Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Cassie.«
Auch als sie das leise Klicken hörte, mit dem sich die Tür hinter ihrer Sekretärin schloß, lief sie ohne ihren Schritt zu verlangsamen rastlos am eleganten Schreibtisch vorbei über den Aubusson zu der alten Vitrine mit den von ihr gewonnenen Preisen hinüber.
Die habe ich mir alle verdient, dachte sie. Jetzt würde niemand noch einmal über sie hinwegsehen.
Vor den gerahmten Fotos und den Bildern aus Zeitungen und Zeitschriften, die eine Wand schmückten, blieb sie stehen. Auf ihnen war sie selbst zu sehen, wie sie auf Wohltätigkeitsveranstaltungen und bei Preisverleihungen mit prominenten Persönlichkeiten zusammenstand, ferner zeigten sie die Titelseiten von Fernsehzeitschriften und verschiedenen Magazinen mit ihrem Porträt. Tief Luft holend, starrte sie die Bilder an.
»Ist sie sich eigentlich klar darüber, wer ich bin?« murmelte sie. »Hat sie eine Ahnung, mit wem sie es da zu tun hat?«
Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder von der Wand ab. Es war ein Ausrutscher gewesen, rief sie sich ins Gedächtnis zurück. Ein kleiner Fehler, der sich leicht wiedergutmachen ließ. Immerhin mochte sie das Mädchen.
Allmählich wurde sie wieder etwas ruhiger, umrundete ihren Schreibtisch und nahm in dem speziell für sie angefertigten rosafarbenen Ledersessel Platz, den ihr ihr früherer Ehemann geschenkt hatte, als ihre Talk-Show bei den Einschaltquoten den ersten Platz erreicht hatte.
Cassie blieb stehen. Sie war nicht so dumm, sich einem der Mahagonisessel mit den mit Petit point überladenen Kissen zu nähern, bevor sie dazu aufgefordert wurde.
»Haben Sie mit den Lieferanten für Speisen und Getränke Kontakt aufgenommen?«
»Ja, Miss Perkins. Der Menüvorschlag liegt auf Ihrem Schreibtisch.«
Angela warf einen flüchtigen Blick darauf und nickte geistesabwesend. »Mit der Floristin ebenfalls?«
»Bis auf die Callas haben sie alles zugesagt«, berichtete Cassie. »Sie versuchen, sie in der von Ihnen gewünschten Menge zu finden, haben jedoch etliche Vorschläge gemacht, was als Ersatz dienen könnte.«
»Wenn ich einen Ersatz haben wollte, hätte ich nach einem Ersatz verlangt.« Angela machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Das ist nicht Ihre Schuld, Cassie. Setzen Sie sich.« Angela schloß die Augen. Einer ihrer Migräneanfälle war wieder im Anmarsch, einer dieser wie eine Ramme in ihrem Schädel pochenden, plötzlich auf sie einstürmenden Schmerzanfälle. Sanft massierte sie sich mit zwei Fingern die Mitte der Stirn. Ihre Mutter hatte häufig Kopfschmerzen gehabt, erinnerte sie sich. Sie hatte sie mit Alkohol zum Verschwinden gebracht. »Holen Sie mir bitte ein Glas Wasser, ja? Ich bekomme gerade Migräne.«
Cassie erhob sich wieder von dem Sessel, in den sie sich gerade gesetzt hatte, und ging durch das Zimmer zur funkelnden Bar hinüber. Sie war eine ruhige Frau, sowohl in ihrem Auftreten als auch in ihren Worten. Und sie war ehrgeizig genug und so sehr an ihrem Vorwärtskommen interessiert, daß sie über Angelas Schwächen hinwegsah. Ohne etwas zu sagen, wählte sie die Kristallkaraffe, die jeden Tag mit frischem Quellwasser gefüllt wurde, und goß Angela ein Wasserglas ein.
»Danke.« Angela ließ eine Kopfschmerztablette in das Wasser fallen und hoffte inständig, daß die Wirkung möglichst bald einsetzte. Sie konnte es sich nicht leisten, während ihres Termins beim Mittagessen abgelenkt zu sein. »Haben Sie eine Liste der Gäste gemacht, denen wir für die Party zugesagt haben?«
»Liegt auf Ihrem Schreibtisch.«
»Schön.« Angela hielt die Augen weiter geschlossen. »Geben
Sie Deanna eine Kopie der Liste und alle anderen Unterlagen, von jetzt an wird sie sich um die Details kümmern.«
»Ja, Ma’am.« Sich ihrer Pflichten bewußt, begab Cassie sich hinter Angelas Schreibtisch und massierte sanft ihre Schläfen. Die Minuten verstrichen und wurden vom leisen Ticken der Uhr in dem länglichen Gehäuse auf der anderen Seite des Büros abgezählt, die mit einer kleinen Melodie jede Viertelstunde anzeigte.
»Haben Sie den Wetterbericht eingeholt?« murmelte Angela.
»Es soll klares und kühles Wetter geben mit Tiefsttemperaturen um die acht Grad.«
»Dann müssen wir die Terrasse heizen. Ich will, daß getanzt wird.«
Gehorsam ging Cassie zu ihrem Platz hinüber, um sich die Anweisungen aufzuschreiben. Ihre Aufmerksamkeit wurde mit keinem Wort des Dankes gewürdigt, und Cassie verlangte das auch gar nicht. »Ihre Friseuse kommt um zwei Uhr zu Ihnen nach Hause;
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