Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
sie zu treffen.«
Angela betätigte ihr Feuerzeug.
»Wie es hieß, hat er sich sogar ihr Band angesehen, und es gefiel ihm ebenfalls.«
»Dann will er also einer seiner jungen Reporterinnen wohl ein wenig schmeicheln, wie?« Angela warf den Kopf zurück,
aber ihre Kehle war wie zugeschnürt, so daß der Rauch kaum hindurchdrang. Nur ein einziger Schluck, dachte sie, ein einziger, kühler, schäumender kleiner Schluck.
»Sie hat das Band an Loren Bach geschickt.«
Ganz langsam ließ Angela die Zigarette sinken, legte sie im Aschenbecher ab und ließ sie dort vor sich hinglimmen. »So ein Miststück!« sagte sie leise. »Meint sie wirklich, sie kann mit mir konkurrieren?«
»Ich weiß nicht, ob sie sich jetzt schon soviel vorgenommen hat.« Er ließ den Gedanken ein wenig schmoren. »Ich weiß jedoch, daß einigen Zweigsendern im Mittleren Westen die Kosten deiner neuen Talk-Show Kopfzerbrechen bereiten. Sie könnten gewillt sein, etwas Billigeres zu übernehmen, zumal, wenn es auch noch mehr in ihrer Nähe produziert wird.«
»Dann laß sie doch. Was immer sie gegen mich aushecken, ich werde es überleben.« Mit einem bellenden Lachen durchquerte sie das Zimmer und genoß ihre Aussicht auf New York. Sie hatte alles, was sie wollte und brauchte. Endlich, nach langem Warten, war sie jetzt die Königin, die aus ihrem hohen, uneinnehmbaren Turm auf ihre Untertanen hinabschaute. Jetzt konnte ihr keiner mehr etwas anhaben, am allerwenigsten Deanna. »Ich bin jetzt ganz oben, Lew, und da werde ich bleiben, was immer das mir auch abverlangen mag.«
»Ich kann meine Verbindungen nutzen, um herauszufinden, was Loren Bach entscheidet.«
»Schön, Lew«, murmelte sie und starrte über die Wipfel der Bäume im Central Park hinweg. »Mach das.«
»Aber ich möchte meine Stelle wieder zurückbekommen.« Seine Stimme zitterte, soviel Abscheu empfand er vor sich selbst. »Ich bin jetzt vierundfünfzig Jahre alt, Angela. In meinem Alter und so, wie die Verhältnisse momentan draußen sind, kann ich es mir einfach nicht leisten, Lebensläufe zu verschicken. Ich will einen festen Vertrag über zwei Jahre. Dann sind meine beiden Kinder mit dem College fertig, ich kann das Haus in Chicago abstoßen und mit Barbara ein kleineres Haus weiter draußen kaufen. Wir brauchen den Platz
jetzt nicht mehr. Doch ich bin noch auf ein paar Jahre feste Anstellung angewiesen, um sicherzugehen, daß ich noch eine gewisse Reserve habe. Das ist doch nicht zuviel verlangt.«
»Offensichtlich hast du dir das gut durchdacht.« Angela setzte sich in den Sessel am Fenster, hob die Arme und legte sie auf die geblümten Kissen. Ganz von selbst konnte sie jetzt wieder freier atmen, und das freute sie. Der Geschmack der Macht vertrieb jedes Bedürfnis nach einem Drink.
»Ich habe für dich gute Arbeit geleistet«, erinnerte er sie. »Und dazu bin ich auch immer noch fähig. Darüber hinaus verfüge ich in Chicago über eine Menge Kontakte zu Menschen, die im Bedarfsfall interne Informationen an mich weitergeben.«
»Einen solchen Bedarf sehe ich zwar auch zukünftig nicht, aber …« Sie lächelte in sich hinein und dachte nach. »Ich möchte keine Möglichkeit außer acht lassen. Und außerdem belohne ich loyales Verhalten.« Sie sah ihn prüfend an. Eine Drohne, entschied sie. Jemand, der unermüdlich für sie arbeiten würde und der genug Angst hat, um seine ethischen Grundsätze den Erfordernissen unterzuordnen. »Lew, die Stelle als Produktionsleiter kann ich dir leider nicht mehr anbieten, die ist schon weg.« Sie beobachtete, wie er blaß wurde. »Doch als Regieassistent ließe sich etwas machen. Ich weiß zwar, daß das rein formal einer Zurückversetzung entspricht, aber so müssen wir das ja nicht unbedingt sehen.«
Ihr bestärkendes Lachen zeigte, daß es ihr nicht die geringste Mühe machte, ihren Abscheu vor ihm und ihren achtlosen Verrat zu vergessen. Schließlich arbeiteten sie jetzt wieder im gleichen Team zusammen.
»Ich habe mich immer auf dich verlassen können und bin froh, daß ich das auch weiterhin kann. Die Stelle ist zwar mit einer vernachlässigbaren Kürzung des Gehalts verbunden, aber dafür ist es auch New York, und das macht ja vieles wieder wett, nicht wahr?« Sie strahlte ihn an, erfreut von ihrer eigenen Großzügigkeit. »Und um dir zu zeigen, wie sehr ich dich schätze, will ich dich für meine erste Sondersendung engagieren. Wir werden einen Vertrag ausarbeiten lassen und
die Sache offiziell machen. Und in der
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