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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Kamera sah.
    Clare öffnete die andere Tür. Ein Doppelbett mit zurückgeschlagenem Federbett. Eine Nachttischlampe, ein Stift, ein Thriller mit ein paar Knicken im Umschlag. Elmore Leonard. Als sie den Schrank öffnete, trat sie unwillkürlich einen Schritt zurück, als wäre ihr der Geruch von Riedwaans Kleidung zu intim. Jeans, Schuhe, Hemden, ein Anzug. Fertig. Sie schloss die Türen wieder.
    Das Bad war in einer Kammer neben der Küche untergebracht. Rasierer und Seife am Waschbeckenrand, auf der Ablage daneben eine ungeöffnete Packung Schlaftabletten. Ein großer weißer Badeofen auf Augenhöhe. Darunter ein großer Koffer.
    So groß, dass sich ein Mädchen darin verstecken konnte. Oder versteckt werden konnte. Sie zog an dem schweren Koffer, der daraufhin umkippte und sie beinahe unter sich begrub. Sie öffnete den Verschluss und musste vor Erleichterung lächeln, als sie sah, was er enthielt. Eine komplette Ausgabe der Encyclopaedia Britannica , Jahrgang 1976. Sie schlug den ersten Band auf. Die Widmung: Für Riedwaan, von deinem Vater zu deinem siebten Geburstag. 16. Juni 1976. Clares Geburtsjahr.
    Dann läutete das Telefon, sie klappte das Buch zu und ging ins Wohnzimmer zurück.
    Â»Faizal.« Seine Stimme ließ sie zusammenzucken. »Hinterlassen Sie eine Nachricht.«

    Clare wartete ab. Nichts. Sie trat an den Anrufbeantworter.
    Sie hörte die Nachrichten ab. Ihre eigene von der Straße aus. Ein Werbeanruf von einer Timesharing-Agentur. Immer noch zwinkerte ihr das elektronische Auge der Maschine zu. Sie ließ das Band ganz zurücklaufen, und eine Kinderstimme purzelte in den Raum.
    Â»Yasmin«, flüsterte Riedwaans Tochter. »Ich bin’s, Yasmin. Daddy, bitte, bitte komm mich finden, Daddy. Mir ist so kalt, Daddy, so kalt. Der Mann sagt, du musst mich finden, Daddy.«
    Wieder die Kinderstimme, flach vor Angst.
    Â»Ich habe ihn reden gehört. Er sagt, du weißt, was sie wollen. Und dass du weißt, was du tun musst. Und wenn du mich verlierst, sagt er, dann nur, weil du mich nicht liebst –« Das durch die Angst eingedämmte Schluchzen brach sich Bahn.
    Â»Wo bist du, Daddy? Es ist so dunkel hier …« Ein Scheppern, ein erschrockener Aufschrei und ein leises Wimmern.
    Dann Stille.
    Clare spielte die Nachricht noch einmal ab und lauschte nach einem Hinweis in der hohlen Stille, der ihr verraten könnte, wo das Kind versteckt wurde.
    Dann rief sie erneut auf Riedwaans Handy an. Die Mailbox. Sie spulte die Kassette zurück und lauschte wieder der körperlosen Mädchenstimme und ihrem Schluchzen. Dem Krachen und ihrem verängstigten Aufschrei.
    Rita war nach dem ersten Läuten am Apparat.
    Â»Wo sind Sie?«, fragte sie.
    Â»Bei Riedwaan.«
    Â»Sie suchen dort nach Spuren von Yasmin?«
    Â»Ich bin auf der Suche nach ihm, weil er nicht ans Telefon geht. Und dann habe ich etwas im Haus gehört.«

    Rita schwieg.
    Â»Ich habe nichts gefunden«, sagte Clare.
    Â»Natürlich nicht. Das habe ich Ihnen doch gesagt.«
    Â»Aber auf dem Anrufbeantworter ist eine Nachricht für ihn«, sagte Clare. »Von Yasmin.«
    Â»Sie lebt!«
    Â»Jedenfalls hat sie gelebt, als sie angerufen hat. Können Sie den Anruf zurückverfolgen?«
    Â»Ich bin schon dabei«, sagte Rita. »Sobald ich was habe, rufe ich Sie an.«
    Â»Immer noch keine Spur von ihm?«
    Â»Sie sind die Erste, die er anrufen würde, Sisi «, beteuerte Rita.
    Â»Die anderen Verstecke«, bohrte Clare nach. »Die Anglerhütte nahe Slangkop, in die er Yasmin gebracht hat, als sie zum ersten Mal verschwunden war. Die anderen Adressen auf Ndlovus Liste, wo sich Riedwaan möglicherweise verstecken könnte. Kennen Sie die?«
    Â»Ich habe alle überprüft«, versicherte ihr Rita.
    Â»Persönlich?«
    Â»Natürlich«, sagte Rita. »Fahren Sie jetzt nach Hause?«
    Â»Das Warten würde mich in den Wahnsinn treiben.« Clare sah ihr Spiegelbild im toten Bildschirm des Fernsehers und wandte sich ab.
    Das rote Auge des Anrufbeantworters glühte ruhig durch die Dunkelheit. Sie nahm die Kassette aus dem Gerät und steckte sie in die Tasche. Dann holte sie aus einem Glas mit Filzschreibern eine Ersatzkassette und legte sie stattdessen ein.
    Nachdem die Haustür ein Schloss mit Schnappriegel hatte, ging Clare dort hinaus. Die Straße war leer. Das einzige Lebenszeichen waren die

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