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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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leibliches Kind. Wovon ich einst geradezu besessen war, war mittlerweile nur noch eine Teilzeitbeschäftigung.
    In manchen Monaten war ich mir meines Zyklus sehr wohl bewusst und setzte alles daran, Tim an den kritischen Tagen zu verführen, aber in den meisten Monaten achtete ich gar nicht mehr darauf. Meine Verzweiflung war wie weggeblasen. Eine innere Ruhe erfüllt mich. Eines Morgens spürte ich, dass ich voller Energie und Tatendrang war, weshalb ich mich gleich an den Badezimmerschrank machte und alle Schwangerschaftsund Fruchtbarkeitstests in den Müll warf. Am selben Ort landeten auch die vielen Ratgeber – mit Eselsohren – zum Thema Schwanger werden und Fruchtbarkeit, die ganze Regale gefüllt hatten. Und zu guter Letzt warf ich auch noch alle Medikamente weg, die einen Eisprung auslösen sollten.
    Claire bedrängte mich, endlich das Kinderzimmer komplett einzurichten. »Lass uns gemeinsam einkaufen gehen«, sagte sie. Sie wusste, was ich unbedingt brauchen würde, und kannte jeden Schnickschnack, der vielleicht irgendwann einmal vonnöten sein würde. Schließlich gab ich nach und wir machten uns daran, zumindest die sperrigen Anschaffungen zu besorgen: Kinderwagen, Kinderbett, Kommode, Kindersitz – allesunpersönliche Dinge, die wir zurückgeben könnten, sollten wir wider Erwarten leer ausgehen. Ich stellte die Kartons ungeöffnet in einer Reihe an die knallgelbe Wand im Kinderzimmer.
    »Wir müssen auch Babysachen zum Anziehen kaufen«, meinte Claire.
    »Noch nicht.« Irgendwie hielt ich an dem Aberglauben fest, dass es Unglück brächte, wenn ich jetzt schon Strampler, Overalls von OshKosh und Schlafanzüge mit gummierten Füßchen kaufen würde. Ich wollte mein Herz nicht an ein T-Shirt mit einer Ente auf der Brust verlieren. So stark und gefestigt war ich dann doch nicht.
    Als Tim von der Arbeit nach Hause kam, lag ich im Kinderzimmer auf dem Fußboden und genoss den Duft der kleinen mit Lavendel gefüllten Säckchen und die frische Luft, die durch die geöffneten Fenster hereinströmte.
    »Für ihr Zimmer«, sagte Tim und zog etwas hinter seinem Rücken hervor.
    »Was hast du da?«, wollte ich wissen, doch ich hatte schon gesehen, dass es ein Bilderrahmen war.
    »Ich habe dieses Gedicht im Internet gefunden. Ich habe dann jemanden in Chinatown ausfindig gemacht, der es auf einer Seite in chinesischer Kalligrafie und auf der anderen Seite in Englisch geschrieben hat.« Und dann las Tim es mir vor:
    Dein Fleisch ist nicht von unserem Fleisch,
    Dein Blut ist nicht von unserem Blut,
    aber wie durch ein Wunder
    bist Du geboren
    aus unseren Herzen.
    »Du liebe Güte«, sagte ich und kämpfte gegen meine aufsteigenden Gefühle an. »Ist das schön. Mein Gott, ist das schön.«So viel zum Thema, ich könnte meine Emotionen beherrschen. Schluss war es mit dem »Ich lasse mich noch nicht voll darauf ein«. Ich war mit vollem Herzen dabei. Sollte die Adoption nicht klappen und ich am Ende ohne Kind dastehen, würde ich wegen gebrochenen Herzens entweder sterben oder in Therapie gehen müssen. Wie oft kann ein Herz eigentlich zerbrechen?
    »Du wirst eine tolle Mutter, Helen«, sagte Tim. »Da bin ich mir ganz sicher.«

KAPITEL 6
    Der Frühling kam und mit ihm das launische Aprilwetter. An einem Tag schien die Sonne durch die Wolkendecke und das Außenthermometer zeigte zwischen 21 und 26 Grad an, am nächsten Tag waren es nur noch 10 bis 15 Grad, es war kalt und windig, und die Woche darauf regnete es in Strömen. Dann aber folgte ein toller Tag, einer, der einen die langen feuchten Sommertage, aber auch die endlosen bitterkalten Wintertage vergessen ließ. Ich hatte den ganzen Tag über gebacken: ein Tablett voller Miniquiches mit karamellisierten Zwiebeln, eine Prosciutto-Tarte, eine Focaccia und drei Kuchen. Außerdem war ich Tim bei den Mittagessen und der Vorbereitung der Abendessen zur Hand gegangen. Sobald ich meine Station sauber gemacht hatte, schlüpfte ich durch die Hintertür des Restaurants ins Freie, setzte mich auf eine Bank in der Allee, genoss den Eistee, den ich mitgenommen hatte, und beobachtete den Sonnenuntergang. Ich war erschöpft, aber glücklich, aufgeregt und zugleich ruhig. Als eine kühle Brise unter meine Bluse fuhr und über meinen Nacken streifte, fühlte es sich an wie eine zarte Berührung, und ich wäre um ein Haar in Tränen ausgebrochen.
    Nachdem ich mich von Tim verabschiedet hatte, machte ich mich auf ins Target, weil ich noch ein paar Dinge für unsere Reise

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