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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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»Entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber sie ist wirklich eine widerliche Person. Einmal hat sie die Maschinen mitten während des Waschprogramms gestoppt und die nasse Wäsche auf die Spüle gelegt, nur weil es ein paar Minuten nach neun Uhr war. Und das ausgerechnet bei mir, die ich Kleinkinder habe! Wo die Wäscheberge wachsen, dass man dabei zusehen kann. Aber das begreift sie nicht. Sie ist so verdammt egoistisch.«
    »Sie dürfen also nur bis neun Uhr abends waschen?«, wollte Louise Jasinski wissen und versuchte mitfühlend zu klingen, um die Aggressivität abzumildern.
    »Ja, genau. Sie fühlt sich gestört, behauptet sie, obwohl es doch so schlimm gar nicht sein kann. Leider ist es immer so mit unzufriedenen Menschen. Sie besitzen null Toleranz«, ereiferte sie sich und sah dabei selbst alles andere als zufrieden aus.
    Ein ungefähr dreijähriges Mädchen saß auf ihrem Schoß.
    »Sie heißen Andrea Wirsén, sagten Sie«, wiederholte Louise und notierte den Namen.
    Sie saßen in der Küche. Geschirr mit Essensresten stand auf dem Tisch, und ein schwacher Geruch nach Gebratenem hielt sich im Raum, obwohl eine ansehnliche Deckenhöhe vorhanden und eine große Abzugshaube über dem Herd angebracht war, die den Dunst hätte aufnehmen können. Die Tür zum Zimmer auf der anderen Seite des Flurs war geschlossen. Das Jüngste, ein sechs Monate altes Baby, war erst kurz zuvor eingeschlafen. Sie sprachen leise, Louise flüsterte fast. Sie erinnerte sich nur allzu gut an diese trostlose Zubettbringprozedur. Nach der Zeit, als die Kinder klein gewesen waren, sehnte sie sich wirklich nicht zurück.
    Andrea Wirséns Gesichtszüge waren klar und ebenmäßig. Ihr mittelblondes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz auf dem Oberkopf gebunden, was dazu führte, dass die Haare im Takt ihrer Bewegungen wippten. Sie erzählte, dass sie mit einem Kapitän zusammenlebte. Da Louises Fantasie angeregt wurde, sobald sie das Wort »Schiff« hörte, hatte sie in einer ersten Assoziation gedacht, Andrea Wirséns Ehemann wäre auf den sieben Weltmeeren unterwegs. Doch es stellte sich heraus, dass der Mann die Gotland-Fähre zwischen Oskarshamn und Visby und zwischenzeitlich auch Nynäshamn steuerte. Daran schien nichts weiter auszusetzen zu sein, dachte Louise. Außerdem würde er leichter zu kontrollieren sein.
    »Können Sie mit eigenen Worten wiedergeben, wie Ihr heutiger Nachmittag ablief?«
    »Es geschah absolut nichts Besonderes«, antwortete Andrea Wirsén spontan. »Was hätte auch sein sollen?«
    »Gab es nichts, was Sie zufällig bemerkt haben?«
    Andrea Wirsén starrte geradewegs ins Leere, als suchte sie nach etwas Abenteuerlichem in dem relativ eintönigen Tagesablauf mit Kleinkindern.
    »Ungewöhnliche Geräusche im Treppenhaus oder jemanden, den Sie sahen, als Sie rausguckten?«, versuchte es Louise.
    »Ich habe nicht rausgeguckt«, erwiderte Andrea Wirsén und schüttelte energisch den Kopf, sodass ihr Pferdeschwanz wippte. »Dafür habe ich keine Zeit. Nicht mit den Kindern.«
    Sie strich dem Mädchen liebevoll über Stirn und Haare.
    »Vielleicht eine Tür, die zuschlug?«
    Andrea Wirsén biss sich auf die Unterlippe. Das Mädchen hatte den Kopf an ihre Brust gelehnt und den Daumen im Mund. Es sog so energisch, dass kleine Schmatzlaute zu hören waren. Nach einigen genussvollen Zügen fielen die zarten Augenlider sachte zu. Louise wünschte, sie könnte es ihr gleichtun. Ein kleines Nickerchen halten. Denn vom vielen Sitzen war sie müde geworden.
    »Ach, übrigens hat ein Schulkind geklingelt«, sagte Andrea Wirsén unvermittelt.
    »Ja?«
    »Es wollte Maiblumen verkaufen.«
    Louise schrieb.
    »Wann war das ungefähr?«
    Andrea Wirsén zuckte mit den Achseln.
    »Keine Ahnung.«
    Louise setzte den Stift erneut an, ohne dass sie etwas aufzuschreiben gehabt hätte, aber sie wollte in Bewegung bleiben, um die Müdigkeit abzuschütteln.
    »Und Doris Västlund. Kannten Sie sie?«, wollte sie wissen.
    Kopfschütteln.
    »Sie hat nicht so viel Aufhebens von sich gemacht. Jedenfalls war sie nicht so mies drauf wie die Frau aus der Wohnung über der Waschküche. Sie hingegen kennen alle. Vielleicht nicht gerade näher, aber jeder weiß zumindest, wer sie ist. Der angebliche Lärm in der Waschküche stand bei so mancher Mieterversammlung auf der Tagesordnung. Wahrscheinlich wohnt sie hier, seitdem das Haus erbaut wurde.«
    Das schien Louise eher etwas übertrieben. Die junge Andrea Wirsén hatte vermutlich keinen blassen

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