Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
anderen Ausgang nehmen können. Dieses kleine Mädchen hätte mitten ins Kreuzfeuer geraten können. Und Finn …«
»Ihm geht es wieder gut, er ist sogar schon wieder unten und macht seine Arbeit.«
»Schon wieder bei der Arbeit.«
»Deanna«, wiederholte er und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, daß es für dich sehr hart sein muß, nicht nur zu wissen, daß das so passiert ist, sondern dem auch noch zuzuschauen.« Er ging hinüber und schaltete den Fernseher aus. »Aber er ist schon wieder auf den Beinen.«
»Er wurde angeschossen.« Sie kämpfte um ihre Fassung. »Und ich war in Indiana. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schrecklich es war, als Tim in den Ballsaal kam und mir sagte, er habe es im Fernseher der Limousine gesehen. Und völlig hilflos zu sein, nicht da zu sein, als sie ihn ins Krankenhaus brachten.«
»Wenn dich das so sehr bestürzt und du ihn fragst, ob er das macht, könnte er ja vielleicht eine Stelle bekommen, bei der er die ganze Zeit im Büro bleibt.«
Das erste Mal an diesem Morgen war das Lächeln, das sie
ihm zeigte, echt. »So funktioniert das aber nicht. Ich würde auch gar nicht wollen, daß sie ihm eine solche Stelle geben. Und jetzt sollten wir uns besser wieder an die Arbeit machen.« Sie drückte kurz seine Hand, bevor sie um den Schreibtisch herumging. »Danke fürs Zuhören.«
»He, dafür bin ich doch da.«
»Jeder wird heute noch eine lange Schicht einlegen«, verkündete Angela. Der Mitarbeiterstab hatte sich zu einer Dringlichkeitssitzung getroffen. »Keiner verläßt dieses Gebäude, bevor wir diese Sendung nicht unter Dach und Fach haben. Ich will ein kompromißloses Podiumsgespräch auf die Bühne bringen. Es sollen drei von dieser Gruppe kommen, die die Vorherrschaft der weißen Rasse proklamiert, und drei von der NAACP, die sich für die Förderung der Farbigen einsetzt. Ich will, daß da Radikale sitzen.« Angela hatte hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen und trommelte mit den Fingern auf seine Oberfläche. »Sorgen Sie dafür, daß jede Seite mindestens ein Dutzend Karten bekommt, so daß sich ihre Anhänger im Studiopublikum verteilen können. Diesmal sollen die Fetzen fliegen.«
Sie stieß mit dem Finger in Richtung des Leiters für die Zuschauerforschung. »Wir haben ja einige Statistiken hier für New York. Sorgen Sie dafür, daß noch ein paar Familienangehörige dieser Leute ins Studio kommen.«
»Einige von ihnen werden wir wahrscheinlich nicht leicht überreden können.«
»Dann bietet ihnen eben Geld«, fuhr sie ihn an. »Geld ist immer geeignet, einen Umschwung herbeizuführen. Und ich will ein paar Aufnahmen von entsprechenden Kundgebungen, die ein möglichst plastisches Bild zeichnen. Vielleicht sollten wir auch Zeugen von rassistisch motivierten Verbrechen in die Sendung holen, die Täter selber wären noch besser. Versprechen Sie ihnen, ihre Identität geheimzuhalten, versprechen Sie ihnen alles mögliche – Hauptsache, wir bekommen diese Leute.«
Als sie verstummte, gab Dan mit einem Nicken zu verstehen, daß die Sitzung beendet war und jeder wieder an seine
Arbeit gehen konnte. Er wartete, bis die Tür sich wieder geschlossen hatte. »Du weißt, Angela, daß du dich da möglicherweise auf dünnes Eis begibst.«
Ihr Kopf fuhr hoch. »Du klingst ja schon wie Lew.«
»Ich rate dir nicht davon ab, ich lege dir nur nahe, auf das Kreuzfeuer zu achten.«
»Ich weiß schon, was ich tue.« Wie fast jeder Amerikaner, der ein Fernsehgerät besaß, hatte auch sie Finns Bericht gesehen. Doch jetzt würde sie ihn und Deanna wieder übertrumpfen. »Wir brauchen ein heißes Eisen, und der Zeitpunkt für unser Thema könnte nicht besser gewählt sein. Das ganze Land ist in Aufruhr, was die Rassenfrage anbelangt, und die Stadt ist völlig verwahrlost.«
»Über Deanna Reynolds brauchst du dir momentan jedenfalls keine Sorgen zu machen.« Er lächelte, denn er wußte, daß er den Wutanfall entschärfen mußte, den er in ihren Augen heranrollen sah.
»Sie ist mir gefährlich nahegekommen, nicht wahr?«
»Das wird sich schnell wieder ändern.« Er nahm ihre kräftigen Hände. »Du brauchst jetzt nur noch etwas, was deine Publicity steigert und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dich lenkt.« Er hob ihre Hand und bewunderte, wie die Sonne die Diamanten in ihrer Armbanduhr hervortreten ließ. »Und ich habe auch eine Idee, wie sich das machen läßt.«
»Hoffentlich ist das eine gute Idee.«
»Es ist mehr als das,
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