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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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besänftigen sollten. Die medizinischen Fähigkeiten der
Krankenschwesterpuppen waren beschränkt, und sie verfügten
nur über aus gesprochen wenig hochwertige Technologie.
Wahrscheinlich war das Erste-Hilfe-Zentrum wirklich nur dazu
gedacht gewesen, eine erste medizinische Versorgung zu gewährleisten, bevor die wohlhabenden Patienten zu einem anderen Planeten mit weiter fortgeschrittenen Apparaten und Möglichkeiten geschafft wurden. Finlay und Evangeline beobachteten aus diskreter Entfernung, wie die Krankenschwestern Julian
in ein Bett steckten und einen Scanner in Betrieb setzen. Julian
hatte inzwischen aufgehört zu husten, doch er wirkte müde und
erschöpft. Sie hatten Poogie gebeten, draußen zu warten. Die
Kreatur hatte immer mehr die Fassung verloren, und das Geräusch hatte Julian zunehmend nervös gemacht. Finlay und
Evangeline hörten, wie Poogie draußen hinter der geschlossenen Tür noch immer leise vor sich hin weinte.
    Die beiden Menschen wußten nicht genau, wie ernst sie die
Angelegenheit nehmen sollten. Selbst wenn man die Zeichentricknatur Poogies berücksichtigte, schienen sein Schmerz und
seine Trauer reichlich übertrieben, vor allem gegenüber jemandem, den er vorher noch nie gesehen hatte. Finlay mußte immer wieder daran denken, daß der freundliche Bursche Menschen getötet hatte. Evangeline wollte gerne glauben, daß Poogie bekehrt war. Soweit es Finlay betraf, gab es Verbrechen
und Vertrauensbrüche, die man niemals vergeben oder vergessen durfte.
    Die Krankenschwestern schienen ihr Handwerk zu verstehen.
Allerdings behandelten sie Julian wie ein krankes Kind, und es
war ein Glück, daß der junge Esper viel zu erschöpft war, um
sich dagegen zu wehren. Finlay hatte keine Ahnung, was die
Schwestern zu finden erwarteten, das die Arzte der Untergrundbewegung übersehen hatten. Er hatte darauf bestanden,
daß Julian zuerst eine gründliche medizinische Untersuchung
über sich ergehen ließ, bevor er sich damit einverstanden erklärt hatte, ihn mitzunehmen. Der junge Esper hatte den Test
mit Leichtigkeit bestanden. Trotzdem machte sich Finlay Sorgen. So sehr er den jungen Esper auch mochte, er würde ihn
ohne zu zögern zurücklassen , wenn es auch nur einen Augenblick so aussah , als könnte er sich zu einem Hindernis bei ihrer
Suche nach Harker entwickeln.
    Evangeline hielt Finlays Hand. »Hör auf , die Stirn in Falten
zu legen, Liebster. Irgendwann gehen sie nicht mehr weg. Ich
bin sicher, daß Julian in den besten Händen ist.«
    »Es kostet uns zuviel Zeit«, entgegnete Finlay rauh. »Je länger wir hierbleiben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß
wir zur Zielscheibe werden. Außerdem könnte Harker davon
Wind bekommen, daß wir nach ihm suchen, und in Deckung
gehen.«
»Das ist es nicht«, widersprach Evangeline. »Du machst dir
    Sorgen wegen Julian. Ich kann es spüren.«
»Er ist ein guter Bursche«, erwiderte Finlay. »Tapfer , leiden
schaftlich und stark. Ich hasse es, ihn in diesem Zustand zu
sehen.«
Evangeline drehte sich um und blickte Finlay in die Augen.
»Wie stehst du zu ihm? Du weißt sicher, daß er dich anbetet,
oder nicht?«
»Ja. Ich wünschte, es wäre nicht so. Sein Gott steht auf tönernen Füßen. Und wie ich zu ihm stehe? Ich bewundere ihn.
Er hat so viel in den Verhörzellen aushalten müssen, und er ist
nicht daran zerbrochen. Und manchmal … Manchmal sehe ich
in ihm den jüngeren Bruder, den ich gerne gehabt hätte. Wußtest du, daß Julian einen älteren Bruder hatte? Sein Name war
Auric.«
»Ja. Er wurde in der Arena getötet.«
»Ich habe ihn getötet. Ich war der Maskierte Gladiator , oder
hast du das vergessen?« Evangeline schnappte ächzend nach
Luft und riß entsetzt die Augen auf. Finlay trat einen Schritt
vor und stellte sich zwischen sie und Julians Bett. »Julian weiß
es nicht, und er darf es auch niemals erfahren. Es würde ihn
zerreißen. Auf eine gewisse Art bin ich zu dem älteren Bruder
geworden, den ich ihm genommen habe. Das ist nur recht und
billig , schätze ich.«
»Finlay …«
»Ich weiß. Eines Tages wird er es erfahren müssen. Aber
jetzt noch nicht. Und ganz bestimmt nicht während dieser Mission.«
Eine der Krankenschwesternpuppen kam herbei, um mit ihnen zu reden. Ihr freundliches, strahlendes Gesicht wurde von
einem besorgten Stirnrunzeln verunstaltet. »Wir tun alles für
Euren Freund, was in unserer Macht steht«, erklärte sie in einem warmen, tröstenden Tonfall, der wahrscheinlich

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