Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Gedanken über das Abendessen machen.
Wenn sie Finn heiratete, würde sie jetzt mit ihm nach Hause fahren – in ihr gemeinsames Zuhause, nicht in seines und nicht in ihres.
Wenn sie Finn heiratete … Deanna spielte mit dem Armband, das sie nicht mehr ablegte und das für sie genauso Talisman war wie für Finn das Kreuz, das er immer trug. Wenn sie ihn heiratete, würde sie ihm ein Versprechen geben, das für immer gültig war.
Sie glaubte daran, daß man Versprechen hielt.
Finn und sie würden beginnen, eine Familie zu planen.
Sie glaubte ganz tief an die Familie.
Und sie würde Wege finden müssen, damit auch alles
klappte – gute, zuverlässige, intelligente Wege, um alles im Gleichgewicht zu halten.
Und an diesem Punkt ging es für sie nicht weiter.
Ganz egal, wie oft sie versucht hatte, innezuhalten und alles genau zu durchdenken, oder wie oft sie sich darum bemüht hatte, eine Dringlichkeitsliste zu erstellen und zu planen, wie sie die einzelnen Punkte in Angriff nehmen wollte, sprang sie hier wie ein verschrecktes Reh wieder zurück.
Sie war sich nicht sicher, ob sie einen Weg fand, auf dem es funktionierte.
Es gibt keine Eile, erinnerte sie sich. Und im Augenblick lag ihre Priorität darauf, die nächste Sprosse ihrer Karriereleiter zu erklimmen.
Sie blickte auf ihre Armbanduhr, rechnete aus, wieviel Zeit sie für die Arbeit brauchte und wieviel Zeit ihr noch zur Verfügung stand. Es reichte, um sich eine kurze Entspannungsübung zu gönnen, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte.
In ihrer Sendung hatte sie von einem Gast Techniken zur Verminderung von Streß gelernt, und mit einer dieser Techniken wollte sie es jetzt einmal ausprobieren. Sie schloß die Augen, machte tiefe, unbeschwerte Atemzüge. Der nächste Schritt bestand darin, sich eine Tür vorzustellen, eine verschlossene Tür ohne besondere Merkmale. Wenn sie sich dann dazu bereit fühlte, sollte sie diese Tür öffnen und einen Ort betreten, der friedlich war und an dem sie sich entspannen und wohlfühlen konnte.
Wie immer öffnete sie die Tür viel zu schnell, da sie darauf brannte, zu sehen, was auf der anderen Seite lag.
Sie kam auf die Veranda von Finns Blockhaus. Es war Frühling. Schmetterlinge flatterten über die Blüten der Kräuter und die niedrigen, blühenden Pflanzen seines Steingartens hinweg. Sie konnte das schläfrige Summen der Bienen hören, die über den lachsfarbenen Azaleen schwebten, die einzupflanzen sie ihm selbst geholfen hatte. Der Himmel strahlte in einem wunderschönen, klaren Blau, das zum Träumen wie geschaffen war.
Wunderbar zufrieden seufzte sie. Musik war zu hören, ein
Streichkonzert. Durch die offenen Fenster hinter ihr drang gerade ein Crescendo weinender Geigen.
Dann lag sie auf der weichen, blühenden Grasfläche und streckte die Arme nach Finn aus. Die Sonne umrahmte seine Haare wie mit einem Heiligenschein, warf Schatten über sein Gesicht, ließ die Farben seiner Augen noch kräftiger werden, bis sie so blau waren, daß sie in ihnen hätte ertrinken können. Am liebsten hätte sie das auch gemacht. Und er lag in ihren Armen, sein Körper fühlte sich warm und fest an, sein Mund war sicher und geschickt. Sie konnte spüren, wie sich ihr Körper vor Verlangen anspannte und ihre Haut im Einklang damit summte. Sie bewegten sich langsam, fließend und mit der Anmut von Tänzern. Die blaue Kuppel des Himmels spannte sich über ihnen, das Summen der Bienen war wie ein zitterndes Pulsieren.
Wie ein Flüstern, das durch die Musik ihres Traumes bis zu ihr vordrang, hörte sie ihren Namen. Und sie lächelte und öffnete die Augen, um ihn anzuschauen.
Doch es war nicht Finn. Wolken waren über die Sonne gekrochen und hatten den Himmel pechschwarz werden lassen, so daß sie Finns Gesicht nicht sehen konnte. Doch er war es nicht. Noch während ihr Körper zurückschreckte, sagte der Unbekannte wieder ihren Namen.
»Ich denke an dich. Immer.«
Mit einem Ruck war sie hellwach. Ihre Haut war mit kaltem Schweiß bedeckt, das Herz schlug wie wild. Unwillkürlich schlang sie die Arme schützend um ihren Körper, um ein plötzliches, heftiges Kältegefühl abzuwehren. Zum Teufel mit dieser Meditation, dachte sie und bemühte sich, den letzten Rest des Traumes von sich abzuschütteln. Mit arbeitsbedingtem Streß mußte sie jeden Tag umgehen. Sie versuchte, über sich zu lachen, aber das Geräusch, das sie dabei hervorbrachte, klang mehr wie ein Schluchzen.
Ich bin einfach groggy, fühle mich ein
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