Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Mögliche tun, um dir bei deiner Party zu helfen.«
Als ob ein Schalter umgelegt worden wäre, verwandelte sich Angelas eisiger Blick in ein ausgesprochen warmes Lächeln.
»Du bist ein Schatz. Weißt du was? Damit du nicht auf den Gedanken kommst, ich sei nachtragend, kannst du Marshall ja morgen abend mitbringen.«
»Angela …«
»Ein Nein als Antwort werde ich nicht akzeptieren.« Sie glitt vom Schreibtisch herunter. »Und wenn du ein oder zwei Stunden früher kommen könntest, wäre ich dir überaus dankbar. Keiner hat ein solches Organisationstalent wie du, Dee. Wir sprechen später noch einmal darüber, ja?«
Deanna lehnte sich in ihrem Sessel zurück, als Angela davonschlenderte. Sie hatte das Gefühl, von einer Dampfwalze aus Samt überrollt worden zu sein.
Kopfschüttelnd blickte sie auf ihre Notizen. Ihre Finger schwebten über die Tastatur. Mit einem Stirnrunzeln entspannte sie sich wieder. Angela irrte sich, dachte sie. Marshall beeinträchtigte ihre Arbeit nicht. Interesse an einem Mann zu entwickeln, mußte doch nicht mit ehrgeizigen Karriereplänen kollidieren.
Sie genoß es, mit Marshall auszugehen. Sie mochte seine Intelligenz – die Art und Weise, wie er eine Situation von mehreren Seiten betrachten konnte, die Art seines Lachens, wenn sie sich auf ihrer Meinung versteifte und sich weigerte, davon abzurücken.
Deanna schätzte sehr an ihm, daß er die körperliche Seite ihrer Beziehung sich in der ihr eigenen, langsamen Geschwindigkeit entwickeln ließ. Zugegebenermaßen wurde die Versuchung, die Dinge voranzutreiben, allerdings immer stärker. Es war schon lange her, daß sie sich bei einem Mann sicher und stark genug gefühlt hatte, um ihn zu Intimerem einzuladen.
Sobald es dazu kam, würde sie ihm alles erzählen müssen, dachte sie.
Bevor sich die Erinnerungen mit schmerzhaften Stacheln in ihr Herz gruben, schüttelte sie sie von sich ab. Nach ihren Erfahrungen war es am besten, sich auf das jeweils Nächstliegende zu konzentrieren und sich nicht über etwas Gedanken zu machen, das noch gar nicht eingetreten war.
Und das Nächstliegende bestand jetzt darin, ihre Beziehung
mit Marshall, wenn es denn eine Beziehung war, genau zu untersuchen und dann zu entscheiden, wohin sie sich entwickeln sollte.
Ein Blick auf die Uhr ließ sie aufstöhnen.
Der nächste Schritt würde sich in ihrem ganz persönlichen Tempo vollziehen müssen. Sie setzte die Finger auf die Tastatur und begann mit der Arbeit.
Angelas Mitarbeiterstab nannte ihren an eine Suite erinnernden Bürotrakt insgeheim ›die Zitadelle‹. Wie eine Feudalherrscherin regierte sie dort von ihrem aus der französischen Provinz stammenden Schreibtisch aus, erteilte Befehle, maß jedem seinen Lohn und seine Strafe zu. Wer nach einer sechsmonatigen Probezeit in diesem Stab blieb, war ihr treu ergeben, mit Fleiß bei der Sache und behielt seine Klagen für sich.
Sie stellte anerkanntermaßen hohe Anforderungen, ließ keine Ausreden gelten und nahm für sich einen bestimmten Luxus in Anspruch, was sie sich allerdings auch verdient hatte.
Angela betrat das Vorzimmer zu ihrem Büro, in dem ihre Sekretärin gerade damit beschäftigt war, die näheren Details für die Aufzeichnung am Montag zu klären. Vom ruhigen Flur zweigten auch die anderen Büros der Regisseure und Produzenten, der Zuschauerforscher und Mitarbeiter ab. Die lärmende Geschäftigkeit in den Räumen der Nachrichtenredaktionen hatte Angela schon lange hinter sich gelassen. Sie hatte die Tätigkeit als Fernsehjournalistin nicht nur als Sprungbrett, sondern als wahres Katapult für ihre Ambitionen genutzt und hatte dabei, soweit sie sich zurückerinnern konnte, nur eines gewollt: im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
Bei den Nachrichten war der Bericht das Allerwichtigste. Natürlich wurde auch die Sprecherin wahrgenommen, die diesen Bericht vermittelte, wenn sie gut genug war. Und Angela war sehr gut gewesen. Sich sechs Jahre dem ungeheuren Druck der Live-Berichterstattung auszusetzen, hatte sie einen Mann gekostet, ihr einen zweiten ins Netz gehen lassen und ihr den Weg zur eigenen Talk-Show Angela geebnet.
Die kirchenähnliche Stille dicker Teppiche und schallisolierter Wände war ihr viel lieber, und mittlerweile bestand sie auf diesen Arbeitsbedingungen.
»Es sind einige Nachrichten für Sie eingetroffen, Miss Perkins.«
»Später.« Angela riß eine Hälfte der Doppeltür auf, die in ihr eigenes Büro führte. »Ich brauche Sie jetzt hier bei mir,
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