Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Zwischenzeit …«, sie erhob sich, ging zu ihm und nahm mit der herzlichen, liebevollen Geste alter Freunde seine Hand in ihre Hände, »… gehst du zurück nach Chicago und regelst dort deine Angelegenheiten. Ich werde meinen Grundstücksmakler nach einem gemütlichen Platz für Barbara und dich suchen lassen. Brooklyn Heights vielleicht.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß. »Und du hältst die Ohren offen, mein Lieber, ja?«
»Selbstverständlich, Angela«, erwiderte er matt. »Wie du meinst.«
Zehntes Kapitel
L oren Bachs Büro lag ganz oben im hochaufragenden silbernen Turm, der Delacorts Stützpunkt in Chicago beherbergte. Die Glaswände boten eine Aussicht, die weit über die wie ein Monopoly-Spielbrett wirkende Innenstadt hinausreichte. An einem klaren Tag konnte er bis in die im Dunst liegenden Ebenen Michigans sehen. Loren betonte oft und gerne, er könne über Hunderte der Sender wachen, die das Programm von Delacort verbreiteten, und über Tausende von Häusern, in denen das Programm verfolgt wurde.
Die Bürosuite war ein Spiegel seiner Persönlichkeit. Der Hauptbereich war schnittig und elegant gestaltet, ein maskuliner Raum, vorgesehen für ernsthaftes Arbeiten. Die tiefgrünen Wände und die Zierleisten aus dunklem Walnußholz erfreuten das Auge und waren der klare, ruhige Hintergrund für die glatten, modernen Möbel und die in Nischen eingelassenen Fernsehbildschirme. Er wußte, daß es manchmal nötig war, in einem Büro nicht nur Geschäfte zu machen, sondern auch Gäste zu empfangen. Als diesbezügliches Zugeständnis und um ein wenig Bequemlichkeit zu bieten, befand sich ein halbkreisförmiges, weinrotes Ledersofa darin, ferner zwei gepolsterte Chromsessel und ein breiter Rauchglastisch. Der Inhalt seines bis oben gefüllten Kühlschranks sorgte dafür, daß er seinem ständigen Drang, Cola zu trinken, nachgeben konnte.
An einer der Wände hing eine ganze Reihe Fotos, die Loren mit prominenten Persönlichkeiten zeigten, mit Stars, deren Sitcoms und Spielfilme von Delacort vertrieben wurden, mit hohen Tieren aus den Chefetagen der verschiedenen Sendernetze
und Politikern. Bezeichnenderweise fehlte in dieser Zusammenstellung nur Angela Perkins.
An das Büro schloß sich ein in dramatischen Schwarzweißkontrasten gehaltener Waschraum an, den ein Whirlpool und eine Sauna vervollständigten. Dahinter lag ein kleineres Zimmer, in dem sich ein Bett, ein Fernseher mit Großbildschirm und ein Wandschrank befanden. Loren hatte nie von seiner Gewohnheit aus mageren Jahren abgelassen, lange Stunden zu arbeiten, häufig nur wenige Stunden zu schlafen und sich direkt am Arbeitsplatz umzuziehen.
Sein Refugium war jedoch ein ehemaliger Büroraum, den er mit bunten Spielautomaten vollgestopft hatte. Dort konnte er Videoschönheiten und ganze Welten retten. Elektronische Flipperautomaten mit wirbelnden Lichtern und verwirrenden Klängen sowie ein sprechender Cola-Automat machten die private Spielhalle komplett.
Jeden Morgen gewährte er sich eine Stunde, um in dem Geklingel und Gepfeife zu schwelgen, und häufig forderte er seine Mitarbeiter dazu auf, seine besten Punktergebnisse zu überbieten, was jedoch keinem gelang.
Loren Bach war auf dem Gebiet der Videospiele ein richtiger Zauberer; die Liebe zu diesen Maschinen war bereits in der Kindheit durch die Bowlingbahnen, die seinem Vater gehörten, entstanden. Am Bowling hatte Loren nie Interesse entwickelt, doch Geschäfte und das Aufblitzen der silbernen Kugel hatten ihn schon immer fasziniert.
Kaum hatte er seinen Abschluß am Massachusetts Institute of Technology in der Tasche gehabt, erweiterte er das Geschäft seines Vaters mit Spielhallen. Nebenbei machte er seine ersten spielerischen Gehversuche beim König des Videos: dem Fernsehen.
Heute, dreißig Jahre später, waren Arbeit und Spiel bei ihm nicht mehr zu trennen.
Obwohl er es zuließ, daß im Bürobereich auch ein paar dekorative Elemente zur Geltung kamen – eine Skulptur von Zorach, eine Collage von Gris –, bildete der Schreibtisch das Zentrum. Und dieser erinnerte eher an ein Steuerpult als an einen herkömmlichen Schreibtisch. Loren hatte ihn selber
entworfen. Er genoß die Vorstellung, in einem Cockpit zu sitzen und über Schicksale zu entscheiden.
Der untere Teil dieses Schreibtisches enthielt keine Schubladen, sondern war mit Dutzenden von kleinen Fächern ausgestattet, ebenso einfach wie praktisch. Die Arbeitsfläche war breit und geschwungen, so
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