Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
noch aufregend.« Als sich Deanna zurücklehnte, quietschte ihr Sessel, was sie daran erinnerte, daß sie vergessen hatte, die Federn zu ölen. Sie beugte sich wieder vor und fügte das der immer länger werdenden Liste mit Erledigungen, die auf einer Ecke ihres Schreibtisches lag, hinzu. »Ich hoffe, Sie sind damit einverstanden, daß ich mich jetzt einfach darauf konzentriere, die erste Sendung auf die Beine zu stellen. Gedanken darüber, wie ich mich bei Angela für ihre Großzügigkeit erkenntlich zeigen kann, mache ich mir später.«
»Deanna, sehen Sie einfach nur zu, daß Ihre Sendung ein Erfolg wird. Das reicht. Und jetzt sollten wir zur Sache kommen.«
Zwanzig Minuten später legte sie auf. Hinter ihren Augen brauten sich gerade Kopfschmerzen zusammen. Was
hatte sie nur jemals veranlaßt zu glauben, sie hätte einen besonders guten Blick für Details? fragte sich Deanna. Und was hatte sie jemals veranlaßt zu glauben, sie wollte die Verantwortung auf sich nehmen, eine Talk-Show zu leiten?
»Deanna?« Cassie kam mit einem Tablett herein. »Ich dachte mir, Sie möchten vielleicht einen Kaffee.«
»Na, Sie können ja wirklich Gedanken lesen.« Deanna schob die Papiere beiseite, um Platz für die Kanne zu machen. »Haben Sie auch Zeit für einen Kaffee? Vielleicht sollten wir kurz auftanken, bevor der Rest der Termine für heute auf uns einstürmt.«
»Ich habe schon zwei Tassen mitgebracht.« Sie goß beide ein, bevor sie in einem Sessel Platz nahm. »Wollen Sie sich noch einmal durchlesen, was heute alles für Sie auf der Tagesordnung steht?«
»Lieber nicht.« Der erste Schluck des heißen schwarzen Kaffees entfaltete seine Wirkung und brachte ihren Kreislauf auf Trab. »Die ist schon auf meiner Stirn eingraviert. Haben wir für die Frauen der Baseballspieler nach der Sendung ein Mittagessen organisiert?«
»Simon und Fran werden als Gastgeber fungieren. Die Reservierungen wurden bestätigt. Und Jeff hatte die nette Idee, die Frauen im Künstlerzimmer mit ein paar Rosen zu empfangen. Das wollte ich aber Ihnen überlassen.«
»Der gute alte Jeff. Das ist eine hervorragende Idee. Lassen Sie uns doch noch in jeden Strauß Karten mit einem persönlichen Dankeschön vom Stab stecken.« Nach einem weiteren Schluck preßte Deanna die Hand auf ihren nervösen Magen. »Herrje, Cassie, ich habe wirklich eine panische Angst.« Sie stellte die Tasse beiseite, holte tief Luft, wurde wieder ein wenig ruhiger, beugte sich vor. »Ich will Ihnen eine Frage stellen und möchte wirklich, daß Sie mir die bittere Wahrheit sagen, ja? Nehmen Sie keine Rücksicht auf meine Gefühle und versuchen Sie nicht, mir unbegründeterweise Mut zu machen.«
»In Ordnung.« Cassie legte ihren Stenoblock auf den Schoß. »Schießen Sie los.«
»Sie haben doch lange Zeit für Angela gearbeitet und
kennen sich wahrscheinlich mit dem, worauf es bei einer Talk-Show ankommt, genausogut aus wie jeder Produzent oder Regisseur. Sie könnten auch bestimmt etwas darüber sagen, warum Ihrer Meinung nach Angela so gut läuft. Ich würde von Ihnen gerne erfahren, ob Sie aufrichtig glauben, daß wir mit unserer Sendung ebenfalls Aussicht auf Erfolg haben.«
»Sie wollen wissen, ob wir Deannas Stunde zu einer Sendung machen können, die sich mit anderen Sendungen messen kann?«
»Nicht einmal das«, meinte Deanna und schüttelte den Kopf. »Können wir das erste halbe Dutzend Sendungen hinter uns bringen, ohne derart ausgelacht zu werden, daß wir die Sache aufgeben müssen?«
»Die Antwort fällt nicht schwer. Übernächste Woche wird überall über Deannas Stunde geredet werden, was noch mehr Menschen veranlassen wird, die Sendung einzuschalten, um zu sehen, was davon zu halten ist. Und die Talk-Show wird ihnen gefallen, weil Sie ihnen gefallen.« Cassie lachte leise in sich hinein, als sie Deannas Gesichtsausdruck sah. »Und das sage ich jetzt nicht, weil ich denke, daß Sie das hören wollen. Tatsache ist, daß der Durchschnittszuschauer die Arbeit, die hinter einer solchen Show steckt und bewirkt, daß alles gut aussieht und glatt läuft, weder sieht noch zu würdigen weiß. Die Zuschauer wissen nicht, wie viele Stunden oder wieviel Schweiß das alles gekostet hat. Sie jedoch wissen das und arbeiten daher um so härter. Je härter Sie selbst arbeiten, um so härter arbeiten auch alle anderen. Denn Sie machen etwas, das Angela nie tat und vermutlich auch nie tun könnte: Sie geben uns das Gefühl, wichtig zu sein. Und das macht einen
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