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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Aufsicht, sie war in deren Gewalt! Dort können Sie Ihre Fragen loswerden!«
    »Wir haben bereits den einen Priester befragt, der Zugang zu dem Kloster hatte. Er hat uns bereitwillig eine DNA-Probe gegeben. Die Testergebnisse stehen noch aus.«
    »Sie wissen also noch gar nicht, ob er der Vater ist oder nicht. Warum belästigen Sie uns dann mit diesen Fragen?«
    »Das Baby muss irgendwann im März gezeugt worden sein, Mrs. Maginnes. In dem Monat, in dem sie zu der Beerdigung nach Hause gekommen ist.«
    »Und Sie denken, es ist hier passiert?«
    »Sie hatten das Haus voller Gäste.«
    »Und was wollen Sie von mir? Soll ich etwa sämtliche Männer anrufen, die in dieser Woche zufällig hier im Haus waren? ›Ach, übrigens, hast du mit meiner Stieftochter geschlafen?‹«
    »Wir haben die DNA des Kindes. Mit Ihrer Hilfe könnten wir vielleicht den Vater identifizieren.«
    Lauren sprang auf. »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen.«
    »Ihre Stieftochter ist tot. Wollen Sie nicht, dass wir ihren Mörder fassen?«
    »Sie suchen am falschen Ort.« Sie ging zur Tür und rief:
    »Maria! Bringst du bitte diese Polizisten hinaus?«
    »Mit der DNA hätten wir die Antwort, Mrs. Maginnes. Nur ein paar Speichelproben, und wir könnten allen Verdächtigungen ein Ende bereiten.«
    Lauren fuhr herum und funkelte Rizzoli an. »Dann fangen Sie bei den Priestern an. Und lassen Sie meine Familie in Frieden.«
    Rizzoli stieg ein und schlug die Wagentür zu. Während Frost den Motor Warmlaufen ließ, blickte sie zu dem Haus und erinnerte sich daran, wie beeindruckend es ihr auf den ersten Blick erschienen war.
    Bevor sie die Leute kennen gelernt hatte, die darin wohnten.
    »Jetzt weiß ich, warum Camille von zu Hause weggegangen ist«, sagte sie. »Stell dir mal vor, du wächst in so einem Haus auf. Mit solchen Brüdern. Mit dieser Stiefmutter.«
    »Unsere Fragen haben sie offenbar viel mehr aus der Fassung gebracht als der Tod des Mädchens.«
    Während sie zwischen den Granitsäulen hindurchfuhren, warf Rizzoli einen letzten Blick über die Schulter auf das Haus. Sie stellte sich das junge Mädchen vor, das wie ein Schatten durch diese riesigen Zimmer gehuscht war. Ein Mädchen, verspottet von ihren Stiefbrüdern, von ihrer Stiefmutter ignoriert. Ein Mädchen, dessen Hoffnungen und Träume von den Menschen, die sie hätten lieben sollen, verlacht wurden. Jeder Tag in diesem Haus musste wie ein neuer Schlag für ihre geprügelte Seele gewesen sein, ein Schlag, der mehr schmerzte als die Frostbeulen, die sie sich holte, wenn sie barfuß durch den Schnee ging. Du willst Gott näher sein, willst die Wärme seiner bedingungslosen Liebe spüren. Und dafür lachen sie dich aus, oder sie bemitleiden dich, oder sie sagen dir, dass du auf die Couch eines Psychiaters gehörst.
    Kein Wunder, dass sie die Aussicht auf ein Leben hinter Klostermauern als so verlockend empfunden hatte.
    Mit einem Seufzer wandte Rizzoli sich ab und blickte auf die Straße hinaus, die sich vor ihnen erstreckte. »Komm, fahren wir nach Hause«, sagte sie.
    »Ich bin mit meinem Latein am Ende«, sagte Maura. Sie breitete eine Reihe von Digitalfotos auf dem Tisch des Besprechungsraums aus. Ihre vier Kollegen zuckten nicht mit der Wimper – sie hatten alle im Autopsiesaal schon weit Schlimmeres zu Gesicht bekommen als diese Bilder von rattenzerfressener Haut und entzündeten Knötchen. Sie schienen sich weit mehr für den Karton mit frischen Blaubeer-Muffins zu interessieren, den Louise für die heutige Morgenbesprechung besorgt hatte. Ohne den Blick von den Fotos zu wenden, bei denen sich jedem normalen Menschen der Magen umgedreht hätte, ließen sie sich die angebotenen Leckereien munden. Wer tagtäglich mit Leichen zu tun hat, lernt mit der Zeit, sich durch die Bilder und Gerüche, denen er bei der Arbeit ausgesetzt ist, nicht den Appetit verderben zu lassen. Unter den am Tisch versammelten Pathologen war einer, dessen besondere Vorliebe für gebratene Gänseleberpastete allgemein bekannt war – ein Genuss, den er sich durch die Tatsache, dass er im Zuge seiner Arbeit regelmäßig menschliche Lebern sezierte, keineswegs trüben ließ. Seinem beachtlichen Leibesumfang nach zu urteilen, ließ Dr. Abe Bristol sich durch absolut gar nichts den Appetit verderben, und er biss gerade genüsslich in seinen dritten Muffin, als Maura das letzte Foto auf den Tisch legte.
    »Ist das deine Unbekannte?«, fragte Dr. Costas.
    Maura nickte. »Weiblich, Alter etwa dreißig bis

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