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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Beschuß, und
alles war still, mit Ausnahme der leise knackenden Geräusche
von den geschwächten Mauern. Das Licht des frühen Morgens
strömte durch Hunderte von Löchern in den Wänden und wurde vom Pulverdampf und Staub zu einem diffusen Schein geschwächt. Langsam hob Tobias den Kopf und blickte sich um.
Überall lagen Tote: zerfetzt und zerrissen wie Puppen, die von
wütenden Kindern weggeworfen worden waren, weil sie nicht
mehr mit ihnen spielen wollten. Flynn lag neben Tobias und
hielt beschützend seine kostbare Kamera in den Armen. Er
nickte Tobias zu, als Zeichen, daß ihm nichts fehlte; aber er
machte keinerlei Anstalten aufzustehen. Stevie Eins und Stevie
Drei lagen beieinander, doch nur eine der beiden bewegte sich.
Langsam richtete Stevie Drei sich auf. Ihr halbes Gesicht
mitsamt den Haaren waren verbrannt, als ein Energiestrahl sie
gestreift hatte, doch ansonsten schien sie unverletzt. Stevie
Eins war weniger glimpflich davongekommen. Sie war gleich
mehrere Male getroffen worden. Den linken Arm hatte man ihr
abgeschossen, und die rauchende Wunde war oberhalb des Ellbogens nur wenig kauterisiert. Stevie Drei wiegte ihre Schwester in den Armen.
Stevie Eins stöhnte leise und öffnete schließlich die Augen.
»Verdammt«, flüsterte sie mit schwerer Zunge. »Ich schätze,
unsere Chancen haben sich noch weiter verschlechtert.«
»Sei still«, sagte Stevie Drei. »Ruh dich aus. Spar deine
Kräfte.«
»Wofür? Es ist vorbei, Liebste. Das Imperium hat gewonnen.«
»Es ist erst dann vorbei, wenn wir es sagen«, widersprach
Stevie Drei wild. »Wage es ja nicht, zu sterben und mich allein
zu lassen. Wir haben zusammen gelebt , und wir werden zusammen sterben, und wir werden auf den Beinen sterben. Steh
auf , verdammt noch mal! Komm schon, Liebste. Wir wollen
der Imperatorin ein letztes Mal ins Gesicht spucken.«
Stevie Eins grinste . »Richtig.«
Stevie Drei half ihrer Schwester beim Aufstehen und stützte
sie, bis sie halbwegs sicher stand. Sie blickten sich nach anderen Überlebenden um und entdeckten Tobias und Flynn, die sie
entsetzt anstarrten. Stevie Drei grinste.
»Ich hätte es wissen müssen. Gute Männer und Frauen sterben, aber Reporter nie. Bleibt in Deckung, Jungs. Das ist nicht
Euer Kampf.«
»Was habt Ihr vor?« erkundigte sich Tobias.
Stevie Drei sah zur Tür, und Tobias wußte, daß sie die
Massen feindlicher Truppen davor abschätzte. Als sie nach
einer Weile antwortete, klang ihre Stimme ruhig und beinahe
sachlich.
»Einst gab es von uns vier. Klone, Schwestern, Liebende; wir
standen uns näher, als Ihr es Euch jemals vorstellen könnt.
Zwei von uns starben im Kampf gegen das Imperium, das uns
geschaffen hat, und jetzt sind wir ebenfalls an der Reihe. Wir
wußten stets, daß wir eines Tages so enden würden. Brennend.
Nichts ist geblieben, bis auf eine letzte Geste des Trotzes . «
»Was habt Ihr vor?« wiederholte Tobias seine Frage. »Was
könnt Ihr schon ausrichten?«
»Aufrecht sterben«, antwortete Stevie Eins, und Stevie Drei
nickte.
»Manchmal ist das eben alles, was geht.«
»Nein!« widersprach Tobias mit einer Stimme, die von unvertrauten Emotionen rauh war. »Es muß einen anderen Weg
geben. Es gibt immer einen anderen Weg.«
»Diesmal nicht«, sagte Stevie Drei beinahe freundlich.
»Nicht immer, und diesmal nicht. Jede Straße hört irgendwann
einmal auf. Macht Eure Kamera bereit. Wir gehen nach draußen.«
Sie half ihrer Schwester zur Tür, entriegelte vorsichtig die
Schlösser und schob die Bolzen einen nach dem anderen zurück. Flynns Kamera schwebte von seiner Schulter nach oben,
um einen besseren Blickwinkel zu finden. Stevie Drei stieß die
Tür weit auf, und sie krachte gegen die Wand. Die Esper-Klone
standen einen Augenblick lang im Eingang und sahen auf die
Männer und Maschinen, die tief gestaffelt vor ihnen in Stellung
gegangen waren. Von irgendwo tief in ihrem Innern beschwor
Stevie Eins die Kraft herauf, allein zu stehen. Stevie Drei warf
einen Blick über die Schulter zu Tobias und Flynn und entblößte die Zähne zu einem Grinsen .
»Wir sehen uns in der Hölle, Jungs . «
Sie drehte sich wieder um und starrte auf die Soldaten, und
dann gingen die beiden Stevies in Flammen auf. Grelles blaues
Feuer loderte ringsum, wurde heller und verzehrte die Stevies,
als sie all ihre verbliebene Kraft zusammennahmen zu einem
letzten verzweifelten Akt des Widerstands. Sie rannten vor,
ihren Kriegsruf auf den Lippen, und Feuer

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