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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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müssen berücksichtigen, wie Annegret sich gefühlt haben muss. Sie war sauer auf mich, weil ich mich nicht richtig um sie kümmern konnte und weil ich nicht mit ihr zurückgekommen bin. Geschäfte interessierten sie einfach nicht.«
    »Haben Sie sich mit ihr darüber gestritten?«
    »Man konnte nicht mit ihr streiten. Argumentieren war sinnlos. Sie war eingeschnappt, und ich dachte, wenn ich erst wieder da wäre und wir die geplante Hochzeitsreise nach Venedig nachholen würden, wäre wieder alles in Ordnung zwischen uns.«
    »Erzählen Sie bitte von der Zeit davor, von Ihren Hochzeitsplänen«, setzte Pia die Befragung fort.
    »Die Heirat – das war meine Idee, nicht Annegrets. Wir waren schon vier Monate zusammen, alles lief wunderbar, und meine Mutter bezeichnete Annegret immer noch als ›kleines Intermezzo‹ oder meine ›Köksch‹.«
    »Wie bitte?«, fragte Gerlach hinter dem Bildschirm.
    »Köksch – Küchenmagd. Kökschengriepen – Aufreiße in der Disko …«, übersetzte Pia.
    »Sie kennen den Begriff auch?« Ole Dreyling sah verlegen aus. »Meine Mutter hat es nicht so gemeint, wie es jetzt klingt. Aber sie wollte auch nicht begreifen, wie ernst es mir mit Annegret war. Ich wollte mein Leben mit ihr verbringen, und das musste ich meiner Familie irgendwie begreiflich machen.«
    »Warum Annegret?«
    »So etwas kann man doch nicht erklären. Wollen Sie etwa eine schlüssige Begründung für Liebe?«
    Wäre nicht schlecht, dachte Pia. Laut sagte sie: »Irgendetwas in Ihrer Beziehung zu Annegret muss Sie doch veranlasst haben zu glauben, dass eine Ehe mit ihr eine gute Idee wäre.«
    »Sie wollen wirklich eine Begründung für ein Gefühl«, stellte er mehr erstaunt als verärgert fest. »Und das nur, weil sie aus einfachen Verhältnissen stammte und ich nicht. Sie sind auch nicht besser …«
    »Wie reagierten Ihre Familien auf die Hochzeitspläne?«, hakte Pia nach, vermerkte aber für sich, dass Ole Dreyling die Einwände und Befürchtungen seiner Familie gegen die Heirat quasi schon zugegeben hatte.
    »Sie haben uns nicht ernst genommen«, antwortete Dreyling düster, und die hilflose Wut über diese Schmach stand ihm ins Gesicht geschrieben. Um Pias Blick auszuweichen, zog er den tropfenden Teebeutel aus seinem Becher und legte ihn auf eine bereitstehende Untertasse. Pia schwieg, und auch Gerlach hatte zu tippen aufgehört. Als Ole Dreyling die Stille im Raum nicht mehr aushielt, begann er, mit stockender Stimme zu erzählen. Er berichtete von den Hochzeitsvorbereitungen, die sowohl von seiner als auch von Annegrets Familie ignoriert worden waren. Sie hatten alles selbst arrangiert, die Einladungen, die kirchliche Trauung und die anschließende Feier im Historischen Weinkeller, wie Annegret es sich gewünscht hatte. »Es war perfekt vorbereitet«, sagte er, »und irgendwann schienen sich alle damit abgefunden zu haben. Annegret und ich wurden offiziell bei mir zu Hause zum Kaffee eingeladen, Hillinger war auch dabei.«
    »Ihr Familienanwalt?«
    »Richtig. Und ein guter Freund meines Vaters. Es sollte alles korrekt ablaufen.«
    »Inwiefern korrekt?«, fragte Pia ruhig, obwohl sich ihr Pulsschlag langsam erhöhte.
    Ole Dreyling zögerte. Er schluckte mehrmals und rieb sich mit den Handoberflächen über die Jeans. »Sie schlugen uns vor, einen Ehevertrag aufzusetzen.«
    »Ist der Vertrag zustande gekommen?«
    »Nein.«
    »Es erscheint ungewöhnlich, bei den unterschiedlichen Vermögensverhältnissen«, bemerkte Pia, die sich damit weit vorwagte.
    »Ich habe meiner Frau voll und ganz vertraut«, konterte Ole, »wozu ein Ehevertrag, wenn man sowieso weiß, dass man zusammenbleiben wird?« Seine aufgesetzte Naivität musste die restlichen Dreylings samt Anwalt in den Wahnsinn getrieben haben.
    »Haben Sie das notiert?«, fragte Pia pro forma Michael Gerlach, den sie wie alle ihre Kollegen bei Verhören stets siezte, »Ole Dreyling sagt aus, dass entgegen des Vorschlags seiner Eltern und des Familienanwalts kein Ehevertrag zustande gekommen ist.«
    Gerlach nickte.
    »Und Matthias Nowak, was sagte er dazu, als er aus dem Gefängnis kam und mit einer bevorstehenden Hochzeit überrascht wurde?«, hakte Pia weiter nach.
    »Wieso ist das wichtig?«, begehrte Ole Dreyling auf.
    »Weil Ihre Frau Annegret ermordet wurde und sich ihr Bruder zum Zeitpunkt des Mordes wahrscheinlich in Perugia aufgehalten hat«, erwiderte Pia mit sanfter Stimme.
    »Okay«, gab Ole Dreyling nach. »Matthias reagierte genauso wie alle

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