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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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dicht über einer rundlichen Nase, auf der sich Sommersprossen abzeichneten.
    Der Blick, mit dem sie ins Objektiv schaute, war weder klar noch selbstsicher. Erstaunlich, worüber ein Foto alles Aufschluss geben konnte!
    Larsson erhielt Angaben über Viktorias Körpergröße und Konstitution, die eher mager war, und bat darum, das Foto bis auf weiteres behalten zu dürfen. Darüber hinaus wollte er noch wissen, welche Kleidung Viktoria trug, als sie am Morgen das Haus verlassen hatte. Die Mutter wusste, dass sie Jeans und Pullover angezogen hatte, konnte sich aber nicht mehr genau daran erinnern, welchen Pulli sie gerade an diesem Tag ausgewählt hatte. Hingegen wusste sie, um welche Jacke es sich handelte. Sie hatten sie gerade erst neu gekauft. Sie besaß einen neutralen Farbton, war beige oder vielleicht khakifarben, wie eine Jeansjacke, nur eben nicht blau.
    »Also war sie recht dünn angezogen?«
    Die Mutter nickte.
    »Ich befürchte, dass sie ziemlich frieren wird.«
    Sie schniefte erneut, ihr Gesicht war ganz rot und feucht, und die Tränen liefen ohne Unterlass. Ihre Seelenqual war offensichtlich.
    »Darf ich fragen, wo sich Viktorias Vater zurzeit befindet?«, wollte Larsson wissen.
    »Wir haben keinen Kontakt zueinander«, schnitt sie das Thema ab.
    »Viktoria könnte sich also nicht eventuell bei ihm aufhalten?«
    »Nein«, antwortete die Mutter knapp und bestimmt.
    »Wie lange sind Sie geschieden?«
    »Wir waren nie verheiratet.«
    »Haben Sie zusammengewohnt?«, versuchte er es erneut. »Das ist wichtig«, betonte er, doch sie antwortete nicht. »Wir müssen wissen, ob Viktoria möglicherweise zu ihrem Vater gegangen ist, auch wenn Sie vielleicht nicht gerne darüber sprechen«, beharrte er.
    »Das ist sie aber nicht.«
    Ihr Mund verschloss sich, und mit einem Mal verschwanden auch die Tränen. Ob sie ängstlich oder verärgert war, konnte man schwer einschätzen, aber ihre Gemütslage hatte sich definitiv gewandelt. Sie war abwartend und misstrauisch geworden.
    »Okay. Möchten Sie vielleicht, dass wir uns unter vier Augen darüber unterhalten?«, wollte Larsson mit einem kurzen Blick in Gunnars Richtung wissen, der ihn jetzt ernsthaft zu irritieren begann.
    »Es ist schon in Ordnung, wenn er dabei ist. Er weiß Bescheid«, sagte die Mutter und schaute Gunnar an, der zustimmend nickte.
    »Ja, schon klar. Wie du willst.«
    »Viktoria weiß überhaupt nicht, wer ihr Vater ist.«
    »So verhält es sich also«, bemerkte Larsson und dachte, dass sie auch gleich damit hätte rausrücken können.
    Das Telefon klingelte. Die Mutter schreckte auf, sprang in den Flur, aber ihre Stimme sank, sobald sie den Hörer abgehoben hatte. Sie teilte dem Anrufer mit, dass sie im Augenblick nicht länger sprechen könne.
    »Jetzt rufen sie an, um zu erfahren, ob sie wieder zu Hause ist«, schluchzte sie. »Es war mein Vater.«
    Larsson und Jönsson sahen sich im Kinderzimmer um. Mein Gott, was die Gören heutzutage alles für Zeug besitzen, dachte Conny Larsson und kam sich zwischen all den Spielsachen wie ein riesiger Klotz vor.
    An den gelb tapezierten Wänden waren zwei Poster mit Stecknadeln festgeheftet. Von dem einen blickte ein Hundewelpe mit schräg gelegtem Kopf herab, und auf dem anderen schleckte ein Teddybär Honig. Über dem Bett hingen eine Wandlampe aus Kunststoff in Form eines roten Herzens sowie ein Wandbehang, auf dem mit grünem Kreuzstich der Name Viktoria gestickt war. Sehr wahrscheinlich hatte sie ihn im Handarbeitsunterricht selbst angefertigt. Auf dem ungemachten Bett häuften sich Stofftiere aller Art in den unterschiedlichsten Ausführungen. Den Fußboden bedeckte zum Teil ein heller flauschiger Flokati, auf dem sich ein dunkler Fleck befand, der an die Form des afrikanischen Kontinents erinnerte. Diverse Kleidungsstücke lagen über einen Sessel ausgebreitet, Zeitschriften waren über den Boden verteilt, Nippes standen auf dem Fensterbrett sowie dem kleinen Schreibtisch. Ein rosafarbener Wecker tickte schicksalsträchtig auf dem Nachttisch.
    Sie erhielten die Telefonnummer von Lina auf einem Zettel, obwohl sie auch im Schulverzeichnis aufgeführt war. Die Nummer der Lehrerin stand ebenso auf dem Papier.
    Sie hatten sich gar nicht so lange in der Wohnung aufgehalten, doch Conny Larsson kam es wie eine Ewigkeit vor, als seine Kollegin und er endlich wieder ins Polizeiauto vor dem Haus stiegen.
    Um den Wagen herum hatte sich bereits ein kleiner Pulk Menschen angesammelt, und Larsson und seine Kollegin

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