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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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damit er dann später auch sein Bestes geben würde. Ich ging in die Küche und kramte die Zutaten heraus. Sobald ich den Brandteig aus der Kasserolle zum Auskühlen in eine Schüssel gegeben hatte, heizte ich den Backofen samt Backblech vor. Dann bereitete ich die Cremefüllung zu und stellte sie zur Seite. Als Nächstes spritzte ich 24 Häufchen auf das Backblech und schob es in den Ofen. Anschließend ließ ich die Schokolade im Wasserbad schmelzen. Und während die Windbeutel buken, rannte ich nach oben, um mich frisch zu machen. Ich wusch mein Gesicht, putzte mir die Zähne, gab etwas Make-up unter meine Augen und um meinen Mund, tuschte mir die Wimpern und legte pinkfarbenen Lipgloss auf. Dann tauschte ich mein übergroßes T-Shirt und meine Jeans gegen eine frische Yoga-Hose und ein ärmelloses T-Shirt und warf die schmutzigen Sachen in den Wäschepuff.
    Zurück in der Küche nahm ich das Blech aus dem Ofen. Während die Windbeutel abkühlten, öffnete ich eine Flasche guten Cabernet Franc, Tims Lieblingswein, und ließ ihn atmen. Dann füllte ich die Windbeutel mit der Creme und tauchte die Deckel in die geschmolzene Schokolade. Ich stibitzte einen und schobihn mir in den Mund. Er schmeckte einfach nur köstlich. Bei dem Gedanken an Tims Gesicht, wenn er die Platte voller Windbeutel sehen würde, zog sich ein breites Grinsen über mein Gesicht. Ich goss mir ein Glas Wein ein, nahm einen riesigen Schluck und schloss die Augen, während mir der Wein – mit einer leichten Kirschnote – die Kehle hinunterrann. Mein letztes Glas, zumindest eine Zeit lang, dachte ich bei mir. Sollte es diesmal klappen …
    Um halb sieben ging ich ins Wohnzimmer, schüttelte die Sofakissen auf, faltete die Decke zusammen, legte die Coltrane-CD, die Tim so sehr mochte, in den CD-Player und drückte auf Start. Um sieben Uhr hörte ich Tims Auto vorfahren. Ich ging zum Fenster und sah Tim einparken, aber dahinter war noch ein zweiter Wagen – ein Minivan. Ich konnte beobachten, wie Tim abwartete, bis ein Mann, eine Frau und ein Baby ausgestiegen waren. Tim bot ihnen an, ihre Tasche zu tragen. Als sie näher zum Haus kamen, erkannte ich Tims Schulfreund Danny Meyer und seine Frau Ellen samt ihres fröhlich glucksenden Babys aus China.
    Ich kniff die Augen zusammen und biss die Zähne so heftig aufeinander, dass mein ganzer Kopf wackelte. Verdammt, Tim! Warum nur schleppst du ausgerechnet heute die Gläubigen an, um die Ungläubige zu bekehren?
    Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, setzte ein Lächeln auf und öffnete die Tür. »Hallo. Was für eine Überraschung! Wie schön, euch mal wiederzusehen.« Ich hatte Danny und Ellen vor Jahren ein paar Mal getroffen.
    »Rein zufällig sind Danny und ich uns heute über den Weg gelaufen«, sagte Tim. »Wir dachten, es wäre ein gute Idee, wenn du mit ihnen über Sasha redest, ihre neue Tochter.«
    »Super Idee«, sagte ich und kochte innerlich vor Wut. Wenn ich jetzt mit Tim allein wäre, würde ich ihm an die Gurgel gehen und ihn dann dabei zusehen lassen, wie ich die verdammten Windbeutel die Toilette hinunterspülte.
    Ellen sah mich nervös an. »Sorry, dass wir hier einfach so hereinschneien.«
    »Ach woher denn«, zerstreute ich ihre Bedenken. »Kommt doch rein. Ich habe gerade ein Flasche Wein aufgemacht und Windbeutel gebacken. Bitte, bedient euch.«
    »Ein weiterer Vorteil einer Adoption«, meinte Ellen. »Du kannst die ganze Zeit über ein Gläschen Wein trinken.«
    Von Leuten, die ein Kind adoptiert hatten, kamen andauernd solche Sprüche: Du brauchst nicht auf ein Glas Wein zu verzichten! Dir wird morgens nicht übel! Du kannst dir diese grauenhaften Schwangerschaftsklamotten sparen! Doch sie hatten keine Ahnung davon, wie gern ich mir vorstellte, wie sich mein Bauch über der Jeans mit Stretcheinsatz spannte oder wie ich mein Kreuz mit der Hand stützen würde, wenn ich mich aufs Sofa setzen würde.
    Ich lächelte und grinste und gab eine tolle Vorstellung. Doch als Danny und Ellen sich über Sasha beugten, warf ich Tim einen Blick zu, der ihm kla machte, dass er gleich mächtig Ärger kriegen würde. Doch er zuckte nur die Schultern und gab mir damit zu verstehen, dass er keine Angst davor hatte.
    Wir gingen ins Wohnzimmer und breiteten auf dem Boden eine Decke für Sasha aus. Ich konnte den Blick nicht von ihr lassen, während Ellen einen Vortrag über die Organisation, den Papierkram und die Reisen nach China hielt. Und erläuterte, dass das Schlimmste die lange

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