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Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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überhaupt keine Fenster hatte und eher wie eine riesige Kiste wirkte. Wie ein Sarg.
    Einem Speer gleich drang Panik durch ihren Schock. Sie bäumte sich auf, schrie und stolperte wie betrunken aus dem Bett. Während sie zu einer Wand torkelte, ließ sie ihre Finger über die feine Blumentapete wandern und suchte verwirrt nach einem Ausgang. Sie war eingesperrt! Mit weit aufgerissenen Augen wirbelte sie herum. Sie war tatsächlich eingesperrt.
    Erst jetzt sah sie, was über dem Bett an der Wand hing. Der Anblick reichte aus, um die hochwallende Hysterie verlöschen zu lassen. Ein riesiges Foto lächelte frech auf sie herunter. Für ein paar Momente völlig verblüfft, starrte Deanna auf Deanna. Das Geräusch ihres eigenen dumpfen Herzschlags im Ohr, sah sie sich genau im übrigen Teil des Zimmers um.
    Es gab tatsächlich weder Türen noch Fenster. Dafür sah sie überall Blumen, von Wand zu Wand nur Blumen. Und Fotos. Dutzende von Bildern von ihr waren an den Seitenwänden aufgereiht. Schnappschüsse, Titelbilder verschiedener Zeitschriften und Pressefotos drängten sich an der lieblichen Tapete zusammen.
    »O Gott, o Gott.« In ihrer Stimme hörte sie die wimmernde Panik und biß sich heftig auf die Lippe.
    Mit vor Schreck glasigem Blick wandte sie sich von ihren eigenen Bildern ab und starrte auf einen großen Eßtisch, dessen schneeweißer, von der vielen Stärke ganz steifer Tischläufer den Hintergrund für silberne Leuchter und glänzendweiße dünne Wachskerzen abgab. Dutzende von kleinen Schätzen waren auf dem Tisch angeordnet: ein Ohrring, den sie vor Monaten verloren hatte, ein Lippenstift, ein Seidenschal, den ihr Simon einmal zu Weihnachten geschenkt hatte, ein Handschuh aus elastischem roten Leder, der ihr einen Winter zuvor abhanden gekommen war.
    Und da war noch mehr. Sie rückte näher an den Tisch heran,
und während sie sich gegen die auf sie einstürmende Welle der Angst stemmte, studierte sie die Sammlung. Ein Zettel mit einer handschriftlichen Notiz von ihr, den sie einmal Jeff gegeben hatte, eine mit einer goldenen Schnur umwickelte schwarze Haarlocke, weitere Fotos von ihr, immer nur Fotos von ihr in eleganten und reichverzierten Rahmen. Die Schuhe, die sie in der Limousine getragen hatte, waren ebenfalls da, daneben lag ihre säuberlich zusammengefaltete Jacke.
    Mit einem Schaudern wurde ihr bewußt, daß dieser Ort wie ein Schrein war. Ein wilder, angsterfüllter Laut drang aus ihrer Kehle. In der Ecke stand ein Fernseher, daneben ein Regal mit ledergebundenen Alben. Am beängstigendsten waren die in die oberen Raumecken installierten Kameras, deren winzige rote Lichter wie winzigkleine Augen leuchteten.
    Sie stolperte zurück, die Angst schnellte wieder in ihr hoch wie ein gerade geschlüpfter Vogel. Ihr Blick schnellte von einer Kamera zur nächsten.
    »Ihr beobachtet mich.« Sie unterdrückte den Schrecken in ihrer Stimme. »Ich weiß, daß ihr mich beobachtet. Ihr könnt mich nicht hierbehalten. Sie werden mich suchen. Ihr wißt, daß sie mich finden werden. Wahrscheinlich haben sie bereits die Suche aufgenommen.«
    Sie schaute auf ihr Handgelenk, suchte nach ihrer Uhr, doch die Uhr war weg. Wie lange bin ich denn wohl schon hier? fragte sie sich verzweifelt. Vielleicht war es Minuten her, vielleicht aber auch schon mehrere Tage, daß sie im Wagen ohnmächtig geworden war.
    Der Wagen. Ihr Atem ging stoßweise. »Tim.« Sie preßte die Lippen aufeinander, bis der Schmerz den Drang zu weinen erstickt hatte. »Tim, Sie müssen mich hier rauslassen. Ich werde Ihnen helfen. Das verspreche ich Ihnen. Ich werde tun, was ich kann. Bitte, kommen Sie hier herein, sprechen Sie mit mir.«
    Als ob es nur dieser Einladung bedurft hätte, öffnete sich ein Teil der Wandvertäfelung. Unwillkürlich schwenkte Deanna auf die Öffnung zu, verkniff sich einen verzweifelten
Seufzer, als ihr Kopf sich durch die Droge wieder in zermürbenden Kreisen zu drehen begann. Sie straffte ihre Schultern und hoffte, ihre größte Angst zu verbergen.
    »Tim«, begann sie und starrte dann nur noch verwirrt vor sich hin.
    »Willkommen zu Hause, Deanna.«
    Scheue Freude ließ Jeffs Gesicht erröten, als er in den Raum trat. Er trug ein Silbertablett, auf dem ein Weinglas, ein Porzellanteller mit einer Pasta darauf und eine einzelne rote Rosenblüte zu sehen waren.
    »Ich hoffe, das Zimmer gefällt dir.« In seiner ruhigen und entschiedenen Art stellte er das Tablett auf die Spiegelkommode. »Es hat viel Zeit in Anspruch

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