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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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eher das Gegenteil vorgeworfen.
    Cora hängt die Decke ordentlich über die Sessellehne, dann reicht sie mir meine Teetasse. »Der ist aus geraspeltem Ingwer, um deinen Magen zu beruhigen. Sophia hat ihn gekocht.«
    Mir ist zu schlecht, um Ausflüchte zu machen. »Ich konnte Sie nicht retten. Ich glaube, ich kann niemanden retten.«
    Schwester Cora lacht ihr lautes, heiseres Lachen. Es lässt sie jung und voller Leben erscheinen, obwohl sie keins von beidem ist. »Genau deswegen solltest du die Schwesternschaft anführen, Catherine.«
    »Aber Maura ist diejenige, die es unbedingt will«, gestehe ich. »Sie ist bereit, alles dafür zu tun. Sie haben sicherlich schon gehört, dass sie sechs Mädchen ihrem Willen unterworfen hat.«
    »Ich würde dich jederzeit gegen deine Schwester unterstützen«, sagt Cora, als sie sich setzt. Ein kleiner Teil von mir, noch ganz neu und grün sprießend, ist begeistert von ihren Worten. »Wenn sie die Schwesternschaft anführen würde, wäre sie dann in der Lage, ihre eigenen Gefühle außer Acht zu lassen und das zu tun, was für unsere Mädchen am besten ist? Oder würde sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen? Von ihrem Stolz?«
    Ich lehne den Kopf gegen den weichen grün-weißen Satinbezug des Sessels und denke an die vielen Vorwürfe, die Maura mir heute Nachmittag an den Kopf geworfen hat. »Ich will helfen. Aber was ist, wenn das nicht ausreicht? Was ist, wenn ich nicht ausreiche?« Ich schließe die Augen, denn es ist mir peinlich, wie pathetisch ich klingen muss. Was ist, wenn ich wirklich zu schwerfällig und vorsichtig bin; wenn etwas Schreckliches passiert, nur weil ich Brenna nicht rechtzeitig befreit habe?
    Ich kann das Lächeln in Schwester Coras Stimme hören. »Darüber machen wir alle uns immer wieder Gedanken. Ich stelle mich jeden Tag aufs Neue infrage. An dieser Stelle kommt der Glaube ins Spiel. Wir müssen Vertrauen in die Prophezeiung und die Richtigkeit unserer Sache haben.«
    »Das ist aber eine ganz schöne Menge Vertrauen«, sage ich zweifelnd, während ich die flackernde Gasflamme hinter dem Glasschirm der Schreibtischlampe beobachte. »Die Prophezeiung besagt auch, dass eine von uns noch vor der Jahrhundertwende sterben wird. Darein kann ich mein Vertrauen nicht setzen. Ich glaube lieber daran, dass wir unser Schicksal in der Hand haben, dass unsere Entscheidungen ebenso von Bedeutung sind wie unsere Sterne.«
    Cora beugt sich auf ihrem Sessel vor. »Natürlich sind unsere Entscheidungen von Bedeutung, Catherine. Sie machen uns erst zu dem, was wir sind. Du bist gegen deinen Willen hierhergekommen, um deine Schwestern und diesen jungen Mann zu beschützen. Das zeugt von deiner Selbstlosigkeit, genau wie es dein Heilen tut.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, gebe ich zu und werfe ihr einen kurzen Blick zu.
    Schwester Cora legt mir eine Hand aufs Knie. Sie bewegt sich jetzt freier, nicht mehr so, als würde ihr jede Bewegung wehtun. »Ich möchte, dass du auf dich selbst vertraust.«
    Als ob das so einfach wäre.
    »Auch wenn du nicht die Verkündete sein solltest, Catherine, würde ich dich dennoch zu meiner Nachfolgerin wählen«, sagt sie leise. »Inez ist zu rücksichtslos, Maura ihr viel zu ähnlich, und Teresa ist noch zu jung. Wenn die Schwestern wieder an die Macht gelangen, dürfen wir nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Wir brauchen eine Frau, die auch moralische Bedenken äußert.«
    Ich blicke in meine Teetasse. Bin ich verrückt, überhaupt darüber nachzudenken? Mich gegen Maura und Inez aufzulehnen, die Führung zu übernehmen, obwohl ich es nicht muss? Wäre es denn so schlimm, Inez die Kontrolle zu überlassen, bis Tess volljährig ist? Ja, sagt mein Gewissen. Was könnte Inez in vier Jahren alles anstellen? Würde sie die Führung der Schwesternschaft nach so einer langen Zeit wirklich wieder aufgeben, oder würde sie einen Weg finden, an der Macht zu bleiben?
    »Aber ich will immer noch Finn heiraten«, bekenne ich. »Eine Familie gründen. Ich weiß, das ist furchtbar selbstsüchtig, aber ich will nicht mein ganzes Leben für alle anderen opfern müssen.«
    Schwester Cora lächelt. »Das musst du vielleicht gar nicht. Wenn die Dinge sich so entwickeln, wie wir uns das denken, könntest du als Krankenschwester arbeiten und deine eigene Familie haben und dabei helfen, die Schwesternschaft anzuführen. Du müsstest dich nicht entscheiden.«
    Ich stelle mir vor, wie es wäre, einen eigenen Garten zu haben, hinter sommersprossigen

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