Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
tun hat, das du dauernd in dich hineinstopfst?«
»Das Kind sehnt sich danach. Was soll ich dagegen tun? Bei mir kommt dieses heftige Verlangen natürlich als erstes an.« Fran neigte den Kopf und musterte ihr Spiegelbild. Wenn ihr Gesicht nicht wie ein aufgeblasener Ballon wirken würde, wäre die runde, kinnlange Frisur bestimmt ausgesprochen schmeichelhaft, dachte sie. »Herrje, warum habe ich mir nur dieses braune Kleid gekauft? Darin sehe ich aus wie ein Mammut in Wolle.«
»Das hast du gesagt, nicht ich.« Deanna drehte sich zu den Fahrstühlen um und beobachtete Fran aufmerksam wie eine Eule, als sie auf den Knopf drückte.
»Keine Witze über Schlankheitskuren, ja?« So würdevoll wie es irgend ging watschelte Fran in den Fahrstuhl und drückte die Sechzehn. »Ich kann es gar nicht erwarten, daß du in meine Fußstapfen trittst. Warum gibst du nicht einfach nach und heiratest Finn? Dann könntest auch du eine Familie gründen und die Freuden der Mutterschaft genießen: geschwollene Füße, Verdauungsstörungen, Schwangerschaftsstreifen und die besonders weitverbreitete schwache Blase.«
»Du läßt wirklich den Eindruck entstehen, daß es sich um etwas ungeheuer Reizvolles handelt.«
»Das Dumme ist nur, daß es tatsächlich etwas ungeheuer Reizvolles ist . Das war auch der einzige Grund, warum ich jetzt ein zweites Mal fast wie ein kleiner Planet durch die Gegend laufe.« Sie preßte eine Hand in ihre Seite, als das Baby, das sie wieder ›Big Ed‹ nannte, einen Doppelpaß hinlegte. »Es gibt eigentlich nichts, was sich damit vergleichen ließe«, murmelte sie. Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich. »Also, heiratest du den Kerl jetzt, oder was ist?«
»Ich denke darüber nach.«
»Du denkst jetzt schon seit Wochen darüber nach.« Auf dem Weg in Deannas Büro stützte Fran ihre Hand gegen den Rücken.
»Finn läßt es sich auch noch durch den Kopf gehen.« Deanna wußte, daß das jetzt sehr nach einer Ausrede klang und stürmte darüber verärgert durch das leere Vorzimmer in ihr Büro. »Und im Moment ist alles ein wenig kompliziert.«
»Es ist immer alles kompliziert. Wer dauernd auf den perfekten Augenblick wartet, stirbt gewöhnlich als erster.«
»Wie tröstlich.«
»Ich will dich ja nicht drängen.«
»Nein?« Deanna lächelte wieder.
»Höchstens Anstöße geben, meine Süße. Was ist denn das?« Fran nahm die einzelne weiße Rose hoch, die jemand quer über Deannas Schreibtisch gelegt hatte. »Klasse«, sagte sie. »Richtig romantisch. Süß.« Ihr Blick fiel auf den einfachen weißen Briefumschlag, der noch auf Deannas Kladde lag.
»Finn?«
Nein, dachte Deanna, und fröstelte. Finn war das nicht. Sie bemühte sich, möglichst beiläufig zu klingen, als sie einen Haufen mit Briefen durchging, die von Cassie getippt waren. »Könnte sein«, meinte sie.
»Willst du den Brief gar nicht aufmachen?«
»Später. Zunächst will ich sicherstellen, daß Cassie diese Briefe auch bis heute abend zur Post gibt.«
»Herrgott, du bist aber wirklich eine harte Nuß, Dee. Wenn mir jemand eine einzelne Rose schicken würde, wäre ich wie Knetgummi.«
»Ich habe zu tun.«
Frans Kopf fuhr hoch, als sie die Veränderung in Deannas Stimme bemerkte. »Das sehe ich. Ich werde dich auch nicht länger davon abhalten.«
»Tut mir leid.« Augenblicklich zerknirscht, streckte Deanna die Hand aus. »Wirklich, Fran, ich hatte gar nicht vor, dich so anzufahren. Vermutlich bin ich einfach ein wenig nervös. Der Emmy für die erste Tagessendung rückt immer näher, und diese dämliche Geschichte in diesem Skandalblatt über meine geheime Affäre mit Loren Bach letzte Woche muß ich auch erst verdauen.«
»Ach, meine Liebe, nimm das doch nicht so ernst. Komm schon! Ich denke, Loren hatte sogar seinen Spaß daran.«
»Das kann er sich ja auch leisten. Ihm hat man nicht angehängt, er würde sich seinen Weg zu einem Zuschaueranteil von dreißig Prozent durch alle möglichen Betten hindurch bahnen.«
»So etwas glaubt doch sowieso kein Mensch.« Deannas Gesichtsausdruck verärgerte sie. »Es sei denn, sein Intelligenzquotient liegt im zweistelligen Bereich. Und was die Emmys anbelangt, brauchst du dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Du wirst die Auszeichnung gewinnen.«
»Das erzählen sie auch Susan Lucci die ganze Zeit.« Doch jetzt mußte Deanna lachen. Mit einer Handbewegung deutete sie nach draußen. »Und jetzt raus mit dir – dieses Mal gehst du aber wirklich nach Hause. Es ist ja ohnehin gleich
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