Todtsteltzers Ehre
Interesse der geistigen Gesundheit eine Brandbombe hineinwirft. Was dieses Büro braucht, sind freundliche Pastelltöne und große Blumensträuße überall. Blumen bereichern einen
Raum.«
»Oh, gut«, versetzte Toby, der über die Papiere auf seinem
Schreibtisch gebeugt saß. »Ich bin mit meiner Arbeit im Rückstand, die Gewerkschaften machen erneut Schwierigkeiten, und
jetzt bist auch du aufgetaucht, um mich zu ärgern. Und wage ja
nicht, irgendwelche Blumen hereinzubringen! Ich kann nicht
gut mit Pflanzen umgehen, Flynn. Das weißt du. Ich muß nur
an einer Blume vorbeigehen, und sie stirbt sofort an Vernachlässigung, aus reiner Bosheit mir gegenüber. Mir gefällt mein
Büro so, wie es ist, vielen Dank auch. Obendrein bist du kaum
in einer Position, um mit Steinen zu werfen. Falls ich dich hier
losließe, würdest du die Wände mit Holobildern von Kindern
mit großen Augen tapezieren und unter jedem Gegenstand ein
Spitzendeckchen ausbreiten.«
»Und was stimmt nicht mit Spitzendeckchen?« erkundigte
sich Flynn frostig. »Ein paar hübsche Spitzen vollbringen
Wunder, um ein Zimmer fröhlicher zu gestalten.«
»Was tust du hier, Flynn?« fragte Toby geduldig. »Der Tag
ist vorbei. Die Arbeit ist erledigt. Geh nach Hause und ärgere
jemand anderen.«
»Das tue ich, sobald du mit gutem Beispiel vorangehst, Toby.
Ich dachte, du freust dich vielleicht, wenn ich dich mitnehme.«
»Danke, aber ich muß erst noch durch eine halbe Tonne Pa
pierkram waten. Du glaubst ja nicht, was alles auf diesem
Schreibtisch landet. Ich schwöre, daß es Leute in diesem Haus
gibt, die nach einem Vindaloo-Curry nicht aufs Klo gehen
können, ehe ich nicht vorher das entsprechende Formular unterzeichnet habe. In dreifacher Ausfertigung. Ah, verdammt …
Möchtest du einen Schluck Tee, Flynn? Das gehört zu den wenigen Dingen, die hier richtig gemacht werden.«
»Dazu sage ich nicht nein.«
Toby drückte den Interkom-Schalter. »Fräulein Lovett, bitte
eine Tasse Tee für Mr. Flynn.«
Flynn zog eine ausgezupfte Braue hoch. »Seit wann bist du
so förmlich?«
Toby zuckte die Achseln. »Vom Boß wird das erwartet. Ich
habe versucht, die Sache formlos und entspannt anzugehen, als
ich hier einzog, aber die Leute haben sich dabei einfach nicht
wohlgefühlt. Ich schätze, es ist schwierig, locker und spontan
mit jemandem umzugehen, der einen mit einem Tritt in den
Hintern feuern kann, nur weil er morgens mit Kopfschmerzen
zur Arbeit gekommen ist.«
Die Tür ging auf, und eine junge Frau mit kaum irgendwelchen Kleidungsstücken und einem wahrhaft erstaunlichen Dekollete schwankte auf unmöglich hohen Absätzen herein. Sie
lächelte Flynn breit an, zeigte dabei perfekte Zähne von blendendem Weiß und präsentierte ihm eine dampfende Tasse Tee.
»Danke, meine Liebe«, sagte Flynn liebenswürdig. »Wißt
Ihr, ich finde Eure Ohrringe einfach toll! Ihr müßt mir verraten,
woher Ihr sie habt.«
»Tauche nur mit sowas im Büro auf, und du bist gefeuert,
Flyrun«, warf Toby ein. »Danke, Fräulein Lovett. Das wäre für
den Moment alles.«
Die junge Dame kicherte aus keinem erkennbaren Grund,
hievte ihr Dekollete Richtung Tür und schwankte hinaus. Flynn
sah Toby an.
»Sie ist meine Sekretärin«, erklärte Toby abwehrend. »Sie
nimmt Diktate auf.«
»Ja«, sagte Flynn, »da wette ich. Ich setze auch gutes Geld
darauf, daß sich ihr IQ auf Zimmertemperatur bewegt und sie
soviel Persönlichkeit hat wie ein Stück Schnur.«
»In Ordnung, sie ist eine Puppe, wie ich zugeben muß. Für
die richtige Sekretärsarbeit habe ich jemand anderen. Fräulein
Lovett ist eher so etwas wie … Bürodekoration. Etwas, womit
ich die Gewerkschaftsbosse ablenken kann, wenn sie mit ihren
aktuellen Gehaltsforderungen hereinspazieren. Das obere Management hat mir Fräulein Lovett zugewiesen. Sie dachten, ich
würde dann länger im Büro arbeiten. Um die Wahrheit zu sagen, geht mir das Mädchen fürchterlich auf die Nerven. Ihre
Stimme würde Schafe in die Flucht jagen; sie hat keinerlei Talente, über die man in feiner Gesellschaft diskutieren könnte,
und bei ihrem Lachen lösen sich glatt die Tapeten von den
Wänden. Ich brauchte zwei Wochen, um ihr beizubringen, wie
man Tee kocht. Ich würde sie ja feuern, wenn es ihr nicht das
Herz bräche.«
»Das Leben der Topleute ist wirklich hart«, meinte Flynn.
»Wohl gesprochen!« bekräftigte Toby. »Dabei möchte ich
nur etwas Arbeit erledigen. Echte Arbeit. Ich kann nicht einfach den ganzen Tag herumsitzen,
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