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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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stieß. Verflixt!
    Wir segelten aus der Intensivstation, den Korridor entlang und am Wartezimmer vorbei.
    »Danke und auf Wiedersehen«, sagte ich und versuchte, seine Hand abzuschütteln.
    »Nicht so schnell.« Er schubste mich in eine Kammer, in der Vorräte gestapelt waren.
    Am liebsten hätte ich den kleinen Pitbull erdrosselt. »Was haben Sie denn für ein Problem, mein Lieber?«, sagte ich mit möglichst breitem Südstaatenakzent.
    Er reckte das Kinn vor. »Mein Problem ist, wer zum Teufel Sie sind, Lady?«
    Ich zog erneut die Nummer mit der Nichte ab.
    »Ham Sie einen Ausweis?«, meinte er.
    Ich hielt ihm Emmas Führerschein hin. »Ich bin aus Washington, wie Sie sehen können.«
    Er hackte mit einem Finger nach mir. »Na, das is ja klasse. Wo zum Teufel ham Sie die ganze Zeit gesteckt? Hm? Seit sie hier is, war nur ein einziges Mal jemand aus der Verwandtschaft da. Ein einziges Mal!«
    Verwandtschaft? Bekannte, ja. Aber … »Mein Lieber, welche anderen Verwandten waren denn hier, um mein Tantchen zu besuchen?«
    Er riss die Augen auf. »Was geht Sie das denn an?«
    »Weil ich ihre Nichte bin, mein Lieber. Ich habe sehr wohl das Recht zu wissen, wer sie besucht hat. Klar?«
    »Schon gut, schon gut. Ich seh ja, dass Sie verwandt sind. Auch jemand Jüngeres. Vom dunkelhäutigen Familienzweig. Vor ’n paar Tagen.«
    Das gefiel mir nicht. Mrs Cheadle hatte keine lebenden Verwandten. »Eine Sie?«
    »Ein Er. Kam auch von außerhalb. Hab seinen Namen vergessen. John. Dan. Echt ’n netter Kerl. George! Ja. Das war’s. George Davis.«
    »Haben Sie seine Adresse?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Weil er verdammt noch mal nicht mit ihr verwandt ist. Ich bin ihre Verwandte. Und zwar die Einzige.«
    »Scheiße. Dabei wusste er alles über sie.«
    »Das ist mir doch egal. Er könnte ihr was antun. Kapiert, mein Lieber? Also lassen Sie den nicht wieder in ihre Nähe. Lassen Sie niemanden rein außer mir und dieser Tally.« Ich stürmte hinaus und machte mich auf die Suche nach Mrs Cheadles Aufpassern vom fbi .
    Schöne Aufpasser.
    Ich fand sie in der Cafeteria, wo sie Bagels aßen. Hoffentlich erstickten sie daran. Ich stellte mich ihnen als Laurias Assistentin vor und fragte, wo zum Teufel sie gesteckt hatten, als ich auf Besuch zu Mrs Cheadle gekommen war. Ich verspürte eine geradezu kindische Befriedigung, als sie eine Entschuldigung stammelten.
    Ich erzählte ihnen von »George Davis«, dass ich glaubte, es handele sich um den Schnitter, und dass Lauria davon erfahren würde, wenn auch nur eine Fliege unbemerkt an ihnen vorbei zu Mrs Cheadle kam.
    Ich ließ sie mit offenen Mündern zurück.
    Brauchte es denn eine ganze Armee, um Mrs Cheadle zu beschützen?

38
    Ich habe einen Zeitschriftennamen!«, flüsterte ich Lauria zu. »Na ja, zumindest so etwas Ähnliches.«
    Sie zerrte ihre »Assistentin« in eine Ecke des Konferenzraums, und ich überstand ihre wütende Tirade, weil ich Mrs Cheadle besucht hatte. Danach erzählte ich ihr von George Davis, Mrs Cheadles anderem Verwandten.
    »Der Schnitter als Schwarzer, kein Zweifel«, sagte sie. »Ich wünschte, die alte Dame wäre nicht so gebrechlich. In einem oder zwei Tagen können wir sie vielleicht vernehmen.«
    »Das bezweifle ich«, sagte ich nur.
    Sie leckte an ihrem schiefen Zahn. »Die Zeitschrift dürfte nicht schwer zu finden sein. Wenn man etwas als Durchbruch bezeichnen kann, dann das.«
    »Mrs Cheadle meinte, der Fototermin wäre letzten Sommer gewesen. Sie sagte, Della hätte nicht gemodelt. Dass es in dem Artikel um Obdachlose ging. Und dass es Della peinlich gewesen sei.«
    Sie grinste.
    »Was meinen Sie, wollen wir herausfinden, was genau das war?«
    Wir suchten im Internet nach der Zeitschrift. Mein Bauch sagte mir, dass das der Schlüssel war. Wir mussten nichts weiter tun, als herausfinden, wie man ihn benutzte.
    »Ich hab’s!«, bellte einer der Agenten. »Inside Photographer. Klingt gut, oder?«
    »Könnte sein«, sagte Lauria. »Wo sitzen die denn?«
    »In Maynard, Massachusetts«, sagte der Agent.
    Lauria fuhr mit dem Finger über die Karte. »Hier. Etwa dreißig Meilen westlich von Boston.«
    Ich starrte auf die Karte. »Hm. Im Einzugsgebiet. Lassen Sie mich anrufen.«
    Ihr Blick erforschte mein Gesicht.
    »Vermasseln Sie’s nicht.«
    Lauria und ich eilten zu dem kleinen Büro. Wir setzten Headsets auf und stöpselten sie in die Buchsen des Telefons. Ich wählte, während sie mir gegenüber Platz nahm und mit einem Bleistift

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