Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
meinen, Sie würden mich jetzt so einfach los, haben Sie sich getäuscht. Was das Stunkmachen anbelangt, haben Sie recht, Lieutenant. Ein Anruf, und ich kann ein Dutzend Kameras haben, die sich bei jedem Ihrer Schritte an Ihre Fersen heften. Ich kann Sie unter so starken Druck setzen, daß Sie nicht in der Lage sind zu niesen, ohne daß irgend jemand ein Mikrofon unter Ihre Nase hält. Bevor Sie Ihren nächsten Atemzug machen, wird ganz Chicago nur noch über diesen Serienmörder sprechen. Ihr Vorgesetzter und der Bürgermeister werden davon bestimmt nicht sonderlich begeistert sein, nicht wahr?« Er machte eine kurze Pause. »Entweder nutzen
Sie mich für Ihre Zwecke, oder ich nutze Sie für meine. Sie haben die Wahl.«
Jenner verschränkte seine Arme auf dem Tisch. »Ich mag keine Drohungen.«
»Ich auch nicht. Aber ich werde weit mehr tun als nur zu drohen, wenn Sie versuchen, mich jetzt aus allem herauszuhalten.« Er schaute auf die Fotos der Opfer an der Korkwand. »Er könnte völlig durchdrehen.« Ruhig und bedacht fuhr Finn fort: »Er könnte jederzeit durchdrehen und versuchen, auch Deannas Foto in diese kleine Galerie zu bringen. Sie sind sauer, weil ich auf eigene Faust Recherchen durchgeführt habe. Seien Sie sauer! Das ist Ihr gutes Recht. Aber nutzen Sie das doch für Ihre Arbeit aus. Andernfalls werde ich Sie für meine ausnutzen.«
Jenner schob seine Verärgerung beiseite und dachte ganz nüchtern darüber nach, wieviel Schaden ein Medienkrieg anrichten würde. Zuviel, dachte er. Immer zuviel.
»Ich schlage folgendes vor, Mr. Riley. Wenn wir davon ausgehen, daß McNeil das erste Opfer von dreien war, sollten wir das auf jeden Fall für uns behalten.«
»Ich sagte Ihnen bereits, daß ich nicht an einer Story interessiert bin.«
»Das gehört nur zu den Grundregeln unserer Zusammenarbeit. Nehmen wir an, daß nur eine begrenzte Anzahl von Leuten über die Erkenntnisse verfügt, die ein Motiv für den Mord an McNeil liefern.« Er deutete auf einen Stuhl und wartete, bis Finn sich wieder hingesetzt hatte. »Erzählen Sie mir von diesen Leuten. Fangen Sie mit Loren Bach an.« Entgegenkommend schlug Jenner die Akte von Loren auf, die Angela von Beeker hatte erstellen lassen.
Cassie kam in Deannas Büro und stieß einen tiefen Seufzer aus. Deanna stand auf einem Hocker in der Mitte des Raumes, die Schneiderin zu ihren Füßen. Sie war in meterlange, wallende, schimmernde weiße Seide gehüllt.
»Das ist ja wunderbar.«
»Wir haben gerade angefangen.« Doch Deanna hätte selbst beinahe einen Seufzer ausgestoßen, als sie mit einer
Hand über den geschwungenen Rock strich, der fein säuberlich mit Nadeln an dem spitzenartigen Oberteil befestigt war. Irische Spitze, dachte sie. Für Finn. »Doch Sie haben natürlich recht.«
»Ich sollte meine Kamera holen.« Begeistert stürmte Cassie zur Tür. »Nicht bewegen.«
»Ich gehe jetzt sowieso nirgendwohin.«
»Sie müssen still sein«, beschwerte sich die Schneiderin mit den Nadeln zwischen den Lippen. Ihre Stimme war so krächzend, daß man auf die Idee kommen konnte, sie hätte schon mehrere davon verschluckt.
Deanna benötigte ihre ganze Willenskraft, um nicht von einem Fuß auf den anderen zu treten. »Bin ja schon still.«
»Sie wackeln wie eine Sprungfeder.«
»Tut mir leid.« Deanna atmete langsam und tief ein und aus. »Ich glaube, ich bin nervös.«
»Das ist sie, die zukünftige Braut«, meinte Cassie, als sie mit einem Camcorder vor dem Gesicht zurückkam. »Deanna Reynolds, die amtierende Königin des Tagesprogramms, trägt ein elegantes Kleid von …«
»Italienische Seide«, soufflierte die Schneiderin. »Mit einem Hauch irischer Spitze und einem Meer von Süßwasserperlen.«
»Exquisit«, meinte Cassie in sachlichem Ton. »Sagen Sie uns, Miss Reynolds …« Wie ein Profi holte sie Deannas Gesicht heran. »Wie fühlen Sie sich anläßlich dieses aufregenden Ereignisses?«
»Ich habe schreckliche Angst.« Wenn die Anprobe mehr als fünf Minuten den vorgesehenen Zeitrahmen überschritt, würde Deanna sie die ganze Woche über nicht mehr wettmachen können. »Und teilweise komme ich mir ziemlich verrückt vor. Doch davon einmal abgesehen genieße ich jede Minute.«
»Wenn Sie jetzt einen Moment vollkommen stillstehen, gehe ich einmal um Sie herum, damit unsere Zuschauer einen vollständigen Eindruck bekommen können.« Cassie trat zur Seite und machte einen Schwenk. »Das wird in meine immer umfangreicher werdende Bibliothek des
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