, der hinter dir hergegangen ist.« Sie sah Clare an.
    Â»Welchen Mann?«
    Â»Weiß ich doch nicht!«, ereiferte sich das Kind. »Er war hinter dir, als du da reingegangen bist.« Sie deutete auf die Schilfstauden. »Und dann hast du mit der Tante geredet, und
er hat hinter den Bäumen gesessen.« Clare sah sich um. Es war niemand zu sehen. »Er hat genau hinter dir gesessen. Ich hab gedacht, du kennst ihn, und dann hat er mich angesehen, und ich bin weggerannt, und dann bin ich hingefallen, und jetzt krieg ich Klap von meiner Ma.« Sie deckte den Schlammfleck auf ihrem Rock mit den Händen ab.
    Â»Lass mal sehen, vielleicht bekommen wir ihn wieder weg.« Clare wischte über den steifen rosa Tüllstoff. Das Mädchen grinste sie beide an, mit strahlend weißen Zähnen über dem rosa Zahnfleisch. Sechs musste sie sein. Sieben. So alt wie Yasmin.
    Â»Da ist meine Mommy!« Sie schoss los, zwischen den Hochzeitsgesellschaften auf dem Rasen hindurch, und schlang zuletzt die Arme um die stämmigen Beine ihrer Mutter. Nachdem sie sich ihre Angst hatte wegküssen lassen, deutete sie auf Clare und Pearl und winkte.
    Â»So sollte es immer gehen «, meinte Pearl, als sie in ein Minibus-Taxi auf der Main Road stieg. »Ein Kuss, und alles ist wieder gut.«
    Clare bemerkte die Beleidigung, als sie in den Rückspiegel sah. Das Wort POES, quer über das Heckfenster gekrakelt. Der Scheibenwischer löschte das Wort aus, aber nicht ihr Unbehagen. Und dass Riedwaan nicht ans Telefon ging, verstärkte Clares Ängste noch.

Sechsundzwanzig
    Yasmin hebt das Gesicht von den Knien. Ein Sonnenstrahl hat sich seinen Weg durch die modrige Luft gebahnt und malt einen gelben Klecks auf die Wand. Sie versucht, die Staubfädchen im Strahl zu
zählen, nimmt dann den Samen aus ihrer Tasche und drückt ihn an ihre Nase.
    Kardamom.
    Der Duft ihres Vaters.
    Sie zieht die Decke fester um die Schultern und starrt auf den Staub, der in der Luft glitzert. Als der Lichtstrahl matter wird, steigen ihr Tränen in die Augen.
    Sie denkt an ihren Daddy, daran, wie er manchmal mit ihr zum Lion’s Head hinaufgegangen ist und sie so getan hat, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. Sie wünscht sich, er würde nicht tagelang, fast wochenlang verschwinden und dann mit Geistern in seinen Augen zurückkommen.
    Selbst wenn er lächelt, sieht Yasmin die Geister. Sie kann sie spüren, kalte, federige Wesen, selbst wenn er seine Tochter ganz behutsam umarmt, damit ihr Gesicht nicht gegen die Waffe unter seinem Hemd gedrückt wird.
    Der Sonnenstrahl verblasst und verschwindet. Der Hunger beißt sich aus ihrem Magen nach oben in ihre Kehle. Der Wind peitscht jaulend durch die zerbrochenen Scheiben. Die Stahlstreben zeigen wie Skelettfinger in den Himmel. Ein Vogel kommt hereingeflogen und verschwindet in einem zerrupften Nest.
    Am Rand des Nestes rührt sich etwas, ein Küken sucht nach seiner Mutter.
    Yasmin hält die Hände auf, als der winzige Körper durch die Luft purzelt, und senkt sie dann vorsichtig, um den Sturz abzubremsen. Als sie die Hand über dem Vögelchen schließt, spürt sie das schnelle Flattern des winzigen Herzens unter ihren Fingern. Der Vogel pickt an der Haut zwischen ihrem Daumen und dem Zeigefinger.
    Schritte hallen durch die Leere, und Yasmin rutscht an der Wand nach unten. Sie schließt die Hände um den Vogel und verschließt ihren Geist vor dem, was jetzt kommt.

Siebenundzwanzig
    Der Amtsarzt bog beim Gefängnistor ab und scheuchte damit den Reiher auf, der in den Weingärten nebenan über einem Tümpel Wache stand. Korbus Hoffman wäre lieber im Bett geblieben und hätte mit seinen Töchtern die Samstagscartoons angeschaut, aber er brauchte das Geld, das er für die Überstunden bekam. Sein Land Rover war ein so vertrauter Anblick, dass ihn die Wachposten

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