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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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es nicht. Ich zweifle
nicht daran, daß du es gut meinst, aber das letzte, was wir
brauchen, ist noch ein enthusiastischer Amateur, der alle auf
die Palme bringt und alles noch verworrener macht. Besonders
jemand mit deinem Naturell. Du kannst deine Widersacher
nicht einfach umbringen, nur weil du im Begriff stehst, die
Debatte zu verlieren. Heutzutage gibt es Gesetze gegen dergleichen Verhalten. Obwohl es die Haushaltsdebatten etwas
aufregender gestalten würde, wie man zugeben muß … Sieh
mal, Finlay, ich kenne dich, auch wenn ich mir oft wünschte,
ich täte es nicht. Du hast ein zu weiches Herz für die Politik.
Sie würde dir zuviel bedeuten. Du könntest es nicht ertragen,
einen Streit verloren zu geben und dann in einem späteren zu
punkten. Du übernimmst dich, wenn du dich auf dieses Glatteis
wagst, und ich werde nicht in der Lage sein, dich zu retten.
Auch niemand sonst wird es können, ungeachtet all deiner
Heldentaten während der Rebellion. Helden bekommt man
heute im Dutzend billiger.«
»Du klingst wieder ganz nach dir«, meinte Finlay. »Irgendwann mal sagst du noch etwas Nettes zu mir, und ich falle vielleicht vor Schreck in Ohnmacht. Ich habe alles überlebt, was
das Imperium gegen mich ins Feld schickte, und auch das
Grauen von Hakeldamach. Ich denke, mit ein paar Politikern
werde ich schon fertig. Mach dir keine Sorgen; falls ich jemanden umbringen muß, achte ich darauf, es zu tun, wenn gerade
niemand hinsieht.«
»Das Problem ist: Er meint das ernst«, sagte Adrienne. »Das
ist seine Vorstellung davon, diplomatisch aufzutreten.«
»Inzwischen«, sagte Finlay, »möchte ich unsere Kinder sehen.«
Alle sahen ihn überrascht an, einschließlich Evangeline.
Adrienne schüttelte langsam den Kopf. »Finlay, du hast die
Kinder noch nie sehen wollen. Noch nicht mal, als sie gerade
auf die Welt gekommen waren. Ich muß dich immer daran erinnern, ihnen Geburtstagsgeschenke zu schicken. Dein Gesicht
kennen sie nur von Holoschirmen. Und wo warst du, als Gregor Shreck damit drohte, sie umzubringen, nur um dich zu fassen? Nenn mir nur einen guten Grund, warum ich dulden sollte,
daß du in ihre Nähe kommst!«
»Ich spüre … in letzter Zeit, daß ich sterblich bin«, antwortete Finlay. »Wenn ich tot bin, bleiben von mir nur die Reputation und die Kinder. Ich sehe mir an, wie die Nachrichtenleute
und die Dokudramas meine Vergangenheit darstellen, und ich
erkenne mich darin nicht wieder. Damit bleiben nur die Kinder,
und ich hätte gern, daß sie wenigstens eine Vorstellung davon
bekommen, wer ich wirklich war. Ich weiß, daß ich … Fragwürdiges getan habe, aber immer glaubte ich, einen guten
Grund dafür zu haben. Früher habe ich zwei Leben zugleich
geführt, und ich habe mir weiszumachen versucht, daß in keinem davon Platz für Kinder wäre. Sie wären nur zu Schaden
gekommen. Bei dir waren sie sicherer. Außerdem wußte ich
nicht, was ich mit Kindern anfangen sollte. Ich weiß es immer
noch nicht recht. Aber ich … würde jetzt gern mal versuchen,
mit ihnen Bekanntschaft zu schließen. Falls sie mich sehen
möchten …«
Adrienne zeigte sich für einen Augenblick erstaunt. In all ihren Ehejahren hatte sie nie zuvor gehört, wie Finlay sich dermaßen öffnete. »Ich frage sie«, sagte sie endlich. »Aber es liegt
an ihnen. Ich äußere mich selbst nicht, weder in der einen noch
der anderen Hinsicht.«
»Mehr verlange ich nicht«, sagte Finlay.
Die vier unterhielten sich noch ein wenig länger, aber sie hatten im Grunde nicht genügend Gemeinsamkeiten für lockere
Konversation, und die geschäftlichen Fragen waren schon abgehandelt. Schließlich entschuldigten sich Adrienne und Robert und verschwanden in der Menge, und Finlay und Evangeline blieben allein zurück.
»Wir haben noch nie über … Kinder gesprochen«, sagte
Evangeline leise. »Wenn man bedenkt, was wir während der
Rebellion für ein Leben führten, war es einfach nicht möglich.
Immer wieder haben wir uns in die Gefahr eines plötzlichen
Todes gestürzt. Und später … hast du das Thema nie zur Sprache gebracht.«
»Ich denke in jüngster Zeit über vieles nach, was ich nie zuvor getan habe«, stellte Finlay fest. »Ich wollte nie Kinder von
Adrienne haben, aber mein Vater verlangte es im Interesse der
Familie. Heute sieht es anders aus.«
»Ich konnte mich nicht überwinden, das Thema anzusprechen«, sagte Evangeline, ohne ihn anzusehen. »Ich hatte immer
Angst, du würdest nicht davon

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