Toedliche Blumen
halten konnte. Obwohl sie heute Mittag etwas gegessen hatte. Daran konnte es also nicht liegen. Spaghetti mit Hackfleischsoße. Das Lieblingsgericht aller Kinder auf der ganzen Schule. Obwohl die Spaghetti heute klebrig waren. Aber der Ketchup schmeckte wie immer prima.
Lina machte kein großes Aufheben und schrieb die Zahlen einfach herunter, sobald sie sie ausgerechnet hatte. Lina brauchte anscheinend überhaupt nicht nachzudenken, und es kam Viktoria vor, als sei alles von selber richtig und genauso makellos, wie sie es selbst gern gekonnt hätte. Lina war ein ganzes Mathebuch weiter als Viktoria, allerdings musste man dazusagen, dass sie weiter war als die meisten in der Klasse, sogar noch vor Fred und Helga, deshalb konnte Lina sich manchmal auch ein bisschen ausruhen oder in Viktorias Heft schauen und sehen, wie sie sich mit den Zahlen abrackerte, und ihr helfen.
Aber heute erklärte Lina ihr nicht, wie sie es machen sollte. Ließ sie einfach gewähren. Sie musste sich also allein um ihre Rechenaufgaben kümmern und selber überlegen, während sie auf ihrem Stift herumkaute, der an und für sich recht gut schmeckte.
Das war auch nicht weiter schlimm, denn sie kam sich irgendwie so unwirklich vor, als sei sie nicht ganz da, nicht richtig wach. Und außerdem spielte es auch keine so große Rolle, wie es nun um ihre Aufgaben stand.
Jedenfalls hatte sie Lina mehrfach erzählen müssen, wie es im Krankenhaus war. Sie hatten sie nun doch nicht operiert, zum Glück war sie von selbst wieder gesund geworden, aber um ein Haar hätten sie es getan. Die Vorstellung allein war schon schauderhaft und schrecklich genug, aber sie war froh, drum herumgekommen zu sein.
Also konnte sie schon am nächsten Tag wieder nach Hause. Gunnar und Mama waren gekommen, um sie abzuholen, und der Doktor, also der süße mit den lockigen Haaren, sagte, dass sie sich ein wenig ausruhen und es langsam angehen lassen und erst dann wieder zur Schule gehen solle, wenn ihr danach sei. Wenn sie reif dafür sei, sagte er wörtlich, obwohl es gar nicht so leicht war zu wissen, wann das sein würde.
Die andere Ärztin hatte sich ebenfalls mit ihr unterhalten, doch das war, bevor Mama und Gunnar kamen, nämlich ganz früh. Sie setzte sich auf die Bettkante und fragte, wie es ihr im Allgemeinen ging. In der Schule, mit ihren Freunden und dergleichen. Viktoria antwortete, dass alles so weit in Ordnung sei, und erzählte ihr dann, dass sie die beste Freundin der Welt hätte. Lina war natürlich glücklich, als Viktoria ihr wiederum anvertraute, dass sie so mit ihr geprahlt hatte.
Aber ihr war es zu langweilig gewesen, sich zu Hause auszuruhen, sie konnte genauso gut zur Schule gehen. Außerdem würde sie sowieso nicht ihre Ruhe haben. Jedenfalls nicht den ganzen Tag. Also fühlte sie sich fast umgehend wieder reif für die Schule.
Im Krankenhaus war es recht eintönig gewesen, da sie allein in einem großen Zimmer lag. Sie hatten ihr einen Fernseher hereingeschoben und einen Stapel mit Comics sowie einigen ziemlich kindischen Büchern. Und die Hefte mit Bamse hatte sie ja bereits zu Hause gelesen. Also lag sie dort völlig allein und starrte vor sich hin, denn Mama musste wieder fahren, weil irgendjemand auf der Arbeit etwas von ihr wollte. Oder was sie nun gesagt hatte.
Schätzungsweise aber wollte sie zu Gunnar, dachte Viktoria. Mama war so froh und regelrecht überdreht, weil Gunnar wieder von sich hatte hören lassen, dass sie es wahrscheinlich nicht wagte, ihn aus den Augen zu lassen. Und sie selbst konnte genauso gut allein im Krankenhaus liegen, zu Hause wäre sie doch nur mit Gunnar allein gewesen.
Sie hatte Lina außerdem noch erzählt, dass man ihr Nadeln in die Haut gestochen hatte. Das mit den Nadeln fand Lina am aufregendsten, und sie ließ es sich wieder und wieder berichten.
Die Lehrerin hatte es nicht kommentiert, als sie ihr das Geld von dem Verkauf ihrer Maiblumen überreichte. Weder lobte sie sie, noch hob sie anderweitig hervor, dass sie es besonders gut gemacht hätte. Aber das war auch nicht weiter schlimm, obwohl sie doch ein wenig gehofft hatte, dass Lina und sie am meisten verkauft hätten.
Und Viktoria hatte außerdem nicht alle ihre Maiblumen selbst verkaufen können, da sie ja zwischenzeitlich ins Krankenhaus gekommen war. Lina war so freundlich gewesen, ihre restlichen Blumen zu übernehmen, und sie war sie auf wunderliche Weise auch losgeworden. Ihre Mama und ihr Papa hatten sie auf jeden Fall nicht gekauft, denn
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